Am Ende gab es Tee

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Wehmütig schauen wir auf die Räder auf Wei Xins Auto, als wir nach dem Frühstück unsere Koffer rausbringen. Drei Wochen Radfahren liegen hinter uns und plötzlich ist alles vorbei. Zu der Wehmut kommt aber auch die Vorfreude auf zuhause. Drei Wochen sind immer so der Punkt. Es war schön, aber jetzt will man auch wieder heim.

Wei Xin bringt uns nach Taichung. Dort steigen wir in den Zug, der uns nach Taipei bringen wird. Die Fahrt mit der Taiwan High Speed Rail dauert nur 50 Minuten, mit dem Auto wäre man etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Mit Geschwindigkeiten von knapp 300 km/h rast der Zug durch das Land. Der Zug ist der japanische Shinkansen. Die Gleise, das hatte uns Wei Xin schon vor ein paar Tagen erklärt, stammen von den Europäern. Sicher nicht von den Deutschen, denke ich mir. Einmal im Leben Shinkansen fahren, ein Traum. DIe Züge fahren in raschem Takt und sind pünktlich, sehr pünktlich. Die Sitze im Zug sind angenehm breit, und man hat extrem viel Beinfreiheit. Die Deutsche Bahn kann sich hier in Sachen Pünktlichkeit, Takt und Beinfreiheit ein Beispiel nehmen.

In Taipei angekommen ist unser erstes Ziel der 505 m hohe Taipei 101. Dieser Besichtigungspunkt fiel zu Beginn der Reise wegen Taifunwarnung aus. Heute klappt es. Es ist bewölkt, aber wir können das Wetter nicht ändern. Immerhin ist der Turm geöffnet. DIe Schlange für die Eintrittskarten ist extrem lang – es ist Samstag. Wir kaufen die Karten am Automaten, was uns viel Wartezeit spart, und können so rasch in Richtung des Aufzugs gehen. Nach 20 Minuten Wartezeit sind auch wir endlich in den Aufzug, der uns in den 89. Stock bringen wird. Der Aufzug erreicht eine Geschwindigkeit von 1010 m/min, in Sekundenschnelle sind wir oben. Der Aufzug nach unten fährt nur mit 600 m/min. Die Sicht ist wegen des schlechten Wetters mäßig, die Anzeige unten im Ticketbereich behauptet, die Sicht Beträge 50-70%. Immerhin.

Danach fahren wir weiter in das Teeanbaugebiet von Taipei. Eine Seilbahn führt uns nach oben. Von der Seilbahn aus hätte man einen tollen Blick haben können, wenn was Wetter besser gewesen wäre. Als wir oben sind, fängt es noch an zu regnen. Wir suchen Schutz in einem Teehaus und trinken grünen Tee. Wer sich jetzt wie ich schöne Teeplantagen mit Teeverkostung und Teeverkauf vorgestellt hat, wird enttäuscht sein. Es war touristisch erschlossen, am Straßenrand kann man alles kaufen: gegrillte Würste, marinierter Tofu, Eis, Getränke.

Im Hotel spendiert uns Wei Xin noch einen Absacker in Form eines 58%igen Schnaps, Hans spendiert noch Bier, aber die meisten von uns waren vom Schnaps schon bedient. Er war gut, aber zog richtig rein.

Noch eine Nacht hier, einen Tag, dann, bald, hat uns Deutschland wieder.

Rudi, Wei Xin, Amao. Ich danke euch allen drei für diese herrliche Reise. Auch durch euch werden die Eindrücke und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, unvergesslich bleiben.

Bummelfahrt um den See

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Als Bummeltour um den See wurde Rudi unsere heutige Etappe um den Sonne-Mond-See beschrieben. Die Alternative wären 60 km und 900 Hm gewesen, und dazu hatten die meisten von uns nach der gestrigen Tour keine Lust. Wir wollten es gemütlich angehen lassen und den See genießen. So entscheiden wir uns für eine gemütliche, etwa 30 km lange Tour – dachten wir. Insgesamt waren es dann doch 32 km und knapp 900 Hm.

Wir besichtigen zuerst den Wenwu-Tempel, der direkt neben unserem Hotel liegt. Für mich ist das definitiv der schönste Tempel, den wir in diesen drei Wochen besichtigt haben. Dann starten wir zu unserer letzten Fahrradtour. Der Weg führt immer am See entlang, der Blick auf den See ist aber meist durch Bäume und Sträucher versperrt. Unsere als flach gedachte Strecke stellte sich schnell als sehr hügelig heraus, es ist ein ständiges Auf und Ab. Nach wenigen Kilometern geht die Straße unter einer Seilbahn hindurch, wir können von unten die bunten Kabinen sehen. Wo sie wohl hinführt? Dann, einige Kurven später fahren wir an der Station der Seilbahn vorbei. Wir halten an. „Seilbahn!“ rufen wir Rudi zu, der etwas nach uns kommt. Er ist sofort einverstanden und ruft Wei Xin an, der mit dem Begleitfahrzeug schon weitergefahren ist. Als Wei Xin kommt überlassen wir die Räder lassen in seiner Obhut und freuen uns auf eine Fahrt auf den Gipfel einer der Berge, die den Sonne-Mond-See umgeben. Wir statten uns aus mit Getränken und etwas zum Überziehen, dann kaufen wir die Tickets.

