Ruft der Imam auf dem Minarett…..

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

Ruhetag in Xining und Stadtspaziergang, Besichtigung von zwei kleinen Tempeln und der Großen Moschee, Abendessen beim Tibeter

Ruhetag heiß ausschlafen und gemütlich einen Kaffee im Zimmer trinken. Aus dem Hotel um die Ecke gibt es eine wunderbare Marktstraße, hier werden Obst, Gemüse und frisches Fleisch und Fisch angeboten. Die Auswahl ist immense und kann mit dem Frischemarkt in einer europäischen Monopole ohne Probleme mithalten. Die Hoteliers kommen dann auch mit kleinen Dreiradkarren und kaufen den Tagesbedarf für ihre Restaurants.
Xining hat in den letzten Jahren auch ein Facelifting bekommen, in der Hauptstraße reihen sich Klamottenläden aneinander und alles sieht recht ordentlich aus. Im Zentrum gibt es jede Menge Hochhäuser, aber in den Seitenstraßen ist das Straßenleben nicht eliminiert worden.
So finden sich auch ein paar kleine tibetische Tempel hier in den Gassen. Hier ist man als Tourist noch willkommen und kann nach Herzenslust Fotos machen. Die vier Mönche bei der Zeremonie lassen sich auch bereitwillig fotografieren, ebenso wird in der großen Halle das Licht angeknipst, damit man besser Bilder machen kann. Interessant sind drei große stehende Buddhafiguren, wo ansonsten eigentlich die drei sitzenden Buddhas hingehören. In den Seitenflanken beeindrucken acht verschiedenen Reinkarnationen der Guanyin, des einzigen weiblichen Boddhisatva.
In einer anderen Gasse kommt man nur durch die Einfahrt zur Polizeistation in den Tempel, um den tibetische Frauen ihre kleinen Runden drehen. Im Inneren keine Buddhas sondern drei lokale Heilige, am interessantesten ist jedoch die üppige Bemalung der Wände, die schon ein wenig in die Richtung des Supertankhas geht, den wir vor zwei Tagen gesehen haben.
In der Stadt findet man auch nette Cafes mit gutem Kuchen. Am Nebentisch sitzt ein Mönch, der einmal durch sein ziemlich gestyltes Äußeres auffällt, nicht die Einheitsfrisur, sondern Kurzhaarschnitt mit eingearbeitetem kurzen Bart, darüber eine Ray Ben Sonnenbrille, ihm gegenüber einer äußert attraktive und modern gekleidete junge tibetische Frau, beide haben ein i-Phone in der Hand und schauen sich auf dem i-Pad irgendetwas an. In dem Orden wäre eine Mitgliedschaft für mich wohl auch überlegenswert.
Am frühen Nachmittag ziehen wir dann in Richtung der Großen Moschee, schon in einiger Entfernung wird die Moslemdichte immer größer und wir haben Glück, denn der Imam ruft gerade zum Gebet und um die Moschee sehen wir hundert von alten und jungen Männern mit ihren langen Bärten, Brillen und weißen Mützen.
Am Abend finden wir ein tibetisches Restaurant, hier gibt es vorwiegend Fleisch in großen Stücken, wir versuchen uns an einem Stück Yak, der Geschmack ist toll, aber die Tiere sind recht zäh, so dass man dann die Hälfte für die nächsten drei tage zwischen den Zähnen hat. Auch probieren wir Tsampa, das Nationalgericht der Tibeter, bereitet wird es aus gerösteter Hirse, die mit Buttertee vermengt wird. Im Restaurant gibt es dann die „Touristenversion“, wo der Teig etwas mit Zucker abgeschmeckt wird. Die Teigröllchen steckt man sich dann mit den Fingern in den Mund. Im tibetischen Hochland gibt es dann nur die ungezuckerte Version, der noch ordentlich Yakbutter zugefügt wird. hat man sich einmal an den strengen Yakgeschmack gewöhnt, bekommt man feien Unterschiede zu spüren und man glaubt es kaum, je ranziger die Yakbutter, desto besser der Geschmack des Tsampa, Tashidelekh!

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Wo die Gebetsmühlen sich drehen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

Besichtigung des Kumbum Klosters Ta Er Si, Mittag und 27 Kilometer nach Xining, dort großer Waschtag.

