Hütten in Fetzen

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Seit den Tagen in Laos wird unser übliches Nudelsuppen-Omelette-frische Früchte-Frühstück des öfteren durch Baguette ergänzt: Ein Erbe der französischen Kolonialzeit. Heute morgen wurden wir aber durch eine besondere Baguette-Variante überrascht: Freigegeben mit Stempel – garantiert einwandfrei!

Weiter geht es seit Tagen Richtung Süden, immer am Mekong entlang. Auch in Laos war die Armut immer sichtbar, aber hier in Kambodscha drängt sie sich dicht an uns heran. Kilometerlang fahren wir an Wohnhütten vorbei, in denen man kaum Bewohner vermuten würde, wären da nicht immer wieder zahlreiche Kinder im Türrahmen oder vor der Hütte, die uns mit lautem Hello schreiend und winkend begrüßen. Immer auf Stelzen – natürlich wegen des wiederkehrenden Hochwassers aus dem Mekong, aber genauso zur Abwehr von Schlangen und Insekten – stehen die Unterkünfte oft genug in modrigen Tümpeln oder Riesenpfützen. Manche Hütten dabei so windschief und brüchig, daß sie fast in Fetzen fallen. Übrigens bedeutet ein Stromzähler vor der Tür nicht, daß die Bewohner den Strom auch wirklich nutzen. Energie ist teuer und oft genug reicht es nur für Batterien, um ein Kofferradio zu betreiben, während zum Lichtmachen noch Petroleumlampen vorhanden sind.

Unterwegs auf dem Land können wir noch frische Luft atmen, aber in den Städten – Stung Treng, Kratie, Kompong Cham – wird das Atmen durch die Abgase der unendlich zahlreichen Motos (Motorräder und Mopeds) und vor allem durch vielen, kleinen Müllhaufen, die mangels Müllabfuhr direkt auf der Straße verbrannt werden und vor sich hinqualmen, manchmal unangenehm. Diese Qualm-Abgas-Mischung verstärkt natürlich die Hitze und legt sich wie ein rußiger, dicker Film über die Stadt. Mich macht diese Verwahrlosung in den letzten Tagen oft ganz mutlos und ich kann die Kambodschaner nur respektvoll bewundern wegen ihrer Energie und Unermüdlichkeit, mit der sie sich täglich wieder neu diesen Widrigkeiten aussetzen.

Auf unserer Strecke werden wir von einer Baustelle aufgehalten: Eine der unzähligen Holzbrücken über kleine Seitenarme oder Zuflüsse des Mekongs wird erneuert. Während wir noch argwöhnen, daß unser Begleitfahrzeug die mit Brettern ausgelegte Furt nicht passieren kann, nimmt unser Fahrer schon Anlauf. Alles geht gut und wir fahren gemeinsam weiter!


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Nüng, song, saam, sii

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Nur viermal geschlafen, schon müssen wir Laos, die schöne Unbekannte, wieder verlassen. Aber wir kommen zurück, versprochen! Nur ein paar Tage in einem Land fast so groß wie die Britischen Inseln, mit einer herrlichen, sehr abwechslungsreichen Landschaft, in der es noch so viel zu entdecken gibt, waren einfach zu kurz.

Kurz vor dem Grenzübergang müssen wir noch einmal mit der Fähre über den Mekong setzen. Auf der Suche nach ein paar Bananen und Mandarinen laufen wir die Marktstände des Ortes am anderen Ufer ab. Fische, Särge, Ersatzteile für Mopeds – alles ist zu finden, nur kein Obst. Haben die Menschen hier alle einen eigenen Garten? Aber schließlich wird Andreas fündig und wir fahren die letzten Kilomenter bis zum Schlagbaum – das kann man bei dieser Grenze wörtlich nehmen – weiter mit dem Bus. Unsere Räder aus Thailand sind wir schon vor der Fahrt auf das Inselparadies wieder losgeworden.