Wir hätten die Infografiken besser lesen sollen. Nix war es mit Berggipfel. Die Fahrt dauerte etwa 5 Minuten und endete in einem Freizeitpark, für den man extra Eintritt hätte bezahlen sollen. Wir kaufen uns ein Eis, schauen uns noch die Shops an und fahren dann wieder zurück. Von der Gondel aus hatten wir aber einen schönen Ausblick auf den See und die Umgebung und das ist vermutlich auch der eigentliche Sinn der Seilbahn. Erschöpft von den vielen Höhenmetern, die wir eben zurückgelegt haben, müssen wir uns bei Wei Xin erst einmal stärken und fahren dann weiter auf unserer Sightseeing-Tour rund um den Sonne-Mond-See.

Es bleibt hügelig, wir fahren weiter auf und ab. Beim Xuanzang-Tempel machen wir Halt und schauen uns den Tempel an. Xuan Zang, erklärt uns Rudi, war ein buddhistischer Pilgermönch der um 600 die Seidenstraße und Indien bereiste und so den Buddhismus verbreitete. Nach der Besichtigung ist es schon halb 2, Hunger haben wir eigentlich keinen, denn wir haben uns mit Wei Xins Bananen und Snickers gut verpflegt. Aber uns gelüstet alle nach einem Kaffee. Unser Ziel ist die amerikanische Kaffeekette, die etwa 2 km von unserem Hotel entfernt ist. Wir umrunden weiter den See, immer noch geht es auf und ab, jetzt aber immer das Ziel vor unserem inneren Auge.

Nach dem Kaffee erklimmen wir noch die letzten Höhenmeter zu unserem Hotel – die letzen Höhenmeter dieser Tour. Die Räder werden zurückmontiert und auf Wei Xins Auto gepackt. Wir sind schon etwas wehmütig, die Räder wieder zurückgeben zu müssen. Jetzt haben wir noch zwei Tage, dann fliegen wir zurück nach Deutschland.

Jetzt aber die Frage: wieviele Kilometer waren es insgesamt? Ich habe die Touren mit Komoot mitgetrackt. Vor allem die Höhenmeter unterscheiden sich von denen bei Garmin (ich habe mehr). Aber laut meiner App waren es für 14 Tage Radfahren etwa 880 km und 10000 Hm. Dazu kommen noch die Spaziergänge in den Nationalparks Kenting und im Alishan.

Als kleinen Nachtrag muss ich zugeben, dass die Höhenmeterangabe weiter oben im Text sich auf die heutigen Gesamthöhenmeter, also inklusive Seilbahn, beziehen. In Wahrheit waren es heute nur 360Hm.

Im Hotel können wir unsere neuen Zimmer beziehen. Wir hausen jetzt nicht mehr unter, sondern über der Lobby, die Zimmer sind jetzt hoffentlich leiser. Ina und ich gehen nochmal auf Fototour in den Wenwu-Tempel, dann duschen, dann Abendessen. Für das Abendessen hatte Wei Xin eine Superidee und brachte Pizza für alle mit. Wir wir uns darauf gefreut haben. Nach drei Wochen Reis und Stäbchen ist der erste Biss in eine leckere, fette Pizza ein herrliches Gefühl. Wir alle mögen das asiatische Essen, ich finde das Essen mit Stäbchen auch sehr praktisch. Aber wir sind eben doch alle Europäer.

Jetzt noch Kofferpacken, morgen früh ist die Rückfahrt nach Taipei. Anstatt Bummeltour um den See ist High Speed Train nach Taipei angesagt.

Die schönste Abfahrt

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute steht die Königsetappe an. 106 km und 900 Hm.

Nach dem bescheidenen Frühstück bringt uns der Shuttlebus des Hotels zu unseren Rädern. Wei Xins Auto ist auf dem großen Parkplatz sofort zu erkennen. Wir laden unser Gepäck ins Auto, holen die Räder vom Dach und fahren los. Jetzt, am Morgen ist es noch recht frisch, und bevor wir losfahren ziehen sich alle noch etwas über. Erst einmal geht es etwa 20 km lang bergauf, vom Alishan Nationalpark geht die Strecke in den Yushan Nationalpark. Von 2200 m Höhe fahren wir auf 2600 m Höhe. Die Straße ist schön zu fahren, die Steigung angenehm, der Autoverkehr hält sich in Grenzen. Und die Aussicht, die ist grandios.

Danach geht es etwa 60 km lang bergab. Wir sehen den Yushan mit seinen knapp 4000 m über dem Nebelmeer hervorschauen. Wie schon auf dem Weg bergauf, ist jede Aussicht auf das Tal und die Berge schöner als die andere. Irgendwann sehe ich ein, dass ich nicht überall halten kann. Das Aussortieren der Bilder wird dann um so schwerer.

Wir genießen die Abfahrt. Wir müssen jedoch etwas aufpassen, die Kurven sind teilweise eng und noch nass vom Nebel. Die Strecke bergab führt durch mehrere Tunnel, die meisten davon gut befahrbar. Zwei davon jedoch sind stockdunkel. Keine Beleuchtung, keine Reflektoren an den Wänden oder im Boden eingelassen. Da helfen auch unsere Lichter an den Rädern nicht viel. Der erste Tunnel ist einigermaßen gut zu fahren, man kann bei der Einfahrt in den Tunnel schon das Ende sehen. Hier heißt es, gerade aus fahren, einfach dem Licht entgegen und hoffen, dass kein Schlagloch kommt. Der zweite unbeleuchtete Tunnel macht im Tunnel eine Linkskurve. Diese wird zum Glück mit Reflektoren angezeigt. Aber in der Kurve und danach ist es stockdunkler, man sieht mehr oder weniger nichts. Ina und ich, die wegen der vielen Fotostopps die letzen der Gruppe sind, steigen vom Rad und tasten uns langsam durch die Kurve. Dann fahren wir, immer die schwach sichtbare gelbe Mittellinie im Blick, langsam gerade aus in Richtung Tunnelausgang. Zum Glück waren beide Tunnel eben und ohne Schlaglöcher!