Nach dem Frühstück auf dem Zimmer ziehen wir dann rüber ins Ta Er Kloster, der Eingang befindet sich gleich gegenüber unserem Hotel. Es lohnt sich nicht noch vor den Touristenbussen aus Xining dort zu sein, dann ist das Gedränge der Touris nicht so groß und man teilt sich die Tempel mit nur wenigen Pilgern.
Das Kloster ist eines der größten Gelugpa Anlagen außerhalb der heutigen Provinz Tibet und die Wurzeln reichen bis ins 16 Jahrhundert zurück. Der Gründer der Sekte ist Tsongkhapa der im 14. Jahrhundert lebte und wirkte, seine Mutter soll einen ersten Stupa hier gestiftet haben. heute ist die Anlage ein Zentrum für tibetische Pilger, aber noch mehr für Touristen auf einer Chinarundreise, die mal schnell noch ein tibetisches Kloster „mitnehmen“ wollen und noch mehr für chinesische Touris mit dem gleichen Ziel. Deshalb sind die Regeln, was das Fotografieverbot angeht recht streng und gehen etwas an der Zeit vorbei. Es hält sich nämlich kaum einer daran und das betrifft Pilger, die natürlich ihre Reise festhalten wollen, genauso wie Chinesen und Ausländer auf der Jagd nach dem Pulitzerpreis. Entsprechend mürrisch sind die meisten Mönche, die das verbot durchsetzten sollen, aber kaum wird jemand angeraunzt, zückt der nächste schon wieder das Handy und es macht laut und deutlich „Klick“.
Die einzelnen Tempel sind etwas unübersichtlich zu erlaufen, es gibt hier keinen äußeren oder inneren kreis, den die Pilger absolvieren können, aber die Tempel sind im Inneren prächtig ausgestattet. Eine besondere Attraktion ist die Figurenkollektion aus Yakbutter, trotz der Klimaanlage hat der letzte Sommer einigen Figuren in der Hitze die hand oder ein Ohr gekostet, aber die Gruppe aus Figuren und mythischen wesen ist überaus interessant und lohnt jedes mal einen Besuch, denn im Frühjahr wird das nächste Kunstwerk geschaffen, daran arbeiten dann 30 Mönche und Künstler drei Monate.
Heute bekommen wir nun endlich auch ausreichend Tibeter in ihren schweren Mänteln zu Gesicht. Die Frauen tragen lange zu Zöpfen geflochtenen Haare, in denen schwere Silberschmuck eingearbeitet ist. Einig lassen sich gerne fotografieren und sie sind genauso neugierig wie wir und zücken dann ihre Kamera und wollen ein Bild von uns machen. Das ist neu und macht den Spaß nicht mehr nur so einseitig, mögen bald alle Tibeter eine kleine Kamera haben, dann wird es wieder leichter, näher an die tollen Gesichter heranzukommen. In einem Nebentempel schleichen wir uns durch eine eigentlich verschlossene Tür und dürfen drei Mönchen bei einer kleinen Prozession an verschiedenen Trommeln zusehen.
Nach guten zwei Stunden sind wir dann fertig mit unserer Klosterrund, essen noch eine Portion Nudeln und radeln dann die 27 Kilometer hinunter bis nach Xining. Dort beginnt dann der große Waschtag und ansonsten passiert heute nicht mehr viel, zumal es zu regnen anfängt und wir uns den Ruhtag morgen ehrlich verdient haben.
Abends ziehen wir dann noch in ein Feuertopfrestaurant. Diese Art von chinesischem Fondue mit einer scharfen Brühe, in die dann alles Erdenkliche zum Garen gegeben wird, ist immer einer der kulinarischen Höhepunkte in China und so schlemmen wir uns einmal durch den chinesischen Gemüsegarten, natürlich gibt es auch etwas Fleisch, Tofu, Fischbällchen und Wachteleier und danach ist man so satt, dass man nur noch schlafen möchte.


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Der längste Tankha der Welt!

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

65 Kilometer von Datong bis zum Ta Er Si Kloster bei Xining, 500 hm bei Sonnenschein und bis 20 Grad, allerdings nur große Straße mit verkehr und viel dreckiger Luft.