Auch von unserem laotischen Guide Aod, der zu Recht so stolz auf sein Land ist, und dem Fahrer des Begleitfahrzeugs müssen wir uns schon wieder verabschieden. Danke für die schönen Tage!

Bevor wir nach Kambodscha einreisen dürfen, müssen wir noch kurz durch die Quarantine (=Quarantäne), soll heißen: Auf dem Einreiseformular muß die Frage, ob man gesund sei, mit ja beantwortet werden. Nachdem wir auch diese Hürde genommen haben, werden wir mit einem vierfachen Lächeln begrüßt: Thonet, unser kambodschanischer Guide, Vannak, sein Neffe und Nachwuchsguide, sowie der Busfahrer und der Fahrer des Begleitfahrzeugs. Ein richtiges Empfangskomittee!

Mit Schwung und den neuen Rädern nehmen wir Kurs auf Stung Treng, unser heutiges Tagesziel. Eigentlich nur eine Strecke von 60 km, aber diese Etappe wird heftiger als erwartet. Da wir wegen der An- und Einreise erst um 11 Uhr starten können, sind wir der Mittagshitze voll ausgeliefert. Es ist deutlich über 30 Grad C, kein Wölkchen am Himmel, und leider auch keine größeren Bäume, die ein wenig Schatten bieten könnten.Der Fahrtwind ist heiß, trocken und staubig. So weit das Auge reicht, hin und wieder eine verkohlte Baumruine in der Landschaft, ansonsten nur junge Kautschukbäume, die einen Meter kaum übersteigen. Hier wurde mit Abholzen und Brandrodung wieder einmal Platz geschaffen, um Nachschub für die Autoindustrie zu liefern. So sind alle sehr erleichtert, als wir die große Brücke über den Sekong, der hier in den Mekong mündet, erreichen und in die Stadt einfahren.


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Es fährt (k)ein Zug nach nirgendwo

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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Viertausend Inseln in zwei Tagen!! Was sich nach Stress anhört, war stattdessen für uns entspanntes Inselabhängen. Hier im südlichsten Zipfel von Laos, wo der Mekong seine größte Ausdehnung – stellenweise bis zu 14 km – hat, ist eines der Backpacker-Paradiese dieser Erde: Si Phan Don (= Vier Tausend Inseln). Je nach Jahreszeit (Regen- oder Trockenzeit) kann man einige hundert mehr oder weniger zählen. Die wichtigsten und größten sind Don Khong, Don Det und Don Khon. Südlich der Inseln stürzt das Mekongwasser über zwei der größten und eindrucksvollsten Wasserfälle Asiens über die Felsen herab. Diese Wasserfälle haben vor fast 150 Jahren die Träume der Franzosen platzen lassen, die als Kolonialherren über Indochina die Schätze der Region von China bis nach Vietnam den Mekong hinunter schiffen wollten.

Um den Traum doch noch zu verwirklichen, ließen sie ab 1893 eine Eisenbahn von der Nordspitze Don Dets bis zur Südspitze Don Khones bauen, um auf diesem Wege Güter und Passagiere an den Wasserfällen vorbeizuleiten. Welche Schinderei und Mühsal die Einheimischen bei diesem absurden Vorhaben erdulden mußten, läßt sich einer Sammlung alter sepiafarbener und bedrückender Fotos entnehmen, die ein Laote in einem Garten neben der Terrasse unseres Hotels aufgehängt hat. In fließendem Englisch lädt er uns freundlich ein, die kleine Ausstellung zu betrachten. Er selbst wohnt nicht (mehr) auf der Insel, sondern in Laos Hauptstadt Vientiane und ist gerade bei seinem Bruder zu Besuch.

Heute ist von diesem Großmachttraum der ehemaligen Kolonialherren nicht mehr viel übrig. Die Schienen der Bahn sind mittlerweile in Brücken verbaut, eine alte Schmalspurlok rostet vor sich, und an den Enden der Bahn sind jeweils große Verladerampen aus Beton, die vom Mekong aus eher wie häßliche Parkdecks aussehen. Von Nutzen für die Inselbewohner ist nur die kleine Brücke zwischen beiden Inseln, der ein französisches Flair nicht abzusprechen ist.