Dann sind wir unten, und plötzlich haben wir Gegenwind. Jetzt sind die Schwergewichte der Gruppe jetzt eindeutig von Vorteil. Kleine, leichte Frauen wie Renate und ich kämpfen trotz dass es bergab geht gegen den Wind. Unser Gewicht gibt uns nicht das Tempo um bergab dem Wind etwas entgegensetzen zu können.

Im Tal hier wird hauptsächlich Gemüse angebaut: Kohl, Tomaten, Bohnen. Es ist warm, wir ziehen unsere Armlinge und WIndbreaker aus. Nach insgesamt 70 km machen wir Mittagspause. Wir halten in einem kleinen Straßenlokal und essen Nudelsuppe. Wie immer wird erst einmal mit Chili und Sojasoße nachgewürzt. Wir müssen ja schließlich an unseren Salzhaushalt denken.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis die Straße einen Rechtsknick macht und wir unsere zweite große Steigung des Tages haben. Wir erklimmen noch einmal 400 Hm, dass teilweise durch ein legales Drogenanbaugebiet führt, nämlich an Betelnusspalmen vorbei. Dann sind wir am Sonne-Mond-See angekommen. Unser Hotel liegt auf einem Berg, was uns noch einmal etwa 200 Hm beschert. Vor dem Hotel genießen wir uns wohlverdientes Schmutzbier. Im Hintergrund ist der See, dahinter Berge mit einem schönen Sonnenuntergang.

Wir beziehen unsere Zimmer. Das Hotel ist in den Hang hineingebaut, und unsere Zimmer sind im unteren Stockwerk mit Aussicht zum Parkplatz, der ein Stockwerk über uns liegt. Vor allem Ina und Hans haben die A-Karte gezogen. Ihre Zimmer liegen direkt unter dem Eingang des Hotels. Die beiden hören alles: das Rollen der Koffer, das Trampel der Menschen, die das Hotel betreten, die beiden streiken zu Recht. Rudi verhandelt mit den Damen an der Rezeption und siehe da, morgen sollen wir neue Zimmer im 1. OG bekommen.

Nach dem Duschen treffen wir uns zum Abendessen, das wir heute im Hotelrestaurant einnehmen. Ich muss zugeben, wir haben auf dieser Reise schon deutlich besser gegessen. Und nachdem wir die letzten beiden Abende frittierte Bananen hatten, war heute unser großer Wunsch: Bananen zum Nachtisch. Es gab keine, auch keinen Pflaumenlikör. Enttäuscht und ohne Nachtisch verlassen wir das Restaurant und erholen uns von der langen, aber wunderschönen Strecke heute.

Neues vom Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Mit Sauerstoffflaschen bewaffnet haben wir uns in dunkler Nacht durch die tiefen schwarzen Wälder bis zum GIpfel vorgearbeitet um pünktlich um 6:19 Uhr den spektakulären Sonnenaufgang auf dem Alishan zu erleben. Ein Abenteuer ohne Gleichen. So hätte Hans unser morgendliches Erlebnis geschrieben … So war‘s aber wirklich:

Kurz vor 4:30 Uhr werden wir vom Hotel geweckt. Zehn Minuten später treffen wir uns marschbereit unten im in der Lobby des Hotels. Zur Zugstation sind es nur wenige Meter, und obwohl man mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Fahrkarten kaufen muss, müssen wir noch zehn Minuten warten bis der kleine Bahnhof öffnet und wir unsere Fahrkarten zum Gipfel des Alishan kaufen können. Jetzt heißt es nur noch auf den Zug warten, der soll laut Fahrplan um 5:10 Uhr. Es wird 5:09 Uhr, und wir dürfen immer noch nicht auf den Bahnsteig. Um 5:14 Uhr kommt ein Zug, er ist übervoll, und fährt ohne zu halten an der Station vorbei. Uns bleibt also nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug zu warten. Hier sind dann wenigstens noch genügend Sitzplätze für uns frei.

Es ist schon hell als wir oben ankommen, aber die Sonne ist zum Glück noch nicht über den Bergen aufgegangen. Die Aussichtsplattform direkt an der Bahnstation ist voller Touristen. Wir entscheiden uns deshalb, auf die zweite, weniger frequentierte Aussichtspattform zu gehen, sie ist 500 m entfernt. Die Berge sind im Nebel gehüllt, aber langsam wird es hell über den Gipfel des Yushan, dem mit 3952 m Höhe höchsten Berg Taiwans. Dann geht alles ganz schnell. Erst ragt die Sonne nur wenige Zentimeter über den Gipfel des Yushan, plötzlich steht sie hoch oben am Himmel. Mit der Sonne kommt leider auch der Nebel nach oben, der schön erträumte Sonnenaufgang wurde zu Milchsuppe. Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel, nur Ina hat die Geduld oben zu warten, bis sich der Nebel verzogen hat und wird mit einem herrlichen Ausblick belohnt.

Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken. Wir sind hungrig und freuen uns auf einen heißen Kaffee und heißen Tee und ein leckeres Frühstück. Entsprechend groß ist die Enttäuschung. Das Frühstück ist so bescheiden wie das Hotel. Das chinesische Frühstück schmeckt fad das groß angekündigte amerikanische Buffet besteht aus schrecklich schmeckender Marmelade, Erdnussbutter, seltsam aussehender Butter und Toast. Als Besteck gab es Stäbchen und chinesische Löffel. Also bestreichen wir den Toast mit Stäbchen, was bleibt uns auch anderes übrig. Der Kaffee schmeckt als wäre er noch von gestern übrig. Und wenn sogar Rudi auf Toast umsteigt sagt das viel über die Qualität des chinesischen Frühstücks aus. Auch Werner packt irgendwann einen Müsliriegel und eine Dose Mr. Brown Kaffee aus.

