What to do in Katmandu II?

letzter Tag in Katmandu mit Spaziergängen und Einkaufen oder Auskurieren, Kofferpacken und am Abend dann zurück in Richtung „Spätwinter“, alles noch einmal bei sommerlicher Sonne bis 30 Grad und einem schönen Gewitterguss

Das war also unser Tibetreise, die endet heute nicht so erquicklich, denn irgendetwas bei unserem Abschlussessen ist schief gelaufen. Klaus liegt total flach und hat die Nacht auf der Toilette verbracht. Lore bekommt ein wenig Fieber, nach dem Frühstück verbschiedet sich Georg aufs Krankenlager, sein Kreislauf ist total zusammengesackt. Petra und ich sind mit einem zusätzlichen Toilettengang noch einmal glimpflich davon gekommen. Der „Rest“, also Markus und Rainer zeigen keinerlei Beschwerden. Ergründen können wir die Ursache nicht. Am Bier kann es nicht gelegen haben, es haben nicht alle welches getrunken, ebenso wie am Fisch, an den Pilzen oder am Gemüse- einfach rätselhaft!

Was also tun am einem solchen Tag in Katmandu? Ich hatte mich eh schon für ein paar Stunden an den Computer abgemeldet, um für alle noch die Bilder fertig zu bearbeiten, bei 12 GB an Rohmaterial eine Menge an Arbeit. Rainer und Lore machen noch einen längeren Spaziergang im Zentrum, den beiden fehlen ja die ersten Katmandu Tage und der Rest liegt dann im Krankenlager. Glücklicherweise können wir unsere Zimmer ohne Aufpreis bis zum Abend behalten.

Damit bin ich eigentlich schon bei der abschließenden Statistik: Wir haben auf unserer Tour etwas mehr als 1000 Kilometer gefahren und dabei stattlich 10.000 Höhenmeter zurückgelegt. Am Anfang hatten wir fast alle ein paar Probleme mit der dünnen Luft, was sich vor allem durch pochende Kopfschmerzen bemerkbar machte. Zum Ende hin, hatten wir uns dann recht gut an die Höhe angepasst und kamen die letzten 5000er fast ohne Atemschwierigkeiten übers Himalaya.

Das Wetter war uns eher ein guter Begleiter, erst hier in Nepal gab es einen nennenswerten Regenguss, als auch einen Schauer in Lhasa. Die Temperaturen schwankten in den Bergen zwischen knapp über null Grad bis hin zu 25 Grad oder vielleicht sogar mehr. Der Wind frischte in der Regel mittags auf und blies uns dann leicht bis kräftig entgegen, das war aber nie ein richtig großes Problem, tendenziell hatten wir wohl mehr Glück mit dem Wind, als andere Gruppen.
Das tolle Wetter hatte natürlich den grandiosen Nebeneffekt, dass wir tagelang wunderbare Sicht auf die höchsten Gipfel der Welt hatten, eigentlich schöner, als wir es uns erträumt hatten. Wir haben sie alle gesehen, die großen 8000er und die namenlosen 7000er und wir waren richtig nahe dran. Und nicht nur deshalb hat sich die Tour richtig gelohnt.

Interessant war es mit den tibetischen Pilgern die Tempel zu umrunden und in dunklen mit Yakbutterlampen beleuchteten Räumen buddhistischen Mönchen beim Singen zuzuhören. Die Menschen in Tibet sind etwas verschlossener, als man das aus anderen Reiseländern in Asien kennt, aber wir haben tolle Gesichter gesehen und viele fröhliche und lachende Kinder, auch wenn wir ziemlich oft den Ruf nach „money“ gehört haben und das bis ins hinterletzte Dorf.

Kulinarisch ist Tibet natürlich auch nicht sehr einfach, allerdings können wir da den Chinesen recht dankbar sein, die nicht nur die tolle Infrastruktur geschaffen haben, die ein solche Radreise erst möglich macht, sondern auch dafür, dass man ab und an dann doch zum „Chinesen“ essen gehen kann, wo es dann doch eine recht ordentlich Auswahl an Gerichten gab.

Unsere Räder haben gut durchgehalten, drei Plattfüße haben wir geflickt, eine gerissene kette gewechselt und einen fast zerschlissenen Mantel gewechselt, das war’s! Außer einem Sturz gleich am ersten Radeltag, gab es auch sonst keine größeren Unglücke und Erkrankungen, wenn man sich den heutigen und letzten Tag einmal wegdenkt.

Die Bilanz der Tour ist also eine sehr positive, auch weil wir ein recht gute Gruppe mit starken Radfahrern waren. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann in den nächsten Jahren wieder auf den Straßen und Pisten Asiens wieder treffen werden: Einen lieben Gruß noch einmal an alle, ich hoffe ihr seid gut zu Hause angekommen und habt die letzten Auswirkungen unseres Abschlussessens gut überstanden!

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Zurück nach Katmandu

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

37 Kilometer von Dhulikel nach Katmandu, Besichtigung in Bhaktapur, Abendessen mit kultureller Umrahmung, anfangs Regen, dann wieder Sonne bei 28 Grad.