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Danke Andreas!

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Diese Ruhe in den Straßen von Pakse! Eine komplett andere Welt, wenn man aus dem quirligen und dicht besiedelten Thailand kommt. Pakse ist wohl die einzige Stadt dieser Größe, in der man über die Straße gehen kann, ohne nach rechts und links zu schauen.

Nach dem Frühstück geht es weiter Richtung Süden zur alten Königsstadt Champasek. Wir radeln auf der wichtigsten Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes, der Straße 13, nur unterbrochen von kurzen Trink- und Verschnaufpausen etwa alle 15 km. Dann großer Schreck bei der Abbiegung hinunter zur Fähre über den Mekong: Ich habe Brille und Smartphone verloren! Beides kurz abgelegt auf Andreas Rucksack, hinten auf dem Gepäckträger seines Rades, um mich bei der Hitze mit etwas Eis abzukühlen. Und dann beides vergessen und erst 5 km weiter vermißt … Während ich mich gerade an den Gedanken gewöhne, während der restlichen Tour keine Fotos mehr machen zu können und dankbar für die Ersatzlesebrille vom thailändischen Markt zu sein, hat Aod, unser laotischer Guide, in Minutenschnelle ein Moped ausgeliehen. Während ich mich auf den Rücksitz schwinge, fühle ich mich an Teenagerzeiten erinnert. Wir brausen die 5 km bis zum letzten Rastplatz zurück. Dort angekommen, wird jedes Fleckchen mit den Augen abgescannt, aber wir können weder Brille noch Handy entdecken. Wäre ja auch einem Wunder gleichgekommen. Auf dem Rückweg geht auch noch das Benzin aus und wir müssen zu Fuß laufen. Unterwegs kommt uns Andreas mit dem Fahrrad entgegen. In der Hand Wunder Nr. 1!! Das Smartphone hatte sich auf seinem Rücksack eingekuschelt und war die ganze Zeit weiter mitgefahren. Obwohl ich auch die Straßenränder mit den Augen abgesucht habe, läßt Andreas sich trotz der großen Hitze nicht davon abhalten, nochmal zurückzufahren – um auch die Brille tatsächlich zu finden! Unbeschadet auf der Straße – Wunder Nr. 2!!

Leider kann sich Andreas von der Hin- und Herhetzerei nicht mal kurz erholen, denn die Fähre über den Mekong legt in 20 Minuten ab. Wir müssen noch einige Kilometer runter zum Fluß. Erst bei der Überfahrt kann er einige Minuten verschnaufen.

Am anderen Ufer haben wir es nicht mehr weit. Wie Perlen auf einer Kette sind traditionelle Holzhäuser und zum Teil sehr hübsche, kleine Kolonialbauten einige Kilometer entlang einer alten Teerstraße am rechten Mekongufer aufgereiht: Champasak. Von hier aus wollen wir zum Wat Phou ( = Bergtempel) aufbrechen, einem der großen Highlights in Südlaos. Allerdings handelt es sich nicht um einen einzigen Tempel, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern um eine sehr eindrucksvolle Tempelanlage, die sich zu Fuß des Berges Phou Pasak mehrere hundert Meter den Hang hinauf erstreckt.

Vorbei an zwei großen Wasserbecken für rituelle Waschungen und zwei verfallenen Palästen rechts und links führt der Weg über steile Treppen immer weiter den Berg hinauf. Die ältesten Ruinen dieser Kultstätte stammen vermutlich aus dem 5. Jahrhundert, die neueren Sakralbauten wurden im 11. und 12. Jahrhundert unter der Herrschaft der letzten großen Khmer-Herrscher Jayavarman VI. und Suryavarman II, des Erbauers von Angkor Wat, errichtet. Hier vermischen sich Hinduismus und Buddhismus. Unterwegs sehen wir Tempel mit hinuistischen Göttern – die Dreieinigkeit von Vishnu, Brahma und Shiva – und Altäre mit unterschiedlichen Buddhas, bis wir schließlich unter einem Felsvorsprung bis zur heiligen Quelle des Wat Phou gelangen. Dieses Wasser wird bis heute von buddhistischen Mönchen für verschiedene Rituale eingesetzt.