Wei Xin sagt, es würde sich hier um ein staatliches Hotel handeln. Das wirft irgendwie kein gutes Licht auf die taiwanische Regierung. Die Wände sind extrem dünn, in den Zimmern hört man Geräusche der Nachbarzimmer, die man besser nicht hören möchte. Die Wände scheinen nur als Sichtschutz zwischen den Zimmern zu dienen. Im Bad ist Schimmel, die Matratzen gleichen wieder einem Holzbrett. Als ich gestern die Balkon Tür öffnete und das Fliegengitter zu Seite schieben wollte, fiel es aus der Halterung und wäre fast zwei Stockwerke tiefer im Garten gelandet wenn das Balkongeländer nicht so hoch gewesen wäre. Aber die Zimmer sonst sind sauber und ordentlich, nur etwas lieblos.

Wir ruhen uns ein paar Stunden aus und machen dann eine kleine Wanderung im Nationalpark. Die Sonne verschwindet, es zieht Nebel auf. Der Wald wirkt jetzt mystisch, wie ein Märchenwald. Hier sehen Bäume, die bis zu 3000 Jahre alt sind, auch ein paar Tempel entdecken wir. Es ist ein netter Spaziergang, der im Coffee Shop des Alishan House endet. In dem 1913 von den Japanern erbauten Luxushotel trinken wir einen Kaffee um uns etwas aufzuwärmen. Unser Mittagessen sozusagen. Obwohl das Café des Hotels eigentlich schon geöffnet hat, müssen wir noch ½ Stunde warten, bis der Kaffeeautomat vorbereitet und startklar ist. Wir schauen uns solange im Hotel etwas um. Der Kaffee ist gut, Rudi und Wei Xin gönnen sich noch leckere Waffeln. Kurz vor 15 Uhr sind wir wieder in unserm bescheidenen Alishan Gou Hotel, in dem es nur abends heißes Wasser gibt. Wir haben jetzt noch zwei Stunden Zeit. Punkt 17 Uhr werden wir dann startklar in der Dusche stehen um vor dem Abendessen noch den Schweiß des Waldes abduschen zu können.

Zum Abendessen wollen wir in dem netten Lokal gehen, in dem wir gestern schon waren. Das Essen war gut, die Leute freundlich. Vor allem die frittierten Bananen, die wir zum Nachtisch bestellt hatten, haben es uns angetan. Zugegeben, ich glaube sie haben es vor allem mir angetan. Bei diesem Nachtisch bestehe ich auf Wiederholung.

Auf den Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute fahren wir Zug! Kurz nach 7 Uhr verlassen wir unser Hotel und machen uns auf auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof. Wir fahren zuerst nach Chiayi. Dort steigen wir nach einem kurzen Aufenthalt um in die Schmalspurbahn, die uns in einer dreistündigen Fahrt auf den über 2000 m hohen Alishan bringt. Die Bahn schlängelt sich den Berg entlang nach oben, fährt durch 49 Tunnel und über 77 Brücken, fährt durch mehrere Vegetationszonen hindurch. Wir fahren vorbei an Ananasplantagen, später kommen Bananen und Palmen. Ab ca. 1000 m Höhe wächst Tee. Man sieht deutlich, wie sich die Vegetation ändert, der Bambus wird dünner, aus Bambus werden Nadelbäume. Stellenweise könnte man meinen, man fährt durch den Schwarzwald. Nebel kommt auf. Die Zugstrecke, lese ich auf https://www.taiwantourismus.de, ist 72 km lang und „ist eine der drei übrig gebliebenen Hochlandeisenbahnen der Welt. Die Japaner haben diese Eisenbahnlinie gebaut, um Holz aus den Wäldern zu befördern. Von der ungefähr 30 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Stadt Chiayi steigt die Eisenbahn auf über 2000 Meter über dem Meeresspiegel in die Berge hinein. Es gibt 49 Tunnel, 77 Brücken und unzählige wunderschöne Aussichten entlang der Strecke. Wegen des steilen Anstiegs muss der Zug im Zickzack hochfahren, was die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.“

Der Zug fährt nicht schnell, und wir sind alle von der vorbeiziehenden Landschaft begeistert. Die Strecke ist dicht bewaldet, aber an manchen Stellen lichtet sich der Urwald und wir haben einen herrlichen Blick ins Tal. Für schöne Bilder mußte man nur schnell genug sein und die Kamera gerückt halten. Oft jedoch waren wir zu langsam und wir haben anstatt eine schönen Blick ins Tal den Tunnel von innen fotografiert. Im Hotel beginnt dann also das große Löschen. wird also jetzt das große Löschen.

Der Zug zuckelt vor sich hin. Langsam legt sich die Faszination. Wir bekommen Hunger und das gemütliche Wackeln des Zugs hat etwas einschläferndes. Eine Nudelsuppe wäre jetzt gut. Oder Kaffee. „Einen Vanilla Latte von Mr. Brown“ schwärmt Ina. Am besten beides.

Oben holt Wei Xin uns ab, und wir fahren noch ein paar Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks. Nachdem wir unseren Eintritt bezahlt haben, parkt Wei Xin das Auto auf dem großen Parkplatz. Durch die Räder auf dem Dach, ist das Auto in der Menge leicht zu erkennen. Die Stimmung hier oben ist mystisch. Nebel kommt auf und verzieht sich so schnell wieder, wie er gekommen ist. Es ist kalt hier oben in 2000 m Höhe, alle ziehen sich etwas über. Wir essen eine Kleinigkeit zu Mittag und bummeln dann noch etwas durch die Touristen-Läden. Rudi und ich kaufen uns Tee aus dem Gebiet des Alishans und bekommen eine kleine Teezeremonie geboten um den Tee zu probieren. Dann steigen wir in den Shuttle-Bus, der uns zum Hotel bringt, denn im Nationalpark dürfen keine Privatautos fahren.