So ein richtiger Regentag hatte uns eigentlich noch gefehlt, bisher hatten wir einen kleinen Schauer am Anfang auf dem Weg aus Lhasa heraus und dann gestern Nacht im Last Resort. Heute hat es jedoch erst am zeitigen Morgen angefangen zu regnen und zu gewittern und dann auch nicht wieder aufgehört. So brauchen wir dann doch unsere Regensachen, als wir um neun Uhr auf die Räder steigen.

Schade, dass ich gestern von der grandiosen Landschaft hier so wenig Bilder gemacht habe, mir war es ein wenig zu diesig und heute ist bis auf die Wolkeninseln nicht mehr so viel zu sehen, auch wenn es nach den 300 Höhenmetern, die wir gleich am Anfang nach oben gefahren sind, gleich mit regnen aufhört.

Als wir in Bhaktapur, einer weiteren alten Königsstadt im Katmandutal, ankommen, zeigt sich die Sonne wieder von ihrer wärmsten Seite. Gemütlich marschieren wir durch die Straßen der Altstadt mit den beeindruckenden Backsteinbauten und kommen dann zum hiesigen Hauptplatz, dem Durbar Square. Einmal ist jetzt sogar für einen Augenblick die Sicht frei auf den Himalaya und noch einmal glänzen weit entfernt ein paar 6000er Gipfel mit Schnee bedeckten Kappen in der Sonne, aber alles ist wirklich weit weg und nicht mehr so nah, wie wir es in den letzten Wochen genießen durften.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen machen wir uns dann auf die letzten 15 Kilometer unserer Radtour, nämlich die Einfahrt in Zentrum von Katmandu. Einige von uns fürchten diesen Streckenabschnitt mehr als die 5000er Pässe, die wir gefahren sind. Mein Eindruck vor drei Wochen hier in Katmandu war allerdings, dass es nicht halb so wild abgeht, wie in anderen Städten Asiens. Und wirklich, als wir dann ins Gewühl eintauchen, haben wir uns recht schnell daran gewöhnt eng zusammen zu bleiben und nicht von jedem kleinen Nepalesen an den Rand drücken zu lassen. Es ist wieder die asiatische Kunst des Fahrens, auf die man hier stößt: Recht erbarmungslos seinen Willen durchsetzen und trotzdem niemand umfahren. Im Zweifel hat der Asiate, hier der Nepali, dann doch einen Finger an der Bremse. Lediglich unser Begleitfahrzeug haben wir in den Wirren der chaotischen Straßen Katmandus recht schnell verloren und mein GPS hat einen leichten Defekt und reagiert nur noch mit Verzögerung. Trotzdem kommen wir dann durch kleinste Gassen und Sträßchen dem Hotel immer näher und verfahren uns genau dort, wo wir uns vor drei Wochen schon einmal verlaufen hatten. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir nun ohne Fragerei zurück finden können.

Am Abend haben wir dann unser Abschlussessen, in einem alten Gebäude im Kolonialstil gibt es ein nettes Restaurant mit kultureller Umrahmung. Hier genießen wir dann noch einmal ausgiebig nepalesische Küche mit Currys und Linsenbrei und dazu gibt es traditionelle Musik und Tänze. Damit geht nun fast unsere reise zu Ende, morgen haben wir noch fasst einen ganzen Tag Zeit, uns ein wenig in den Straßen der Stadt zu tummeln und am Abend geht es dann nach Hause zurück, auch wenn wir bei einem Blick auf den heimischen Wetterbericht dann doch gleich noch eine spontane Verlängerung anmelden wollen.


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Manche mögen’s heiß

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

67 km vom Last Resort nach Dhulikel, erst ordentlich 1100 hm runter und das gleiche auf der anderen Seite wieder nach oben, tropische Hitze bis 30 Grad.

Die Nacht im Last Resort war erquicklich, wie schon lange nicht mehr, bei der „dicken Luft“ kann man einfach besser schlafen, als oben auf dem Dach der Welt, vor allem, wenn ein leichter Regen beruhigend aufs Zeltdach prasselt. Am Morgen dann hat der Regen wieder aufgehört und die Sonne bleibt uns treu, natürlich ist es auch viel, viel wärmer als da ganz weit oben. Fast schon tropisch und so, kommen wir dazu, nun unsere kurzen Radklamotten auszupacken.

Die Straße wird ein wenig besser, ist aber immer noch ziemlich holprig, aber wir haben es auch nicht eilig, denn nur knapp 70 Kilometer stehen auf dem Tagesprogramm. Nicht nur die Temperaturen sind nun subtropisch, sondern auch die Landschaft. Viel sattes Grün gibt es heute zu sehen, frisch bestellte Reisfelder, Bananenstauden und Mangobäume am Weg und an den Hängen des Vorhimalaya. Bis zum Mittag geht es noch gut nach unten, mit einigen kleinen Zwischenanstiegen, dann kreuzen wir einen kleinen Fluss und klettern wieder nach oben.

Mittag machen wir in winzigen Restaurants mit traditionellem nepalesischem Dhal, ein Linsengericht und dazu ein oder zwei Gemüse und scharfen Mangopickles, in jedem Restaurant schmeckt es gut und anders, Fleisch dazu ist einfach gar nicht notwendig.

Nach dem Essen reparieren wir dann einen Plattfuß. Bisher war das erst der zweite oder dritte, wir sind also ohne große Probleme durch Tibet gekommen. Dazu kommt noch eine gerissenen Kette und zwei verlorenen Schrauben am Schutzblech, alles in allem eine gute Statistik.