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Einmal die große Mutter sehen

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Pop gan mai (= Auf Wiedersehen) Thailand! Sabai dii (= Guten Tag) Laos! Heute morgen sind wir also nach Laos eingereist, in dieses spannende und geheimnisvolle Land, das sich nach schwierigen politischen Zeiten erst in den 90er Jahren für den Tourismus geöffnet hat. In Chong Mek, der thailändischen Grenzstadt, in der wir übernachtet haben, ist alles recht wild, ungepflegt und geduckt. Das einzig auffällige, geradezu futuristische Gebäude ist der Grenzübergang nach Laos – also nicht zu verfehlen. Hier heißt es auch Abschied nehmen von Tommy, unserem thailändischen Guide, und Toto, unserem immer hilfsbereiten „Fahrradflüsterer“. Danke für alles und pop gan mai!

Wir hatten Wartezeit eingeplant, da es die laotischen Behörden, noch dazu an einem Samstag, angeblich ruhig angehen lassen würden beim Bearbeiten der Formalitäten. Aber kaum hat unser junger Guide aus Laos – er heißt Aod – uns begrüßt und unsere Pässe eingesammelt, sind wir schon durch sämtliche Kontrollen. Alles geht so schnell, daß uns kaum Zeit bleibt, die vielen buddhistischen Mönche – sind es hundert oder mehr? – in ihren sattgelben und orangefarbenen Gewändern zu bestaunen, die ebenfalls mit uns die Grenze passieren. Wo sie wohl hinwollen?

Unser Ziel heißt jedenfalls Pakse, ist die zweitgrößte Stadt des Landes und gilt als wichtige Handelsstadt. Laos hat nur knapp 7 Millionen Einwohner und davon leben mehr als zwei Drittel auf dem Land, daher ist es nicht verwunderlich, daß in Pakse nur ca. 90.000 Menschen wohnen. Unser Gepäck wird auf das neue Begleitfahrzeug, einen großen Songthaeo, umgeladen. Dieser Zweireiher – songthaeo bedeutet wörtlich „zwei Reihen“ – hat an jeder Längsseite innen eine Sitzbank und ist das hauptsächliche Personentransportfahrzeug in Laos.

Die Strecke bis Pakse ist geradezu ein Klacks, sind wir doch mit Augen, Ohren und Nase damit beschäftigt, das neue Land kennenzulernen. Die Landschaft ist grüner und hügeliger als im flachen, gleichförmigen Isaan, durch den wir während der letzten Tage geradelt sind. Und dann nach 45 km sehen wir das typische braune Wasser der Großen Mutter: Wir fahren über die Mekongbrücke (Me = Mutter, kong = groß) in die Stadt. Für einige in der Gruppe die Erfüllung eines Traumes und ein feierlicher Moment – einmal den Mekong sehen!! Obwohl so berühmt, steht er in der Rangfolge der längsten Flüsse der Erde doch nur an Nummer Neun. Aber das ändert nichts an unserem Feeling!

Der Rest ist dann nur noch Seele baumeln lassen: Ankunft im Pakse Hotel, einem wunderbar gepflegten Haus mitten in der Stadt, Streifzug durch die Stadt oder Bummel entlang des Mekong, Sonnenuntergang von der Dachterasse im siebten Stock des Hotels mit grandioser Aussicht über die Stadt und ein leckeres Abendessen auf einem Restaurantschiff – natürlich auf der Großen Mutter!