Xining ist eine Millionenstadt und entsprechend viel Industrie gibt es in der Umgebung. Nachdem wir die großen Kohlekraftwerke passiert haben, sind wir recht dunkel im Gesicht und das liegt nicht an der Sonne, die heute ordentlich heizt. Auch der verkehr auf der Straße ist recht straff, aber nicht gefährlich. nervig sind lediglich die Busfahrer und die Trucks, die sich laut hupend ihren Weg durchs Gedränge blasen.
Leider gibt es keine andere Strecke um die Stadt herum und wir wollen außerdem noch ins Museum für Tibetische Medizin. Der Prachtbau liegt am Stadtrand in einem großzügig gestalteten Industrieviertel und ist Touristen so gut wie unbekannt. Dabei beherbergt er neben einer Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der tibetischen Medizin eine im Guiness Buch der Rekorde verzeichnete Attraktion. Der mit 618 Metern längste Tankha der Welt! An diesem Kunstwerk haben 400 Künstler 27 Jahre lang gearbeitet und er ist seit knapp 10 Jahren fertig gestellt und hier zu besichtigen.
Doch zuerst sehen wir uns die Exponate der tibetischen Mediziner an, die Instrumentenkoffer sind beeindruckend und abschreckend, man ist das schon beim Anblick lieber wieder gesund. Zahlreiche Tankhas dienen als Schautafeln zu Krankheiten, Krankheitsbildern und Ursachen, sowie zeigen medizinische Pflanzen und zu Heizwecken nutzbare Tiere.
Dann geht es ins obere Stockwerk, wo sich das 618 Meter lange Kunstwerk durch ein Labyrinth von Gängen gewunden entlang schlängelt. Es geht einmal quer durch die gesamte Geschichte Tibets, beginnend in der Steinzeit bis hin zum vorletzten Dalai Lama. Den gegenwärtigen in Indien beheimateten Gottkönig hat man geflissentlich ausgelassen, ebenso wie den von diesem ausgewählten Panchen Lama. Viel Raum gibt es auch für die mythischen Götter und Dämonengestalten des Landes und des tantrischen Buddhismus. Interessant sind besonders die Details des Wandgemäldes, die unheimlich detailliert gearbeitet sind. Auf der einen Seite ist es schade, dass das Kunstwerk so wenig bekannt ist, auf der anderen Seite ist man dafür aber fast völlig alleine in dem großen Gebäude. Fast zwei Stunden brauchen wir allein für den Tankha und kommen dann ordentlich hungrig wieder auf die Straße zurück.
Bei der Durchfahrt durch die Stadt findet sich dann auch ein Lokal und mit vollem Bauch geht es wieder aus der Stadt heraus. Bis zum Ta Er Si Kloster geht es leicht und stetig bergan, zum Schluss ist der Verkehr nicht mehr ganz so heftig.
Als wir gegen 17 Uhr ankommen hat natürlich das Kloster schon seine Pforten für die Touristen geschlossen, aber das war ja auch so geplant, denn die Besichtigung steht für den nächsten Tag auf dem Programm. Die Klosteranlage füllt das ganze Tal aus, was bei über 800 Mönchen, die hier ihren Dienst verrichten kein Wunder ist. Im Zentrum befinden sich die verschiedenen Tempel und Heiligtümer, der höchste Tempel ist mit einem goldenen Dach gedeckt.
Unser Hotel sieht eigentlich ziemlich heruntergekommen aus, zumindest, was die Flure und Gänge angeht, aber es gibt im linken Flügel richtig schnuckelige Zimmer im tibetischen Stil. das heißt im Zimmer befindet sich tibetisches Mobiliar, eine bunte hölzerne Sitzgruppe und die Betten auf einem Plateau sind durch ein niedriges Tischchen getrennt, sehr charmant und deshalb gehe ich hier immer gerne wieder her, zumal wohl im ganzen Ort auch nichts Besseres zu finden ist, wie wir bei unserem Spaziergang feststellen.
Die ganze Stadt lebt vom Kloster und den Pilgern. Zahlreiche Souvenirläden verklingeln teuere Buddhafiguren und tibetischen Silberschmuck, die Preise sind immense und es ist kaum vorstellbar, dass sich ein Tibeter so etwas leisten kann. Interessant ist auch, dass die meisten Läden fest in moslemischer Hand sind, ebenso wie die meisten Restaurants.
In der Nebenstraße wird buddhistisches Tempelzubehör hergestellt. man findet eine Manufaktur, die Buddhafiguren in allen Größen und Formen gießt, die halbfertigen Torso sind im Hof lieblos aufeinander geschichtet, kaum vorzustellen, dass alle Figuren in ein paar Wochen oder Monaten schon das Objekt der Anbetung eines sehr religiösen Volkes sind.
Die meisten anderen Manufakturen sind auf Tempelzubehör spezialisiert und es wird überall gehämmert und Kupferblech getrieben, daraus entstehen dann Verzierungen und Figuren, die die Tempeldächer schmücken.
Als wir um 20 Uhr ins Hotel zurückkehren ist alles duster und kalt und so ziehen wir uns dann noch mit einer Flasche Kräuterlikör aufs Zimmer zurück, der wärmt ordentlich durch und plötzlich ist eine Heizung gar nicht mehr so notwendig.