Nachher um 17 Uhr treffen wir uns wieder und spazieren in die kleine Touristenstation zu einem frühen Abendessen. Morgen früh werden wir um halb 5 geweckt, um 5 fährt der Zug zum Gipfel, kurz nach 6 ist Sonnenaufgang. Wir müssen also früh raus. Wir sollten uns mal erkundigen, welche der Götter hier für das Wetter verantwortlich ist und ein paar Räucherstäbchen anzünden.

Von Holländern und Göttern

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Tainan ist eine der größten Städte Taiwans. Sie wurde im 17. Jahrhundert von den Niederländern gegründet und war lange Zeit die Hauptstadt der Insel, bis sie im 19. Jahrhundert nach Taipei verlegt wurde.

Wir gehen den Tag heute gemütlich an. Um 10 Uhr fahren wir los, Wei Xin bringt uns zum Fort Zeelandia (Fort Anping), einer alten Festung der Holländer aus dem 17. Jahrhundert. Nur noch ein Stück der Originalmauer steht noch, der Rest der Festung wurde nachgebaut. Als nächstes besuchen wir den auch von den Holländern erbauten Fort Provintia, der heute als Chihkan Lou bekannt ist. Dieser Fort sieht eher aus wie eine tempelähnliche Anlage, einen Fort hatte ich mir anders vorgestellt. Trotzdem ist die Anlage recht nett.

Hier verlässt uns Wei Xin und wir gehen zu Fuß auf Tempeltour. Rudi führt uns zu verschiedenen Tempeln der Stadt, u.a. dem Tempel der großen Himmelskaiserin (Great Queen of Heaven Tempel) und den Konfuziustempel. Andere Tempel auf unserer Tempeltour haben heute leider geschlossen.

Unsere kleine Rundtour endet im Kaufhaus Hayashi. Dieses wurde im Dezember 1932 während der japanischen Besatzung eröffnet. Das Kaufhaus ist nobel und teuer, aber schön anzuschauen. Die schöne Teedose mit schwarzem oder grünen Tee, die schön als Deko in meine Küche passen würde, kostete ca. 30 €, das war mir dann doch irgendwie zu teuer, auch wenn der Tee vermutlich sehr exquisit ist. Im Restaurant im 5. Stock des Kaufhauses essen wir zu Mittag. Die meisten von uns probieren Danzai, eine Spezialität aus Tainan. Danzai, das sind sind Nudeln in einer Brühe mit mit Schweinehack und Shrimps.

Nachdem wir noch etwas durch das Kaufhaus gebummelt sind, führt uns Rudi wieder ins Hotel, danach haben wir frei. Hans geht Kaffee trinken, Ina und ich holen uns einen Kaffee bei 7 Eleven gleich um die Ecke, Renate und Werner gehen noch etwas bummeln.

Zum Abendessen gehen wir in ein Restaurant, in dem es hauptsächlich Frisiertes gibt. Gegen 8 soll es hier richtig voll werden, sagt Rudi. Dieses Restaurant würde gerne zum Vorglühen genutzt. Und tatsächlich: die Herrschaften am Tisch neben uns, größtenteils in Anzug, hatten außer Bier noch genügend Hochprozentiges auf dem Tisch stehen. Um ehrlich zu sein, wir haben schon besser gegessen, aber das Essen war billig. Klar, wenn es eher als Vorglühkneipe dient als als Restaurant. Aber das Chili-Hähnchen war lecker und schön scharf. Rudi hatte außer Chili-Hähnchen, Schweinefleisch, Gemüse und Tofu auch Schweinefuß bestellt. Uns konnte er damit nicht locken, aber wenn er und Wei Xin es gerne essen – bitteschön. Leider stellte sich heraus, dass es heute keinen Schweinefuß gibt. Schade. Rudi hätte ihn gerne gegessen und ich gerne gesehen, wie so etwas hier aussieht. Aber uns bleiben ja noch ein paar Tage.

Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen Rudi und Wei Xin noch eine Art Bubble-Tea. Dann gehen alle auf ihre Zimmer, wir müssen morgen früh raus. Um 6:35 Uhr Uhr, werden wir hufescharrend vor dem Frühstücksraum stehen, der um 6:40 Uhr aufmacht. Um 7:32 Uhr fährt unser Zug nach Chiayi, wo wir in eine Schmalspurbahn umsteigen,die uns auf den Alishan bringen wird. Ich freu‘ mich schon.

Buddhas bescheidene Behausung

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Laut Programm sollte heute eigentlich ein Auto-Transfer nach Tainan sein. Zu unserer aller Freude gibt es aber eine Planänderung und wir dürfen ein paar Stunden Rad fahren. In der Nacht hatte es geregnet, es ist teilweise recht windig. Ich weiß nicht, ob das die Ausläufers des Taifuns sind, der in Japan wütet. Mal kommt der Wind von hinten, dann trifft einen wieder eine Böe von direkt von vorne. Regenwolken begleiten uns, aber größtenteils ist es trocken.

Nach etwa 80 ebenen Kilometern lädt Wei Xin, der seit gestern Abend wieder bei uns ist, die Räder aufs Auto und wir fahren zu unserem heutigen Besichtigungsziel, dem größten buddhistischen Kloster Taiwans, dem Fo Guang Shan (Buddhas Berg des Lichtes). Das Kloster liegt auf einem Berg, etwa 350 Mönche und Nonnen leben hier. Dem Kloster angegliedert ist ein großes Buddha-Museum mit einer 146 m hohen Buddha-Statue.