Der Anstieg mit 600 Höhenmetern ist recht anspruchsvoll, aber anderes als in den hohen Regionen, hier fährt man Kurve um Kurve und schwitzt ordentlich, dafür gibt es mit der Lunge und der Luft keine Probleme. Die Gemüter sind recht unterschiedlich, vor allem Lore schimpft über die Hitze, ihr waren die „kühlen“ Anstiege in Tibet lieber. Ich freue mich eher, dass ich meine nachlassende thailändische restbräune wieder auffrischen kann.

Nach oben hin bekommen wir noch einmal eine schöne Aussicht über das weite, tiefe Tal, das wir heute durchradelt haben und in einer Kurve noch vor dem Ort Dhulikel liegt unser Hotel. Wieder eine sehr schöne Anlage, mit tollem tropischen Garten und grandioser Aussicht aus den Zimmern. Ebenso gut wie die Anlage ist das Essen und heute sitzen wir sogar noch recht lange beisammen bei Banana-Lassis und Everest Bier.


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Kein Sprung in die Tiefe

Auf dem Dach der Welt., 04. bis 29.05.2013

25 Kilometer von Zhangmu über die nepalesische Grenze zum Last Resort, 110 Höhenmeter hoch und wieder viel runter auf der holprigen nepalesischen Hauptstraße, sonnig bis 30 Grad.

In Nepal ist Tourismus wieder Tourismus! Man kann sich mit dem Jeep oder Bus in die Randzone des Himalaya fahren lassen, über eine lange Hängebrücke wanken, auf der anderen Seite in einem grünen Bambusgarten stilvoll und teuer nepalesisch essen und dann (mit vollem oder leerem Magen) an einem Gummiseil von der Hängebrücke 150 Meter in die Tiefe fallen lassen. Kann man, oder auch nicht. Aus unserer Gruppe will keiner. Lieber schauen wir den anderen dabei zu, wie sie mit schlotternden Knien auf die kleine Plattform steigen und sich dann mit einem martialischen Schrei in die Schlucht stürzen, 10 Sekunden für 60 Euro. Wegen der Nahtoderfahrung, sagen mir dann ein paar Leute, die es heute schon getan haben. Ich antworte, dass ich mit meiner Nahtoderfahrung noch ein paar Jahre warten will und genieße das grandiose Buffet am Abend im luxuriösen Zeltlager, in dem wir hier untergebracht sind. Einige der Springer haben sichtlich weniger Appetit.

So endete unser heutiger Tag, der am Morgen noch in Tibet, also auf der chinesischen Seite mit Kaffee und Tost begann. Danach radelten wir die letzten 10 Kilometer mit weiteren zwei Checkpoints runter bis zur Freundschaftsbrücke, die Nepal und China verbindet. Auf der chinesischen Seite dann schon ein mächtiger Auflauf an Menschen und Gepäck, rot-braun gebrannte Bergsteiger, die für 40.000 USD den Everest bestiegen haben (oder auch nicht), bunt- überausgestattete chinesische Touristen, sieben Radfahrer und viele Nepalesen, die sich als Träger verdingen. Letztere bepacken sich dann mit mindestens drei oder vier zusammen gebundenen Rucksäcken oder großen Fässern der Expeditionsausrüstung. Auch unsere Gepäckstücke landen auf den Rücken der Träger und verschwinden dann schon völlig ungeprüft in Richtung Nepal.
Derweil nähern wir uns in einer langen Schlange dem chinesischen Zoll, der dann alle Taschen noch einmal eingehend nach verbotener Literatur überprüft. Unsere „Dalai Lama for Chinese President“ Poster, die von uns aus dem Kloster Tashilunpo entwendete 145 kg schwere goldene Maitrea Statue und die 30 Kilo Kanabis Pollen sind längst in Nepal! Ohne Probleme werden wir dann ausgestempelt uns laufen über die Freundschaftsbrücke nach Nepal. Hier ist es gleich einmal 2 Stunden und 15 Minuten früher und alles läuft etwas chaotischer, aber auch entspannter. In einem kleinen Office drängen wir uns zwischen die einreisenden Chinesen und lassen unsere Visa abstempeln und werden von unsere nepalesischen Guidefamilie begrüßt. Unser Gepäck hat vollständig und unbeschadet schon den Weg in den Kleinbus gefunden und dann rollen wir die ersten Meter in Nepal weiter abwärts.

Die Straße wird massiv schlechter und ist oft nur eine Holperpiste, dafür wird es landschaftlich immer grüner, wärmer und feuchter. Überall gibt es Bäume, Sträucher, Bambus und blühenden Holunder. Wir stoppen erst einmal in einem kleinen Restaurant für eine Reismahlzeit mit Dahl, der traditionellen Linsensuppe, eine leckere Sache.

Dann holpern wir weitere 10 Kilometer ins Tal, bis zu einer großen Hängebrücke und sind dort, wo ich vorhin schon begonnen zu schreiben habe. Der Tag im „Last Ressort“ endet mehr als entspannt bei einem tollen Buffet und einem Abend im Zelt, während draußen Vögel zwitschern und Grillen zirpen, die „Hundstage“ sind wohl vorüber.