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Am Himmel kratzen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

99 Kilometer von Qingshizui bis nach Datong zum Großen Pass mit 3944 Metern Höhe, 1100 hm bei 1 bis 6 Grad, dann lange Abfahrt nach Datong und angenehm warme 16 Grad.

Heute ist wieder Großkampftag angesagt und das Wetter spielt mit, es ist sonnig, allerdings nicht ganz so klar wie am Vortag. nach einem kräftigen Nudelfrühstück im Lokal unten brechen wir auf und starten in den eisigen Morgen, wieder liegt die Temperatur bei nur knapp über Null Grad.
Unsere Passstraße ist gut zu erkennen, eine dünne schwarze Linie am Schneegipfel führt weit, weit, weit oben schräg zu einem Einschnitt zwischen den Bergen. Da müssen wir wirklich hoch! Von Anfang an geht es mit mittlerer Steigung bergan, immer schön stetig und auf guter Straße, so dass wir schnell an Höhe gewinnen, nach einer Stunde haben wir schon fast die Hälfte der Höhenmeter hinter uns gebracht und sind dem Pass schon ordentlich näher gerückt. Auf der anderen Seite bietet sich jetzt eine mehr als grandiose Aussicht. Die Ebene, über die wir gestern gekommen sind liegt tief unter uns und ist von allen Seiten von Schneegipfeln gesäumt, ein paar Orte liegen wie in einer Spielzeuglandschaft darin verstreut und wir rücken hier oben dem Schnee immer näher.
Leider wird auf den letzten Metern gebaut, so dass die gute Straße dann gesperrt ist und es noch einmal 2 Kilometer über staubige Piste bis zum Tunnel geht, aber die Baustelle ist fast vollendet, so dass im nächsten Jahr dann die Straße direkt bis zum Tunnel zu fahren ist.
Bis hierher war es leichter als gedacht und so beschließen wir uns noch ein Stück höher zu wagen, über den alten Pass, der eigentlich nicht mehr befahren wird. Für die drei Kilometer nach ganz oben und noch einmal 250 Höhenmeter brauchen wir dann noch einmal eine knappe Stunde. Am Anfang ist die Piste recht ordentlich, wird dann aber etwas gröber und an den Schattenstellen liegt Schnee, der noch unangetastet ist. Wir sind also seit geraumer Zeit die ersten, die sich über den alten Pass wagen. Immer größer werden die Schneefelder und tiefer. bei 20cm Schnee müssen wir dann die Räder durch die Felder schieben oder stoßen, was knapp unter 4000 Metern Höhe recht anstrengend ist. Dann noch ein letztes Schneefeld von 250 Metern Länge und dann sind wir am Pass mit der Höhe vom 3944 Metern über dem Meeresspiegel, bei strahlendem Sonnenschein, bester Laune und wiederum beeindruckender Aussicht. Die Anstrengung hat sich mehr als gelohnt.
Schnell klettern wir noch ein paar Meter in die Landschaft, bis das GPS 4000 Meter Höhe anzeigt und damit sind wir dann definitiv am höchsten Punkt unserer Reise.
Je höher man kommt, desto tiefer kann man fallen, gleich auf den ersten 200 Metern der Abfahrt kommt mein Vorderrad in weichen Untergrund und gleitet weg. Im Augenwinkel entdecke ich noch einen großen Dreckhaufen, in den ich versuche zu steuern und auf dem ich dann auch vor dem Rad zum liegen komme. Nix passiert, außer ordentlich Dreck an der Montur und einen Schreck in den Gliedern.
Ab dem anderen Ende des Tunnels gibt es dann wieder feinsten Asphalt und es geht erst einmal ein paar hundert Höhenmeter rasend schnell nach unten. Hier auf der Südseite steigt dann auch die Temperatur kräftig an und unten fahren wir dann fast schon wieder im T-Shirt.
Landschaftlich ist es hier ganz anderes als noch gestern, wir sind weiter unten und im Tal ist Erntezeit, die Bauern sind fleißig auf den Getreidefeldern, entweder mit kleinen Traktoren oder gar mit der Sichel unterwegs. An den Bergen färbt sich das Laub an den Bäumen herbstlich bunt.
Auf den letzten Kilometern nähern wir uns schon der Hauptstadt der Provinz Qinghai-Xining. Entsprechend nimmt der verkehr zu und auch die Industrie. Aber egal nach einem grandiosen Tag. In der Vorstadt Datong haben wir ein Hotel ohne Heizung, aber mit reichlich heißem Wasser. Gegenüber gibt es ein nettes Lokal mit frischem Plattfisch, der auf Chinesisch „Linksmundfisch“ heißt, alles in allem wieder einmal mehr als lecker.