Müde fahren wir nach der Besichtigung weiter zu unserem eigentlichen Ziel, nach Tainan. Wir beziehen das Hotel, duschen, dann geht es auf zum Abendessen. Das Mittagessen fiel heute mehr oder weniger aus, es bestand aus Kaffee und frisch gepresstem Obstsaft, im Kloster aßen wir noch eine Kleinigkeit, aber richtig viel war es nicht. Eigentlich müssten wir alle richtig Hunger haben, aber ich bin zu müde und beschließe, dass Schmutzbier und Abendessen doch überbewertet wird. Auch Hans bleibt im Hotel. Morgen ist auch noch ein Tag für Taiwanesisches Essen.

An der Südspitze

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute ist Ruhetag. Das bedeutet, einmal wieder zwei Nächte in einem Hotel zu sein und den Koffer mal wieder richtig auszupacken. Dazu gehört der Aha-Effekt, wenn man entdeckt, dass man noch ein Paar frische Socken oder ein bis jetzt noch ungetragenes T-Shirt hat. Man kann ausschlafen und die Zeit nutzen, um das Gelände zu inspizieren.

Unsere Abfahrt heute verzögert sich etwas, für Hugo wurde ein Leihrad bestellt, das noch nicht da ist – seinen Platten hat Amao gestern doch nicht mehr geflickt. Das Rad, das geliefert wird, hat schon bessere Zeiten gesehen, deshalb nimmt es Rudi und gibt Hugo sein Rad. Dann fahren wir los zum Kenting Nationalpark. Die Region um Kenting, lese ich im Internet, soll der einzige tropische Ort im sonst subtropischen Taiwan sein. Wir erklimmen erst mal einige Höhenmeter, bis wir oben am Eingang des Nationalparks sind. Wir bezahlen den Eintritt und sind gespannt, was uns erwartet. 2-3 Stunden, sagt die Infotafel am Eingang, dauert der Rundweg. Der Park enthält verschiedenste Arten von Pflanzen. Es gibt tropische Blumen, Farne, Bananen, viele faszinierende Bäume, aber auch verschiedene Landschaftsformen und Affen gibt es hier. Im Aussichtsturm, der einen tollen Blick über die Region bietet, gibt es Softeis. Rudi ist der erste, der sich eins kauft, gefolgt von Renate und Hugo. Ich bin skeptisch. Softeis in einem asiatischen Land? Was da wohl mein Magen und Darm dazu sagen werden? Rudi aber ist optimistisch und sagt, wir sind jetzt schon so lange hier, wir sollten uns inzwischen daran gewöhnt haben. Ich weiß jetzt nicht, ob er es ernst gemeint, oder sich das Eis nur schön geredet hat. 🙂 Egal, wie die Auswirkungen auf das Eis sein werden: lecker war es.

Gegen halb 2 verlassenen wir den Park, der Hunger treibt uns zurück in die Stadt. Werner wünscht sich ein schönes kleines Lokal am Meer, wo man gemütlich draußen im Schatten sitzen kann. Das war Wunschdenken, wir finden leider keins. Die Asiaten haben es nicht so mit draußen sitzen. Wir entdecken aber einen sehr leckeren Thai, das Essen hat eine angenehme Schärfe und schmeckt bedeutend besser als das, was wir gestern Abend gegessen haben. Hier werden wir heute Abend wieder hingehen!

Nach dem Essen trennen wir uns. Hans hatte sich schon vor dem Mittagessen verabschiedet, jetzt gehen Ina, Renate, Werner und ich in einer amerikanischen Kaffee-Kette noch einen Kaffee trinken. Wir sitzen gemütlich draußen im Schatten. Nicht am Meer, stattdessen an der Hauptstraße, und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Auffällig ist, wieviel neue und vor allem teure Autos auf Taiwans Straßen unterwegs sind. Viele BMW und Mercedes der Oberklasse, VW, Lexus, und vor allem Porsche. So viele Porsche wie hier sieht man in Deutschland nicht. Kleinwagen gibt es kaum, wenn dann ist es ein Mini. Nur heute verirrte sich ein kleiner Nissan Micra nach Keting.

Wir überlegen gerade, ob wir aufbrechen sollen, als Manuela mit ihrer Familie an uns vorbeiläuft. „Oh, you are from Germany? I love Germany. My German name is Manuela“ sagt sie. Sie ist Englischlehrerin, kann außer Englisch noch etwas Deutsch und Japanisch. Ein Wirbelsturm von Frau. „I love Taiwan, Taiwan is so great“. Wir stimmen zu, dass Taiwan wirklich great ist. Manuela ist begeistert von Renates Chinesisch-Kenntnissen. Und überhaupt: hier auf Deutsche und Österreicher zu treffen. So great! Sie stellt uns ihre Familie vor „this is my mother, my sister, my nethew“. Sie zeigt Bilder ihres Vaters, bei einem Urlaub auf Hawaii, der so handsome ist, „he‘s a boss. He loves my mother. He is rich. I am rich. I am happy, I am so happy every day“ sagt sie strahlend. Und unser Werner, er ist auch so handsome, „you must be rich to have such a wife“ Werner weiß gar nicht richtig, wie ihm geschieht. So überflutet mit Komplimenten wurde er vermutlich schon lange nicht mehr.

Jetzt ruhen wir alle noch etwas aus, bis wir gegen 18 Uhr zum Abendessen gehen. Schließlich ist heute Ruhetag.