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Übers Dach runter in den zweiten Stock

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

125 Kilometer von Sumo nach Zhangmu, noch einmal 1200 hm hoch und mehr als 3500 nach unten, zwei Pässe mit 5025 und 5120 Metern Höhe und dann Downhill bis zum Grenzort Zhangmu in 1700 Meter Höhe, bei Sonne bis 22 Grad.

Warum das „Dach der Welt“ das „Dach der Welt“ begreifen wir heute. Aus Angst vor dem Gegenwind sind wir heute mit Sonnenaufgang beim Frühstück und schon 7.30 Uhr auf den Rädern. Es ist noch bitterlich kalt, so knapp unter dem Gefrierpunkt und nur ganz langsam dringt die Sonne in die Täler vor. Als wir dann endlich im Sonnenschein fahren wird es angenehm, auch die Höhe scheint uns kaum noch etwas auszumachen, so strampeln wir dann den letzten beiden 5000er Pässen entgegen. Als sich die Landschaft etwas öffnet und wir in die letzten Anstiege gehen kann es eigentlich nicht schöner sein.
Was für ein Panorama, was für ein Licht, was für ein Land-schon für diesen einen Tag hätte sich die Tour und alle Anstrengungen gelohnt. Zwar ist der Everst zu weit entfernt, aber der Blick ist frei auf den Shishapangma und den Cho Oyu, denen wir heute fast schon beängstigend nahe kommen; und unsere Straße scheint uns direkt dorthin zu führen.
Die beiden Pässe sind dann ein Klacks, zuerst kommt der Lalung La, der dann nach dem Hauptanstieg nur ein sanfter Hügel ist, dann geht es noch einmal in einer schönen Abfahrt 200 Höhenmeter runter und dann auch wieder mit recht gemütlichen 4 % Steigung wieder hinauf, noch einmal einen Schritt näher an die höchste Gipfelkette der Welt heran. Schon kurz nach 11 Uhr ist dann auch der nächste Anstieg auf 5140 Meter Höhe geschafft, der Yarle Shung La, und damit der letzte hohe Pass auf der Tour. Der Abstieg auf der anderen Seite lässt sich schon erahnen und es ist wirklich wie auf dem Dach eines Hauses, auf beiden Seiten geht es nach unten, nur ein paar Giebel überragen uns noch.

Das zeitige Aufstehen hat sich gelohnt, bis jetzt ist es windstill und so stürzen wir uns in die wohl längste Abfahrt der Welt. Unser Glück hält noch eine Weile an, nämlich bis 20 Kilometer vor Nyalam, der vorletzten chinesischen Stadt, dann haben wir den Wind ordentlich gegen uns.
Nach unten hin wurde die Luft spürbar dicker und dicker und es wird auch wärmer. Die Felder in den tibetischen Dörfer stehen hier schon viel weiter im Grün und es gibt mehr Wasser und Bäche. Das ist natürlich kein Wunder, denn es schafft nur ein kleiner Teil der Wolken übers Dach der Welt, so ist der südliche Teil des Himalaya der schönere, zumindest was die Vegetation angeht.
Während wir mal in Serpentinen, mal in langen Tälern nach unten rollen, verschwinden die Eisgipfel nach und nach und dann kämpfen wir noch 1,5 Stunden gegen den Wind, bis wir die an einen Hang geklatschte Stadt Nyalam erblicken. Hier dominieren Zweckbauten aus Beton und das Leben wird vom Handel mit Nepal bestimmt. Vor ein paar Wochen hat ein kräftiger Dauerregen die einzige Brücke in der Stadt weggespült, zwar gibt es unten einen wackeligen Steg über den reißenden Bach, den ich auch probiere, aber es ist einfach zu gefährlich, wer dort reinfällt, der kommt lebend nicht mehr aus dem Wasser raus. Also nehmen wir die 4 Kilometer Umfahrung in Kauf, um zu unserem Mittagessen zu kommen. Das von Lecbe, unserem Führer, empfohlenen Restaurant hat geschlossen, bei einem weiteren Restaurant ist der Koch nicht zu finden und so bleibt nur eine Bude mit Lanzhou Nudeln. Zum Glück entdecke ich dann noch einen Jiaotze-Laden, das sind gefüllte Teigtaschen, die eigentlich im Norden Chinas ihr zu Hause haben, wie Ravioli, superlecker und ich habe mich während meines Studium in Beijing hauptsächlich davon ernährt. Wir verschlingen dann 2 kg der leckeren Taschen und sind bereit für die nächsten 30 Kilometer.

Der Gegenwind hat noch einmal ordentlich aufgefrischt und treibt dicke Wolken aus Nepal heran, doch das ist jetzt egal, denn die Straß fällt mit sattem Gefälle in die Schlucht und so kommen wir gut voran. Kurve um Kurve wird die Luft nun dicker und feuchter, rundherum wird es grüner und die Pflanzen werden größer, bald kommen die ersten Bäume und Sträucher.

Die Straße ist ein Wunderwerk an Ingenieurskunst, klebt oft dicht am Felsen und auf der anderen Seite geht es 200 oder 300 Meter in die Tiefe. An vielen Stellen muss permanent nachgebessert werden, weil nach jedem Regenfall sich Gestein löst oder Erdrutsche die Strecke ganz blockieren.