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Wie Alice im Wunderland

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

78 Kilomter von E’bao nach Qingshizui, ein Pass mit 3786 Metern Höhe, 500 hm und fast 1000 Meter Abfahrt, grandiose Landschaft auf ruhiger Straße.

Am Morgen ist die Landschaft erstarrt, auf den Pfützen ist eine dünne Eisdecke und über der Ebene liegt eine dünne Reifschicht. Die Nacht mit der elektrischen Heizdecke war trotzdem recht angenehm warm, fast schon zu warm, wenn man mit Thermounterwäsche im Schlafsack steckt.
Frühstück gibt es ab 8 Uhr in der moslemischen Stube nebenan, die Suppe ist nicht zu toll mit viel fettem Fleisch. Inzwischen ist die Sonne etwas gestiegen und zumindest die gefühlte Temperatur ist etwas höher. Die Aussicht über das Hochplateau ist grandios und auf den im Herbst karg gewordenen Weiden stehen unzählige Yaks. Ich habe die Tiere immer sehr scheu in Erinnerung, aber manchmal kann man dann doch an die Tiere recht dicht heran.
Bis zur Passhöhe sind es 23 Kilometer, der Anstieg ist nicht extrem, denn wir haben ja schon auf 3300 Metern Höhe übernachtet und sind jetzt bis auf 3786 Meter geklettert. Oben befindet sich wirklich ein sehr schöner Gebetshaufen mit langen Fahnenketten, überall flattern Gebetszettel und die Aussicht in alle Richtungen ist kristallklar. Wir trinken einen Kaffe auf der Passhöhe und machen uns dann gemütlich auf die lange Abfahrt. da die Sonne scheint ist es nicht extrem kalt und die Handschuhe halten den Fahrtwind einigermaßen ab.
Nach einem kleinen Zwischenanstieg geht es dann wieder durch eine Hochebene und die 30 Kilometer durch dieses Plateau zählen zu den schönsten Fahrten, die wir, meiner Meinung nach bei China by Bike im Programm haben. Links und rechts der Straße weiden Schafe und Yaks, die Felder sind und werden gerade abgeerntet und das Stroh steht dekorativ gebündelt in der Landschaft. Zu beiden Seiten hat man eine grandiose Kulisse mit Bergen die an die 6000 Meter hoch sind und in der klaren Luft strahlen die eisigen Gipfel. Es ist wirklich eine tolle Fahrt, zumal es auch noch ganz leicht nach unten geht und man sich einfach nur treiben lassen muss.
Gegen 15 Uhr erreichen wir dann den kleinen Handelsplatz Qingshizui. nachdem die Dörfer, die wir heute unterwegs gesehen hatten vorwiegend tibetisch waren, dominieren hier wieder die moslemischen Hui. Die Hotelsituation im Ort ist natürlich nicht optimal, früher gab es nur ein Hotelchen mit 5 halbwegs vernünftigen Zimmern, diese haben wir wieder gebucht, aber es dauert ein Weile, bis die Elektrik in allen Zimmern läuft und die Boiler für die Dusche aufheizen können, dann ist es optimal.
Ein Spaziergang durchs Dorf und dann wieder zurück in unseren Laden, wo wir den Tisch an den eisernen Kanoneofen schieben. Die Gerichte sind recht lecker, besonders ein Gericht mit lokalen Pilzen mundet vorzüglich. Gegen 20 Uhr, draußen ist es schon stockduster macht man uns dann dezent klar, das der laden schließt und wir bei der Kälte doch lieber in Bett gehen sollen, was wir dann auch tun und hervorragend schlafen. Morgen wartet dann der höchste Punkt der Reise auf uns und wir hoffen dafür wieder auf schönes Wetter!


