Wild wild West

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Baipa nach Old Tingri, 50 km, flach und windig

Je weiter wir nach Westen fahren, desto wilder wird es. Die tibetischen Männer tragen lange Haare und Cowboyhüte (ich merke, dass ich leider wieder keine Bilder von ihnen geschossen habe) und sehen fast aus wie Indios aus Südamerika. Franz übrigens auch, allerdings ohne die langen Haare, nur seine Gesichtsfarbe hat sich der der Bewohner hier angeglichen. Wir rollen über schnurgerade Straßen, durch kleinste Dörfer, immer im Flusstal, das sich hier und da weitet und Platz lässt für große Herden von Pferden, Schafe oder Yak. Wow. Seit Mittag sind wir endlich wieder auf dem Rad und lassen uns den Wind um die Nase wehen.

Allerdings heißt wilder Westen auch, dass der Strom manchmal ausfällt. So wie kurz nach unserer Ankunft in Old Tingri. Schmutzbier hatten wir schon, gerade sollten Dusche und Blog folgen, was sich erst einmal auf unbestimmte Zeit verschiebt. Von der Baustelle unseres Motels aus können wir aber immerhin den unverbauten Blick auf den Mt. Everest und den Cho Oyu genießen. Doch dann frischt der Wind noch einmal sehr kräftig auf, wir hatten schon beim Radeln Gegenwind, und verdeckt unsere geliebten Achttausender. Was hatten wir für ein Glück, die hohen Berge vorher gut zwei Tage lang unverhüllt zu sehen.

Auf der Fahrt sind wir auch durch tibetische Feuchtgebiete gekommen, auch wenn es manchmal eher den Anschein einer Wüste machte. Pfeiffhasen, Kraniche und „Strandläufer“ waren nur einige der Tiere, die wir zu Gesicht bekamen. Ein Dank an Ramon für die letzten drei Bilder. Annika und Dirk sind noch hoch zum neuen Pavillon geradelt, wir anderen saßen lieber vor dem Haus in der Sonne. Ab dem Nachmittag kühlt es allerdings rasch ab, der Wind ist sowieso kalt, und spätestens nach Sonnenuntergang sind Mütze und dicke Jacken angesagt. Wir hatten Glück, nach dem kurzen Spaziergang in den Ort (Old Tingri ist so etwas wie ein erweiterter Truckstop), kam der Strom wieder und wir konnten im Hellen essen und auch Blog schreiben ist wieder möglich.

Morgen geht es noch weiter gen Westen und wir sind gespannt, was uns auf der teils unbekannten Strecke noch erwartet.

PS. Das erste Bild ist noch ein Abschiedsfotos von unserer netten tibetischen Gastfamilie, die leider um ein Familienmitglied geschrumpft ist, denn der Herbergsvater, den wir schon vor Jahren wegen seines Aussehens auch „Häuptling Gurkennase“ getauft hatten, ist leider vor acht Monaten verstorben. Jetzt ist die Omi für Haus, Feuerstelle und Beaufsichtigung des Kleinkindes zuständig, einer ihrer Söhne und seine Frau beherbergen die Gäste und die älteste Tochter schaut ab und zu nach dem Rechten. Ich kenne sie noch von vor sechs Jahren, und selbst der Sohn, nach eigenen Angaben damals noch in der Grundschule, erkennt mich von einem Foto, das irgendwo in der Schublade eines bunt verzierten Schrankes liegt. Die übrigen Kinder sind aus dem Haus, wahrscheinlich im Internat, weil es hier in Passum ab der Grundschule nicht mehr weiter geht.


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