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Wie aus Farangs Falangs werden

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Heute ist wieder Kilometerfressen angesagt. Unser Ziel ist ein Hotel vor den Toren des Phu Chong Na Yoi Nationalparks. Bis dahin sind es aber noch etwas mehr als 90 km. Seit Tagen radeln wir parallel zur kambodschanischen Grenze, die mal mehr, mal weniger als 10 km von unserer Straße entfernt ist. Westliche Touristen tauchen hier nur äußerst spärlich auf; kaum Sehenswürdigkeiten sowie eine rauhe Kulturlandschaft (Reis, Zuckerrohr, Kautschuk, Maniok), die über hunderte von Kilometer gleich bleibt, sorgen dafür. Daher ist unsere Gruppe – zwölf Langnasen auf Rädern – natürlich immer wieder ein Blickfang auf der Straße. Waren wir zu Beginn unserer Tour noch Farangs – thailändisch für Ausländer – so hören wir jetzt nur noch das Wort Falang. So nennen die Laoten uns Ausländer. Wir nähern uns dem Nachbarland, auch sprachlich

Ständig werden wir begrüßt: Mit lauten Rufen in der Landessprache, aber auch gerne mit Winken und Hello. Schön ist der hochgereckte Daumen, der einem vom vorbeiziehenden Moped entgegengereckt wird, lästig die Hupe, die uns immer wieder aus unserer Radl-Meditation weckt. Während wir an einer Schulmauer Fotos machen, ist das Interesse der Kleinen an uns umgekehrt so groß, daß innerhalb von Minuten fast 50 Kinder an das Tor kommen und uns freudig zuwinken.

Auf unserer Strecke streifen wir zwischendurch kleinere Orte, die entlang der Straße aufgefädelt sind. Die meist einfachen Holzhäuser werden fast immer durch ein offenes „Zimmer“ zur Straße hin erweitert: Unter einem Sonnendach steht oft eine Holzpritsche, manchmal sogar mit einer zusätzlichen Hängematte, oft umgeben mit einem natürlichen Schutz aus Blumen und kleineren Sträuchern gegen Staub und Sonne. Hier wird nicht nur gegessen, gespielt und gedöst, sondern es werden auch Mopeds repariert, Haare geschnitten und Getränke und kleine Snacks angeboten.


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Flaschen für Buddha

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Umweltschutz buddhistisch: Gleich am Vormittag besichtigen wir ein vermutlich einzigartiges Projekt, das Wat (= Kloster) Lan Khuat in Khun Han, erbaut aus mehr als einer Million Flaschen! Nicht nur für die Gebetshalle, den Glockenturm und die Nebenräume, sondern auch für die Stupa (= Denkmal; kann auch als Aufbewahrungsort für Reliquien des Buddha und herausragender Mönche dienen) wurden Glasflaschen verschiedener Form und Größe als Baumaterial eingesetzt. Wie faszinierend diese architektonischen Wunderwerke aussehen, kann man – hoffentlich – den Fotos ein wenig entnehmen.

Das Schild am Eingang zur Gebetshalle ist unmißverständlich, auch wenn man die Landessprache nicht versteht: Bitte Schuhe ausziehen! (Gilt übrigens auch für Herrenschuhe.) Mehrere reich geschmückte Altäre befinden sich hier. Und was sich erst auf den zweiten Blick offenbart: Auch die Verschlüsse der Flaschen finden Verwendung. Wenn man genauer hinschaut – etwas schwierig, da man sich ja nicht so nah an die Altäre hinwagt – wird sichtbar, daß auch die Wandmosaiken hinter den Buddhas aus lauter verschiedenfarbigen Verschlüssen bestehen. Das ist konsequentes Recycling!


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Es gibt Reis, Baby!