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Pass im Sonnenschein

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

62 Kilometer von Minle nach E’bao, 1200 hm über einen Pass mit 3685 Metern über dem Meer, gute Straße und herrliches Wetter bei Sonne und 6 bis 15 Grad.

Das Wetter spielt mit und wieder scheint die Sonne, so dass wir uns gleich wieder ausziehen müssen, wir waren auf Temperaturen um den Nullpunkt am Morgen gefasst, aber in der Sonne und ohne Wind war es dann schon sehr angenehm.

Frühstück gibt es in einer kleinen Baozi-Stube, bevor es wieder auf den Weg den Bergen entgegen geht. Die sind über Nacht richtig nahe gerückt, denn im Gegensatz zu gestern ist die Luft glasklar. Auf den Feldern ist heute noch einmal richtig etwas los, Getreide wird geerntet und auf der Straße wird die Spreu von der Gerste getrennt. Das Korn kommt dann zum Trocknen auf den Seitenstreifen und das Gebiet der Getreidefelder geht bis direkt an die Berge.

Wieder zweihundert oder dreihundert Meter höher gekommen tauchen wir dann nach 25 Kilometern in ein Längstal ein, hier wird es plötzlich ziemlich windig, wie in einem Windkanal, trotzdem gewinnen wir zügig an Höhe und es ist nicht zu anstrengend.

Im Tal weiden überall zottelige Yaks. Die Tiere sehen durch ihr dickes Fell sehr schwerfällig aus, sind aber behänder als zum Beispiel eine deutsche Kuh. Die Yaks geben auch kein „Muh“ von sich sondern ein eigentümliches Knurren.

Seit vor zwei Jahren, als ich die Straße das letzte Mal gefahren bin, ist es belebter geworden, heute brausen dutzende von chinesischen Ausflüglern an uns vorbei. Hinten auf den Fahrzeugen kleben kleine Karten, sie haben sich von Kunming im Süden durchgewurschtelt oder waren auf anderen Strecken in Tibet unterwegs. Autotourismus scheint ein neues Hobby der Mittelklasse zu sein. Ich habe ein wenig Angst um unsere heutige Übernachtung. Da oben in unserem Zieldorf hat niemand ein Telefon, so dass die Zimmer nicht buchbar sind. Und es gibt nur sehr wenige!

Am Nachmittag wird das Tal etwas weiter und dann geht es die letzten 100 Höhenmeter hinauf bis zum Pass auf 3.685 Metern Höhe. Hier gibt es kleine Steinhügel mit Gebetsfahnen, die lustig im Wind flattern. Die Aussicht in die Ebene auf der anderen Seite ist grandios. Unten liegt E’bao, unser Zielort, dann kommt eine weite flache Grasebene, die von Schnee bedeckten Gipfeln eingerahmt ist.

Die Abfahrt ist in der Sonne nicht so kalt wie erwartet und wir sind gegen 15.30 Uhr am Ziel und wir haben ein bisschen Glück, genau zwei der einfachen Zimmer sind noch erhältlich mit jeweils 4 Betten. Die Toilette ist über den Hof und auf dem Gang steht ein Behälter mit Wasser und ein paar Waschschüsseln, es ist also alles mehr als einfach. Aber wir waren darauf vorbereitet und packen unsere Schlafsäcke aus, um nicht Gast Nummer 32 mit der gleichen Bettdecke zu sein.

Im Ort, der vielleicht 100 Häuser hat, gibt es nicht viel zu sehen. Dass es überhaupt ein Guesthouse gibt ist lediglich dem Fakt zu verdanken, dass es eine Kreuzung gibt und die LKW hier ganz gerne stoppen. An der Kreuzung gibt es drei Restaurants und fünf Läden. Das einzige vierstöckige Gebäude ist die Parteileitung. Dann gibt es noch eine Tankstelle und ein weiteres Guesthouse, welches aber schon von Außen eher ausladend aussieht.

Das Essen ist einfach, in der Nudelstube gibt es gebratenen Nudeln mit etwas Yakfleisch. Die Stücke sind aber so klein, dass man keinen Unterschied zu Rindfleisch ausmachen kann. In der Nudelstube ist es so warm, dass man es kaum aushält und der Kohleofen ballert. Weil es ein moslemischer Laden ist, gibt es kein Bier, aber ich argumentiere, dass wir Ausländer sind und in Deutschland, wo das Bier aus Gerste hergestellt wird, dieses nicht zu alkoholischen Getränken zählt, sondern eher so in Richtung Brot gerechnet wird. Die Argumentation leuchtet ein und wir dürfen uns ein paar Flaschen aus dem Laden nebenan holen und im Lokal trinken.