Es gibt keinen Tee auf Taiwan

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Schon früh um vier fingen die Hähne der Hahnenfarm, die gegenüber unseres Hotels liegt, an zu krähen. Der Hahn des Nachbars will auch mitreden und mischt sich mit heißerer Stimme in das Gekrähe ein. Um 5:30 Uhr verlassen die ersten Gäste des Hotels das Hotel mit dem Motorrad und machen dabei einen Riesenlärm. Nur um 15 Minuten später wieder mit dem selben Riesenlärm wieder zurückzukommen.

Ab sieben Uhr gibt es Frühstück, und schon um sechs dringen dir Gerüche aus der Küche in mein Zimmer. Neben einem chinesischen Frühstück gibt es noch halb gefrorenes Toastbrot, Erdnussbutter und chinesische Schokocreme. Der Toaster gib schon während der ersten beiden Brote den Geist auf. Zu trinken gibt es Sojamilch und Instantkaffee in Tüten. „Wo ist der Tee?“ frage ich, als ich zum Frühstück komme. „Gibt es keinen, nur Kaffee“ gibt Hans zur Auskunft. Also, ich weiß nicht. Wir sind hier in Taiwan, das sich für das richtige China hält, und zum Frühstück gibt es nicht einmal Tee. Wir nennen es teelos in Xuhai.

Die Strecke heute ist kurz, so dass wir erst um 9 Uhr losfahren. Am Anfang fahren wir entlang einer schmalen Straße, direkt am Pazifik entlang. Die Straße ist schön zu fahren, es gibt wenig Verkehr. Nach etwa 15 km geht die Straße ins Landesinnere und wir erklimmen erst mal einen Anstieg. Danach geht es hügelig weiter bergab. Nach etwa 40 km sind wir wieder zurück am Pazifik. In dem kleinen Örtchen findet gerade ein Wettbewerb im Wellenreiten statt. Wir schauen ein bisschen zu, leider können wir nicht viel erkennen, die Wellenreiter sind zu weit draußen. Das Meer jedoch ist beeindruckend, die Wellen sind hoch, und die Farbe des Wassers türkisblau.

Wir fahren weiter, jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Kenting, unserem heutigen Ziel. An einem Aussichtspunkt, oben auf den Klippen, machen wir noch eine kurze Pause, füllen unsere Wasserflaschen auf, machen Bilder und fahren dann weiter. Die anderen sind schon weg, Ina und ich brauchen meist etwas länger für unsere Bilder, dann fahren wir den anderen hinterher. In einer Kurve hält Ina plötzlich an. Eine Rollerfahrerin auf der Gegenfahrbahn war – zum Glück ohne Roller – in den Wassergraben gestürzt. Wie sie das geschafft hat, ist uns ein Rätsel. Ina steigt vom Rad, hilft den beiden Begleitern der Rollerfahrerin, sie aus dem Graben zu ziehen. Dann richten sie den halb im Graben hängenden Roller wieder auf. Die Frage, ob alles ok sei, wird bejaht und wir fahren weiter.

Kurz vor Kenting machen wir noch einen Abstecher an den südlichsten Punkt Taiwans. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber da gewesen sein muss man schon. Jetzt sind es noch 7 km bis nach Kenting. Es ist schon halb 2, wir haben Hunger, aber diese 7 km schaffen wir auch noch. Der Hunger und die Aussicht auf das Schmutzbier treiben uns an. Kurz vor dem Ziel hat dann Hugo schon wieder einen Platten. Amao wird ihn am Abend noch flicken.

Weil unsere Zimmer im Kenting Youth Activity Center noch nicht fertig sind, gehen wir erst einmal lecker Nudelsuppe essen und trinken unser wohlverdientes Schmutzbier. Als Hunger und Bierdurst gesättigt sind, stellt sich eine allgemeine Zufriedenheit ein. Wir haben es schon gut hier!

Als wir zum Hotel zurückkommen, sind unsere Zimmer fast fertig, wir müssen nur noch etwas warten, dann endlich gibt es eine heiße Dusche.

Kenting ist ein Badeort. Direkt am Hotel ist ein kleiner Kiesstrand, nicht weit entfernt ein Sandstrand. Der Ort ist voller Touristen, entsprechend sind auch die Preise. Aber endlich können wir im Pazifik baden. Wobei – Baden ist zu viel gesagt. Bei den Wellen traut sich keiner richtig rein. Aber die Füße reinhängen, das muss schon sein.

Nach dem Abendessen in einem netten Restaurant schlendern wir noch etwas über den überfüllten und lauten Nachtmarkt und beenden so den Tag.

Plattentag

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Die Zimmer hier in der Donghe Farm sind keine Vier-Sterne-Zimmer, aber sie sind sauber und mit einem Fliegengitter am Balkon versehen, was schon mal völlig ausreichend ist. Es gibt Wasser, Teebeutel und Instantkaffee auf den Zimmern. Seit kurzem gibt es hier sogar WLAN. Nur die Matratzen sind extrem hart, sie fühlen sich an wie ein mit einer Wolldecke überzogenen Holzbrett. Ohne Abhilfe, war mir schnell klar als ich ins Bett ging, tun mir am nächsten Tag sämtliche Knochen weh. Also nutze ich die Bettdecke des zweiten Betts als zusätzliche Matratzenauflage und kriege die Nacht gut rum.