Gegen 17 Uhr taucht dann der Grenzort Zhangmu auf, ein wildes Nest mit schmalen Gebäuden, die sich über fast 10 Kilometer an einer Straße reihen, die sich wie ein Drachen durch den fast schon subtropisch grünen Berghang zieht. Die Straße ist schmal und die Verkehrslage chaotisch. Es wird viel gebaut und an den Baustellen kommt gerade noch ein Fahrzeug durch, kommt dann Gegenverkehr, entsteht auf beiden Seiten ein hupender Knoten, der sich immer nur mit Mühe entwirren lässt und unser Fahrer lässt auch sichtlich Nerven. Dann wird er auch noch von einem Polizisten aus dem Verkehr gezogen, weil er nicht angeschnallt war, seine Lizenz verschwindet in einer Schublade und er darf nicht weiter. Nach Lecbes Intervention, darf er dann wenigstens weiter fahren und später telefoniert noch einmal der Chef der Reiseagentur mit der Polizei und am Abend bekommt der Fahrer seine Papier zurück und braucht nicht einmal die angedrohten 200 Yuan Strafe zu bezahlen.

Gegenüber dem Hotel gibt es ein nepalesisches Restaurant und dort bereiten wir uns dann kulinarisch schon einmal auf die nächsten Tage vor. Der eindrucksvolle Tag mit 125 Kilometern sitzet aber dann doch in den Knochen, sodass wir nicht zu spät in die Betten verschwinden.


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Abschied vom Everest

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

62 Kilometer von Tingri nach Sumo, 412 Höhenmeter bei strahlender Sonne bis 22 Grad, die letzten 15 km dann wieder ordentlicher Gegenwind.

Heute Morgen ist es doch wieder ein wenig kühler, als wir unseren üblichen 9 Uhr Start hinlegen. Gemütlich geht es durch die Hochebene. Die Everest-Cho Oyu-Shishapangma-Reihe ist noch einmal mehr als klar am Horizont zu sehen und begleitet uns letztmalig für ein paar Kilometer, dann schieben sich andere „Hügel“ dazwischen und wir radeln noch einmal durch eine trockenen Einöde. Einige Ruinen zeugen davon, dass hier früher auch mal ein paar Siedlungen waren, aber der Boden leuchtet überall weiß, nicht vom Schnee, sondern von Salzausscheidungen, so dass Landwirtschaft wohl nicht möglich ist. Auch den Yaks oder Schafen scheint das wenig struppige Gras nicht zu schmecken, denn wir sehen kaum Herden.
Erst nach 30 Kilometern kommen wieder ein paar Dörfer und es wir lebendiger, wieder gibt es ein paar Felder und Tiere. Leider endet für uns bald der Fahrspaß, denn als wir etwas in Richtung Süden einbiegen haben wir den Wind recht straff gegen uns.

Mit 12 Kilometern pro Stunde fahren wir dann im engen Windschatten bis Men Bu Su Mo, einem kleinen Kaff, das allerdings freundlicher daher kommt als unsere gestrige Übernachtung in Tingri. Und wir haben Glück, es gibt ein neues Guesthouse, in dem wir die ersten Gäste sind. Richtig toll ist es deshalb noch lange nicht und schon im nächsten Jahr wird es auch hier recht runter gewirtschaftet aussehen.

Wir warten ewig aufs Essen, aber es gibt ja eh nicht viel zu tun hier. Nach den einfachen Gerichten brechen wir dann noch auf eine runde durchs Dorf auf und sehen uns die Schule an. Die Schüler haben gerade „Sport“, geübt wird hauptsächlich marschieren. Andererseits stellt sich die Frage, ob man hier in 4500 Metern Höhe überhaupt Sport machen kann, auch wenn die Tibeter die Höhe gewöhnt sind, vermeiden sie auch nicht ohne Grund schnelle Bewegungen und anstrengende Arbeit, auch der Tibeter kommt bei der dünnen Luft außer Atem.

Abends ziehen wir wieder ins Restaurant, das Essen ist etwas besser und wir beschließen einen morgigen sehr zeitigen Aufbruch, liegen doch 120 km und zwei 5000er Pässe vor uns und wir wollen so viel wie möglich vom windfreien Vormittag haben.


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Spiel mir das Lied von der Einöde

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

60 Kilometer von Baipa nach Tingri, 270 lausige Höhenmeter, tolle Sonne bei bis 22 Grad und ab mittags etwas Gegenwind, Spaziergang durch den recht öden Ort Tingri und gemütliches Abendessen.

Unser 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Start-Rhythmus ist uns schon in Fleisch und Blut übergegangen auch wenn wir nur einen kurzen Tag vor uns haben, aber gegen Mittag kommt immer der Wind und den wollen wir natürlich so wenig wie möglich gegen uns haben.

Neben der Kürze hat die Strecke heute wirklich kaum etwas zu bieten, wir radeln einfach durch ein weites recht trockenes Tal, Dörfer sind selten und die Gegend scheint auch wenig geeignet, um Landwirtschaft zu betreiben. Ebenso öde ist dann auch unser Zielort Tingri, dabei hat der Ort eine der spektakulärsten Kulissen, die man sich vorstellen kann, im Hintergrund, ganz weit entfernt, sind nämlich heute wieder die Eisriesen aufgetaucht und wieder zwei 8000er sichtbar.