Danach ist es draußen so kalt, dass man nix mehr machen kann, als um 20 Uhr im Bett zu verschwinden. Dass die Temperatur in der Nacht auf knapp unter Null Grad gefallen ist, sehen wir an den überfrorenen Pfützen.


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Den Bergen entgegen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

70 Kilometer von Zhangye nach Minle, 800 hm bei Sonne und 8 bis 18 Grad.

Heute verlassen wir die Seidenstraße und biegen ab in Richtung Tibet. Eigentlich ist es ja noch nicht das richtige Tibet, denn die Provinz Tibet wurde in den 60er Jahren „verkleinert“ und die abgetrennten Teile den Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan zugeteilt, aber am Horizont lassen sich die Schneegipfel im diesigen Licht erkennen. Mit dem Wetter haben wir weiterhin Glück, die Sonne scheint und es werden bis zu 18 Grad, die uns aber wärmer vorkommen.

Die Gegend ist jetzt im Herbst ziemlich trocken, im Frühjahr und Sommer mag es anders aussehen. Jetzt sind die Felder abgeerntet, das heißt der letzte Mais wird gerade von den Feldern geholt, ebenso wie die Kartoffeln. Mitten im Nichts befindet sich dann eine große Pommesfabrik, hier stauen sich die Traktoren und kleinen LKW um ihre hochgestapelten Kartoffelsäcke loszuwerden.

Wir fahren einen Wasserkanal entlang, der mit reißender Geschwindigkeit die trockenen Ebene versorgt, wer hier reinfällt hat keine Chance mehr wieder herauszukommen, so hoch ist die Fließgeschwindigkeit. Außerdem ist das Wasser, direkt aus den Bergen kommend, eisig kalt.

Das wir gute 800 Meter nach oben fahren bekommen wir kaum mit, denn die Steigung war so sanft, immer nur ein bis zwei Prozent, erst am Abend auf 2300 Metern Höhe, wenn es doch schon sehr kalt wird, merkt man die Höhe.

Am frühen Nachmittag erreichen wir unseren Zielort, es gibt nur ein halbwegs vernünftiges Hotel in der Stadt und die Zimmer sind eisig kalt, aber die Dusche ist genial heiß und im Bett befindet sich eine elektrische Heizdecke. Die will ich eigentlich erst nicht benutzen, denn einen TÜV oder so etwas gibt es in China nicht und wer legt sich schon gern auf ein elektrisch betriebenes Gerät, aber dann schalte ich das Ding doch ein und es wird sehr schnell kuschelig warm und es ist fast so angenehm, wie mit meiner kuscheligen Freundin im Bett, aber eben nur fast!

Vorher sind wir noch ein wenig durch die Straßen gezogen und haben das wuselig Leben auf der Straße beobachtet, wir sind jetzt schon sehr fern von Beijing und so geht es wesentlich ruraler zu. So dominieren dann in den Läden auch eher Geräte für die Landwirtschaft, Wolldecken und warme Klamotten, scheinbar aus Großmutters Zeiten.

In unserem Sichuan Abendessen Lokal sind wir die einzigen Gäste des Abends, das Essen ist gut, besonders der Fisch. Und auch die gefüllte Aubergine zergeht auf der Zunge.


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Hängende Tempel am Fuße des Qilian Gebirges

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

Tagesausflug in das „Pferdehufkloster“ Ma Ti Si, Besichtigung der Anlage und Freizeit in Zhangye, sonnig bei bis 20 Grad.