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Die Reisernte im Isaan ist in vollem Gange. Endlos fahren wir an Reisfeldern vorbei, nur hin und wieder von einem Zuckerrohrfeld oder einem kleinen Wäldchen unterbrochen, das sich beim genaueren Hinsehen oft als kleine Kautschukbaum-Anpflanzung erweist. Immer noch ist die Landwirtschaft der vorherrschende Wirtschaftssektor der Region und der Reisanbau spielt dabei die wichtigste Rolle. Normalerweise wird der Reis bei diesem Klima drei- bis viermal pro Jahr reif, aber hier sind die Böden sehr sandig und oft so ausgelaugt, daß die Ernte nur einmal pro Jahr möglich ist. Zum Schutz gegen Sonne und Insekten sind die Köpfe der Reisbauern bis auf schmale Schlitze für die Augen vermummt und von hohen Hüten bedeckt. Mit der kleinen Rundsichel in der Hand arbeiten sie sich mühsam Reihe für Reihe durch die Felder. Die geschnittenen Halme werden locker zu einer Garbe gebunden und vorsichtig zur Seite gelegt. Dabei stehen alle Erntehelfer – natürlich – die ganze Zeit bis zu den Knöcheln oder tiefer im Wasser, denn der Reis mag es gerne naß. Diese Arbeit ist nicht nur äußerst beschwerlich, sondern auch gefährlich. Ständig droht die Gefahr, von einer Schlange gebissen zu werden, und nicht für alle Arten gibt es ein Serum. Von den unheimlichen Krankheiten, die man sich durch tückische Insekten einfangen kann, gar nicht zu reden …

Jahrelang gab es zur Handarbeit bei der Reisernte keine Alternative. Maschinen, die man einsetzte, soffen im wahrsten Sinne des Wortes ab. Aber jetzt gibt es spezielle Mähdrescher, die (ähnlich wie Panzer) auf Ketten laufen und die die anstrengende Arbeit natürlich in einem Bruchteil der Zeit erledigen. Wer es sich leisten kann, mietet sich also tageweise einen Mähdrescher. Diese Erntemaschine wird das Leben der Reisbauern drastisch verändern und ich würde gerne in zehn Jahren wiederkommen, um zu sehen, wie die Menschen im Isaan dann leben.

Sobald der Reis – von Hand – gedroschen ist, die Reiskörner also von den Halmen getrennt sind – werden sie auf blauen, gaze-artigen Planen zum Trocknen ausgebreitet, oft an der Straße, direkt vor den Häusern. Zwischendurch müssen die Körner mehrfach von einer Harke gewendet werden. Erst wenn der Reis richtig trocken ist, wird er von den Händlern aufgekauft. Welch mühevolle Arbeit!

Wer freut sich im November über einen bedeckten Himmel? Die wilden Radler von China By Bike auf den Spuren der Khmer (und wahrscheinlich auch die Reisbauern im Isaan)! Nach den letzten Tagen, wo die Sonne ohne Pause vom Himmel brannte und der Sonnenschutzfaktor 50 für mitteleuropäische Bleichgesichter Pflicht war, sind wir begeistert von diesem Wetter!!

Auch die längste Strecke – die heutige Etappe war 106 km lang – nimmt irgendwann ein Ende und so schaffen wir es noch für ein Dreiviertelstündchen auf den Markt, bevor es dann gegen sechs sehr schnell sehr dunkel wird. Und da sind sie endlich, die frittierte Heuschrecken & Co, ein wenig ersehnt, ein wenig gefürchtet, aber probiert haben muß man sie doch mal. Tatsächlich finde ich dieses Amuse-Gueule ziemlich unspektakulär, doch so, gut gewürzt und mit ein bißchen Frühlingszwiebel, warum nicht?

Beim anschließenden Abendessen dürfen wir wieder die herrliche Isaan-Küche genießen: Köstliche Brühe mit Fisch und Meeresfrüchten, Larb Gai, ein fruchtig-frischer und sehr typischer Salat mit kleingehacktem, gegartem und noch warmen Fleisch, wahlweise mit Schwein oder – wie heute abend – mit Huhn, mehrere im ganzen frittierte Fische, deren Fleisch man von den Gräten pflückt und nach Geschmack in eine scharfe Sauce dippt, verschiedenes, sehr schmackhaftes Gemüse, kurz im Wok gegart und noch knackig, und ein sehr raffiniertes Gericht mit Seidentofu in kleinen Bällchen, die in einer Teighülle kurz fritiert wurden, so daß sie nicht auseinanderfallen, zusammen mit verschiedenen Pilzen in einer sämigen Sauce.