An unser Hotel erinnere ich mich sogar, hier habe ich vor 20 Jahren schon übernachtet. Hier vom Snow Leopard Hotel könne man nämlich den Everest sehen, allerdings nur von der Außentoilette. Inzwischen hat das Hotel fast ordentliche Zimmer bekommen, leider ist gerade heute Strom und Warmwasser weg, sollen aber am Abend wieder kommen, na hoffen wir mal.

Nach einem etwas laschen Mittag brechen wir noch einmal zu einem Spaziergang auf, im Dorf mit den recht schmuddeligen Häusern treibt der Wind den Staub in dicken Fahnen vor sich her. Müde Leute sitzen recht uns links ab und zu vor den Läden, alles wirkt etwas müde. Passend wäre hier die Filmmusik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ gewesen.

Hinterm Dorf biegen wir ab und erklimmen einen Hügel und genießen die Sicht auf die Berggipfel. Die stecken teilweise richtig dick in den Wolken, die von nepalesischer Seite hochgedrückt werden. Auf dem Rückweg decken wir uns dann noch einmal mit Bananen und Keksen ein und schlendern zurück. Auch ein schönes Stück geräucherten Yaks konnte ich in dem Laden entdecken und die Gruppe überzeugen, dies mitzunehmen. Später zaubert dann der Koch im Hotel dann auch wirklich ein leckeres Gericht daraus, kurz angebraten mit etwas grünem Paprika und Chili, ein guter Kontrast zu den anderen Gerichten, die durchweg etwas lasch sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier im Hotel so gut wie alle durchkommenden Gruppen absteigen und die meisten Langnasen scharfe Gerichte nicht vertragen.

Ab 20 Uhr gibt es dann auch Strom und es gibt theoretisch auch warmes Wasser, welches aber nur in einem dünnen Strahl aus der Leitung tröpfelt. So wird dann aus der Dusche doch wieder nur eine leichte Waschung.


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Zurück in die asphaltierte Welt

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Transfer von Rädern und Mannschaft von Passum nach Baipa, noch einmal grandiose Sicht über die Everest Range, Waschnachmittag und Räder putzen und schrauben bei mehr als sonnigen 28 Grad.

Heute Morgen nehmen wir Abschied von unserer netten Gastfamile in Passum, dann verstauen wir die Räder auf dem Truck. das ist harte Arbeit, denn die Räder dürfen bei der schlechten Piste nicht ruckeln und wackeln, denn sonst haben wir heute Abend nur noch Schrott.

Danach geht es dann den gleichen Weg, den wir vor zwei Tagen geradelt sind wieder zurück. Wir holpern im Tal zurück bis Bedruk und dann wieder die unendlichen Serpentinen hoch zum Pang La Pass. Mit jeder Kurve wird die Sicht auf Everest, Choi Oyu und Makalu schöner und grandioser. Heute trübt wirklich kein Wölkchen die Sicht auf die stolzesten Berge der Welt. Und es ist mehr als warm, fast schon zu warm, vor allem in unserem Minibus. Wegen des Staubes können wir kein Fenster öffnen und die Klimaanlage geht auch nicht. Wir machen aus der Not eine Tugend und halten öfter für eine Pause an, Atmen die klare Luft und staunen über die Aussicht fast wie beim ersten Anblick vor zwei Tagen. Auch heute zeigt das GPS wieder knapp über 2000 Meter am Pass an, damit sollte die Aussage in den Büchern mit 5150 Metern über dem Meer nicht stimmen, schließlich haben wir auf dieser Tour drei Messungen gemacht und auch schon auf den Vortouren zeigte der Höhenmesser 5230 Meter an.

Dann holpern wir wieder abwärts in Richtung Hauptstraße, die wir anderthalb Stunden später wieder erreichen. Endlich die Fenster auf, kein Staub mehr bei Gegenverkehr und die Holperei hat ein Ende. Die Formalitäten am Checkpoint sind rasch erledigt und wir sind in Baipa wieder zurück in der Zivilisation, zumindest fast, denn Strom gibt es erst am Abend.

Als erstes ziehen wir unsere Klamotten der letzten Tage durch das lauwarme Wasser und hängen alles in der Sonne auf. Die Räder haben den Transport ohne größere Blessuren überstanden, nach einem reichen Mittagessen basteln wir eine halbe Stunde und spülen den Staub ab, dann sind alle Räder wieder einsatzbereit.

Baipa ist nicht der kleinste Ort, den wir auf der Tour gesehen haben, trotzdem dauert unser Spaziergang durch Dorf keine Stunde, im Megaspaziertempo und inklusive Shoppings. Kekse und Bananen standen auf dem Einkaufszettel. Vor allem letztere haben hier ultimativ hohe Preise, mehr als vier Euro blättern wir fürs Kilo hin, aber es gibt halt nicht so viele Bananenplantagen hier im Himalaya.

Die Küche hier im Tingri Bebar Hotel ist wahrlich vorzüglich und so schlagen wir uns abends wieder den Bauch voll, dann kommt der Strom wieder und damit auch das heiße Wasser und nun ist endlich die Gelegenheit, den Staub der letzten zwei Tage ganz vom Körper zu bekommen. Vorher jedoch müssen wir noch ein Interview eines Kamerateams aus Lhasa über uns ergehen lassen.