Die nächste Überraschung kommt beim Frühstück. Die Köchin tischt gebratene Eier auf, Gemüse, eine süßliche Glutenpampe und Congee, chinesischer Reisbrei. Es ist vermutlich das einfachste, aber auch fadeste Essen, das ich je gegessen habe. Reis wird ohne Salz so lange in Wasser gekocht, bis er extrem weich ist und sich fast aufgelöst hat. Man kann dann Süßes wie z.B. Marmelade oder auch Salziges dazu essen. Außerdem gibt es noch gedämpfte Hefebrötchen, leicht süß im Geschmack. Tee oder Kaffee – Fehlanzeige. Renate holt für sich und Werner den Instantkaffee aus dem Zimmer und will die Wirtin um heißes Wasser bitten. Ina und ich ziehen uns zurück und trinken den Kaffee auf dem Zimmer. Wer weiß, vielleicht kriegt Renate im Restaurant nicht einmal heißes Wasser …

Die Radtour heute beginnt mit einer 20 km langen Abfahrt. Husch sausen wir ins Tal – bis Renate den ersten Platten hat. Amao wechselt den Schlauch, durchsucht den Mantel nach Scherben o.ä., findet aber nichts. Neuer Schlauch rein, aufpumpen, fertig. Als wir geraden weiterfahren wollten fällt uns auf, dass auch Ina einen Platten hat. Dabei hatte ihr Amao noch vor der Abfahrt einen neuen Schlauch spendiert, weil ihr Rad nach dem gestrigen Platten auch wieder keine Luft hatte. Langsam hat reicht es Amao vermutlich. Ina bekommt nur Luft nachgefüllt, in etwa 1 km machen wir eh Pause. Wir fahren weiter, als wir unten ankommen vermissen wir Renate. Dann sehen wir sie, ihr Fahrrad schiebend. Ihr Vorderrad hat schon nach dieser kurzen Strecke wieder keine Luft mehr.

Während wir unser zweites Frühstück zu uns nehmen – Amao hatte uns gedämpfte Hefebrötchen mit Fleisch- und Bambusfüllung besorgt ,sie waren noch warm. Also, während wir aßen, mühte sich Amao erst mit Renates, dann mit Inas Vorderrad ab. Der Mantel wurde innen, außen, seitlich, an jeder erdenklichen Stelle gründlich durchsucht, das Felgenband abgetastet. Nichts. Auch der Mantel sah nicht abgefahren aus. Er flickte den Schlauch, tauschte ihn dann aus, er ist ratlos. Hoffentlich hält das.

Tat es nicht, zumindest nicht bei Ina. Kurz nachdem wir den Rastplatz verlassen hatten, steht sie wieder winkend am Straßenrand. Amao hält an, wir packen Ina ins Auto und ihr Fahrrad aufs Dach. Bis zur Mittagspause muss sie im Auto mitfahren, dann hat Amao Zeit, sich darum zu kümmern.

Nach etwa 25 km erreichen wir wieder die Küste. Wir fahren die Straße bergab, vor uns eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Pazifikküste. Das Wasser ist verlockend türkis. Gerne währe ich einfach gerade aus weiter gefahren und wie über eine Schanze in den Pazifik gesprungen. Aber die Straße macht eine Rechtskurve, der ich folgen muss.

Nach etwa 50 km machen wir Mittagspause. Es gibt eine leckere Nudelsuppe, Maultaschen, Nudeln mit Hackfleischsoße. Während wir essen, kümmert sich Amao um Inas Rad, damit sie weiterfahren kann. Er isst dann, wenn wir weitergefahren sind.

Noch etwa 30 km und wir sind am Ziel. Die Straße verläuft weiter immer dem Pazifik entlang. Sie ist gut befahrbar, teilweise ist viel Verkehr. Plötzlich, wir sind gerade an einer Ampel losgefahren, dröhnen hinter uns Motoren auf, laut. In überhöhtem Tempo rasen sieben, acht, neun Porsche in kräftigen Farben an uns vorbei: hellblau, dunkelblau, grün, einer sogar neongelb. Dann noch welche und noch mal. Auch hier gibt es anscheinend eine Poser-Szene.

Der Himmel ist heute bewölkt, was die Temperatur angenehm macht. Wir waren schnell, schon gegen 15 Uhr sind wir im Hotel. Unser Schmutzbier ist heute ein japanisches, dazu dürfen wir Zimtäpfel probieren, die Amao extra für uns gekauft hat. Wir hatten diese seltsam aussehenden Früchte überall an Verkaufsständen am Straßenrand gesehen und waren neugierig. Das wollten wir unbedingt probieren.

Wir sind hier in der Region der Paiwan, eines der indigenen Völker Taiwans. Sie sind, genauso wie die Ami, nicht matriarchalisch aufgestellt. Das Abendessen im mehr oder weniger einzigen Restaurant in dem kleinen Örtchen, war aber sehr schmackhaft. Als wir gerade aufbrechen wollen um zum Hotel zurückzukehren, fängt es an zu regnen. Wir versüßen uns die Wartezeit mit Bier. Leider verpassen wir durch das Bier, dass es aufgehört hat zu regnen und müssen einen weiteren Regenguss abwarten, bevor wir aufbrechen können.

Wie schon die Tage davor, hat auch dieses Hotel Hot Springs. Die Wassertemperatur der Quellen beträgt knapp 36 °C. Ein paar von uns genießen das warme Wasser in den Pools des hübsch, im japanischen Stil, angelegten Garten. Hübsch sind von außen auch die Bungalows anzusehen, in denen die Einzelzimmer untergebracht sind. Hübsch auch auf den ersten Blick von innen – auch sie im japanischen Stil. Der zweite Blick ist Ernüchterung. Das Zimmer wirkt stellenweise wie ein Provisorium, das Wasser tröpfelt nur aus der Dusche, es kommt höchstens lauwarm. Die Betten sind wieder extrem hart, dünne Matratzen liegen einem großen Holzblock. Heute Nacht habe ich nur eine sehr dünne zweite Bettdecke, die ich als zusätzliche Matratze nutzen kann.