Ja, es hat auch Reis dazu gegeben, Baby.


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Loveparade im Isaan

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Laute, sehr rhythmische Musik stoppt uns auf der Landstraße. Auf der Ladefläche eines Pickups werden wir von einer siebenköpfigen Band mit Isaan-Musik und begeistertem Hallo begrüßt. Die Boxen sind auf Anschlag gedreht, so daß jeder Käfer und jeder Wasserbüffel im Umkreis von mehreren Kilometern ebenfalls die Hüften mitschwingen lassen kann. Wie sich schnell herausstellt, hören wir aber gar keine Livemusik, sondern werden von der Konserve beschallt. Die Anlage dazu befindet sich auf einem großen, halboffenen LKW mit Riesenlautsprechern nach allen Seiten, ähnlich wie bei der Loveparade. Beide Wagen gehören zu einer kleinen Karawane von mehreren Autos, extra angeführt von einem Polizeifahrzeug. Alle Wageninsassen sind auf dem Weg zu der Weihe eines buddhistischen Mönchs, der mit ihnen verwandt ist oder aus dem gleichen Dorf stammt. Da eine der Regeln – es gibt 227 davon! – für die Mönche ihnen verbietet, Geld anzufassen, ist es üblich, zur Weihe zu schenken, was sie zukünftig brauchen: Ein safrangelbes Gewand, Schreibzeug, Bücher. Zum Fest werden die dazu benötigten Scheine als Geldbäume übergeben. Der moderne Mönch nutzt aber durchaus auch einen iPod (selber gesehen) oder auch mal eine Kreditkarte (sagt Tommy).

Wir begleiten die Karawane mehrere Kilometer, die mitreißende Musik geht in die Beine und die Räder rollen selbst bei kleineren Anstiegen ganz von allein. Deshalb Khmer 114 an die Zentrale in Berlin: Zukünftig radeln wir nur noch mit Begleitmusik!!!

Einige Kilometer weiter hören die Ersten von uns wieder Musik. Als auch der Rest der Gruppe bei dem Zelt anlangt, vor dem die Musiker spielen, ist die Versammlung gerade dabei sich aufzulösen. Etwa 50m entfernt sehen wir vier betende und singende Mönche und mehrere Gläubige – eine Beerdigung. Auch hier gibt es feste Regeln: Eine Beerdigung wird immer von vier, eine Hauseinweihung immer von neun Mönchen begleitet.

Nach mehr als 80 km kommen wir schließlich in Kap Choeng an. Obwohl dieser Ort nahe der kambodschanischen Grenze eigentlich sehr abgelegen liegt, reißt der Strom der Autos, die uns überholen, nicht ab. Des Rätsels Lösung: Ein großes, illegales Spielcasino, das anscheinend magische Anziehungskraft ausübt und offensichtlich von der Polizei geduldet wird. Spielhöllen dieser Art gibt es mehrfach entlang der Grenze und sie bringen wohl gutes Geld. Wer verdient alles mit daran?

Hier sind wir endgültig im „Wilden Fernosten“ gelandet. Unser heutiges Quartier fordert Demut von uns, die Einrichtung der Zimmer ist auf das Nötigste beschränkt (das kann man wörtlich nehmen) und über der ganzen Stadt hängt ein hartnäckiger Rauch, der sich auch bis zum nächsten Morgen nicht verflüchtigt hat.

Heute Nacht habe ich die Zimmernummer 8. In Thailand steht die 8 für das „Glück“. Hätte ich lieber ins Casino gehen sollen, anstatt mich auf’s Ohr zu hauen? Wie passend, daß sogar der Anhänger meines Zimmerschlüssels eine Spielkarte ist.


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