In den nächsten zwei Tagen erwarten uns dann nicht zu schwere Etappen, vor allem, wenn der Wind mitspielt, dann wird es noch einmal happig, wenn wir die letzten beiden hohen Pässe des Himalaya überqueren.

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Die Mutter aller Berge

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

35 anstrengende Kilometer von Passum bis ins touristische Everest Basecamp und noch einmal 7 Kilometer mit dem Bus bis ins richtige Basecamp, gute 1000 hm Anstieg auf wiederum übler Piste mit grandioser Sicht bei Temperaturen um die 25 Grad.

Die Holperpiste hat unsere Zahl der richtig mutigen Radler noch einmal halbiert und so bin ich mit Georg der einzige, der an diesem Morgen aufs Rad steigt. Markus hatte die Holperei an Handgelenk und Rücken ordentlich zugesetzt und Rainer war gestern schon vom Liegerad auf ein „richtiges“ Rad umgestiegen. Trotzdem hat sich für mich hier gezeigt, dass vor allem auf Asphalt das Liegerad dem normalen Rad überlegen ist, ebenso meisterte Rainer alle Anstiege, inklusive der beiden 5000er immer am schnellsten.

Zwar haben wir heute noch einmal ordentlich Höhenmeter zu absolvieren, aber die verteilen sich recht gleichmäßig auf die gesamte Strecke und so geht es vor allem am Anfang nur ganz seicht nach oben. Die Frage, ob die Strecke in den letzten 20 besser oder schlechter geworden ist, ist schwer zu beantworten.
Damals war die Straße zum Everest auch nicht geteert, es gab wenige Wellblechpiste, dafür aber ab und an Sandlöcher und die Piste führte durchs Flussbett, so dass ich mein Rad damals 10 Kilometer über Flussgeröllschieben musste und das war natürlich auch richtig übel. Der „Rest“ der Strecke war dann wohl ein wenig einfacher zu fahren. Außerdem denke ich, dass mit dem Gepäck, dass ich damals hatte und das waren an die 30 Kilogramm, mein Rad damals etwas besser gefedert war und die Holperei besser geschluckt hat. Auf jeden Fall ging es heute Morgen ebenso mit Wellblech weiter, wie gestern Abend.

Aber auch hier setzt nach 15 Kilometern der psychologische Effekt ein, denn man kommt um einen Berg herum und dann taucht langsam Stück für Stück der Everest zum Greifen nahe, ohne jede Wolke am Gipfel. Und nun macht das fahren endlich wieder Spaß, ich habe das Gefühl, wenn ich noch drei Stunden weiter radele, dann stehe ich mit meinem Rad knapp unter dem Gipfel, so schnell kommt der Berg näher. Unterwegs teilen wir uns die Straße weiterhin mit nervigen Jeeps, aber auch ab und an mit Yaktreks. Vielleicht 20 schwer beladene Yaks blockieren die Straße und ziehen auch nach oben. Mit den Treibern teile ich ein paar Kekse und darf dann Fotos machen, leider ist viel Kommunikation nicht möglich, denn die Männer sprechen nur Tibetisch und kein Chinesisch.

Gegen 13 Uhr erreichen wir dann wieder die 5000 Meter Höhe und dann taucht auch das neue Kloster Rongbuk auf und etwas weiter dann das touristische Everest Basecamp. Hier gibt es vielleicht 20 Zelte mit Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten. Weiter nach oben kommt man dann nur noch mit einer Art Shuttlebus. Diesen nehmen wir dann auch zusammen mit einer chinesischen Truppe und fahren noch weiter 7 Kilometer und 200 Höhenmeter bis in das richtige Basecamp, aber eigentlich nur bis kurz davor, zu den Zelten der Expeditionen darf dann niemand mehr.
Noch einmal genießen wir die Aussicht auf den Berg aller Berg, der sich langsam zuzieht und machen gemeinsam mit den Chinesen eine große Fotosession. Lange wollen wir auch nicht bleiben, denn hier pfeift nun doch ein kühler Wind.

Rückwärts fahren wir dann alle mit unserem Begleitfahrzeug, noch einmal 34 Kilometer Schüttelei und Staub auf der Buckelpiste auf der gleichen Strecke und ohne tolle Sicht, das muss einfach nicht sein. gegen 17 uhr sind wir wieder zurück in unserem tibetischen Guesthouse und entstauben uns notdürftig. Dann gibt es wieder tolles Abendessen unten in der tibetischen Teestube und dann folgt hoffentlich die letzte Nacht mit Hundegebell in diesem Land.


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1000 holprige Kurven

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

72 hoprige Kilometer von Baipa nach Passum, 1020 Höhenmeter über den 5220 Meter hohen Pang La Pass, grandiose Sicht auf die Everest Range, dann wieder 1000 hm runter bis nach Passum, bei Sonne und leichten Wolken bis 24 Grad.

Pünktlich wie immer um 9 Uhr verlassen wir Baipa, nachdem wir uns den Bauch noch mit gebratenem Reis vollgeschlagen hatten und radeln in den sonnigen Tag. Es ist zwar noch frisch am Morgen, wird aber recht schnell sehr angenehm, fast 20 Grad zeigt das Thermometer am Vormittag.

Einen kurzen Stopp haben wir noch am Checkpoint, hier müssen alle den Pass zeigen und die Genehmigungen werden sorgsam geprüft, dann dürfen wir weiter. nach ein paar Kilometern kommt der Abzweig zum Everest Basecamp und der Asphalt hört auf.
Die Piste ist zwar recht neu, aber die vielen Jeeps und Kleinbusse, die hier jeden Tag unterwegs sind, haben den Weg in eine mächtige Wellblechpiste verwandelt und das ist kein wirklicher Fahrspaß mehr. Es kommt noch einmal ein kleines Dorf und dann geht es in die Serpentinen. Auch hier wieder viel Schotter und viel Hoperei wegen des Wellblechs, aber man merkt es nicht mehr ganz so schlimm. Das liegt aber nicht an der Piste, sondern an der niedrigen Geschwindigkeit, mit der wir vorwärts kommen. Die radelnde Truppe wird dann auch merklich kleiner und zu viert nehemen wir dann letztlich den Pass in Angriff.

Zu sehen gibt es nicht zu viel, denn das Tal ist trocken und die Schneeberge bekommen wir (hoffentlich) erst hinter dem Anstieg zu sehen. Stoisch kurbeln wir uns Kurve um Kurve nach oben. Auf der einen Seite ist es nicht so anstrengend, wie die anderen beiden 5000er, die wir gefahren sind, denn durch die Holperei kommt man nur mit 5 km/h höchstens vorwärts und damit nicht an die Grenzen der Lungenkapazität. Lediglich die Rüttelei legt sich aufs Gemüt und nach dem halben Anstieg werfe ich dann meinen MP3 Player an und dann läuft es besser. Irgendwann gegen 14 Uhr erreiche ich die letzte Kehre und dann wird der Blick frei und ich weiß, warum ich hier hoch gefahren bin. Vor uns liegt einer der phantastischsten Ausblicke der Welt, eine unendlich lange Reihe Schnee und Eis bedeckter Gipfel und darunter mindestens drei 8000er Gipfel. Auch der Everest ist zu sehen, nur seine oberste Spitze hängt ein wenig in einer mitteldicken Wolke.

Ein paar Tibeter verklingeln oben am Pass Souvenirs und aller zehn Minuten kommt ein Jeep mit chinesischen Touristen angeblasen, meist eingehüllt in eine dicke Staubwolke, das hat uns ebenfalls neben der Holperei ordentlich zu schaffen gemacht. Wir essen oben auf dem Pass unsere Nudeln, erstmals ist es oben auf einem Pass nicht zu windig und angenehm warm. Dann schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns an die Abfahrt. Wieder geht es in unendlichen Serpentinen nach unten. Die schlechte Straße bekommen wir jetzt noch mehr zu spüren, die Wellblechpiste schlägt auf die Handgelenke durch und wir werden auch insgesamt recht gut durchgeschüttelt. Immer wieder blasen Jeeps in einer dicken Staubwolke vorbei. Dafür wird die Sicht mit jeder Kurve nach unten besser und wir kommen den Eisgipfeln langsam näher.

Unten im Tal ist es noch einen Zacken wärmer, insgesamt scheint das Klima hier milder zu sein, denn auf den Feldern sprießt hier schon das erste Grün der Gerste, die überall angebaut wird. in einem kleinen Dorf in der Talsohle genießen wir einen Pott süßen Milchtees, dann machen wir uns auf die letzten 8 Kilometer bis zum Zielort Passum. Hier in der Ebene brettern die Jeeps dann noch ungehemmter durch die Landschaft, angeblich spürt man ab 70 km/h die Wellblechpiste nicht mehr, das zahlreiche Fußgänger, Mopedfahrer und vier Radler unterwegs sind, interessiert die Fahrer nicht.

Laut Lecbe, unserem tibetischen Führer, wollen die Chinesen die Piste gerne asphaltieren, aber die internationale Gemeinde der Umweltschützer möchte das nicht, vielleicht sollte man die Tibeter in den Dörfern, die nun täglich in dichte Staubwolken eingehüllt werden, einmal zu dem Thema befragen.

Unser Guesthouse ist winzig, unten gibt es eine gemütliche warme Teestube und oben sind drei Zimmer mit ein paar Betten. Für tibetische Verhältnisse ist es recht sauber, inklusive der Toilette. Allerdings gibt es nur eine kleine Wasserschüssel zum Waschen und es wird nicht mehr als eine Katzenwäsche daraus.

Recht schnell ziehen wir unten in der gemütlichen Teestube ein und spülen den innerlichen Staub mit Tee und Bier runter, das Essen dauert eine Ewigkeit, aber was lange währt wird gut. Die vielleicht 40jährige Wirtin zaubert aus den paar Gemüsen und ein wenig Fleisch eine Reihe leckerer Gerichte, die wir hungrig verschlingen. Abends in der Dämmerung haben sich die Wolken am Everest wieder verzogen und wir können einen ersten Blick auf den freien Gipfel werfen, leider ist es schon zu dunkel, um noch zu fotografieren. Gegen 21.30 Uhr verschwinden wir dann in den Betten. In weiser Vorahnung stopfe ich mir schon wieder Ohropax in die Ohren, nicht wegen des Schnarchens meiner Mitstreiter, sondern wegen des Hundeterrors, der mit Einbruch der Dunkelheit wieder beginnt.


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