Oh, mein Gott! Wie soll man am nächsten Morgen Radfahren, wenn man als dezenter Alkoholiker mit einer dezenten Alkoholikertruppe in eine viertklassigen tibetischen Bar einzieht, das große Bier einen Euro kostet, die Mädels drittklassig aussehen, zweitklassig tanzen und erstklassig tibetischen Obertongesang von sich geben. Dann kommt die Chefin der Bar und will, dass wir die Rechnung nicht begleichen und dann soll ich auch noch Blog schreiben. Das leben ist eines der Härtesten!
Am Morgen schliefen wir aus und fuhren dann mit unserem Begleitfahrzeug 65 km nach Süden, an den Rand des Qilian-Gebirges und hier liegt in einem Seitental das Ma Ti Si auf Deutsch: „Pferdehufkloster“. Die Ursprünge des Felsentempels liegen 1200 Jahre zurück und man streitet sich darum, ob das Pferd eines tibetischen Volkshelden oder der Gaul eines daoistischen Gottes den entsprechenden Hufabdruck hinterlassen hat. Wie auch immer, hier in einem herbstlichen Gebirgstal liegt eines der interessantesten Höhlenklöster an der Seidenstraße. Zwar wenig bekannt und in kaum einem Reiseführer aufgeführt, liegen die kleinen Einsiedeleien, die später zu Tempeln verschmolzen, wie Schwalbennester in den Sandsteinwänden. Wirklich spektakulär und Atem beraubend! Ausländische Touristen gibt es keine, außer uns!
Wie Schwalbennester kleben die kleinen Balkone in den Wänden, dahinter liegen Kammern mit Buddhafiguren, die Luft ist schwanger vom Duft des Weihrauches und über steile, schmale in den Sandstein gehauene Stiegen, die keiner DIN Norm unterliegen, muss man sich keuchend in das nächste Stockwerk emporquälen. Leben ist Leiden, hat uns schon der große Buddha gelehrt und hier sollen wir nicht nur nachplappern, sondern erfahren lernen.
Der Ausflug hat uns begeistert, das war besser als alle Schlafenden Buddhas der Welt und seien die Füße noch so groß! Zurück in der Stadt bleibt noch ein wenig Zeit zum verschnaufen und dann haben wir ein elegantes Abendessen, ein wirklich feines Lokal und raffiniert angesetzte Gerichte über Fisch, Fleisch und Gemüse.
Ab morgen tauchen wir in tibetische Hochland ein, wenn es schlecht kommt habe ich eine knappe Woche kein Internet und kann keine Artikel einstellen, also keine Angst liebe Leser, ich werde die Gruppe gut wieder herausführen aus den wilden Hochebenen mit verwegenen Pferde reitenden Tibetern, genauso, wie wir auch gerade den Abflug aus der Kneipe geschafft haben und Dank der Rechtschreibunterstützung meiner Datenverarbeitung gelingt mir heute ein sehr beschwingter Text!


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Der größte liegende Indoor Buddha Chinas

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

65 Kilometer von Shandan nach Zhangye, 7 bis 20 Grad, sonnig und Rückenwind, mittags in Zhangye, dann Stadtbummel und Da Fo Si Buddhatempelbesichtigung

Leider gibt es im Hotel Frühstück, aber das ist in China in der Provinz nix halbes und nix ganzes, Toastbrot ohne Toaster ist eben pappig und die Teigtaschen sind draußen am Stand immer frisch, im Hotel nicht, ebenso wie die Gemüsegerichte, die wenn sie nicht gerade superscharf, dann lasch, lauwarm und würzlos sind.
Wir haben nur eine kurze Etappe vor uns und der Rückenwind treibt uns voran. Die Landschaft gibt nicht viel her, hauptsächlich trockenen Steppe und abgeerntete Felder, die Melonenzeit ist lange vorbei, 2008 im Juli war es ein Mekka für Liebhaber der Früchte. Dafür zieht sich aber die Mauer wieder neben der Straße entlang, mal total unspektakulär, dann wieder etwas besser erhalten.
Und obwohl ich gestern einen neuen Mantel aufgezogen habe, holt mich der Plattfußteufel gleich zweimal und natürlich trifft es immer das Hinterrad. Die neuen Mäntel sind eine Katastrophe, hoffentlich wird das nicht zur Regel, sonst ziehe ich meinen abgefahrenen Mantel wieder auf.
Wir sind heute nicht die einzigen auf der Straße, eine große chinesische Radlergruppe macht einen Ausflug von Zhangye nach Shandan und wieder zurück, wir halten einen kurzen Schwatz und machen ein paar Fotos. Die Chinesen sind recht gut ausgestattet, besonders die Klamotten lassen an eine Tour der France Teilnahme erinnern. Ein nettes Zubehör am Rad ist ein MP 3 System, nicht größer als eine Radlampe mit zwei Lautsprechern, die ordentlich Rabatz machen können.
Mittags sind wir schon in Zhangye und haben ein sehr würziges Mittagsmahl beim Sichuan-Chinesen, nicht umsonst ist die Provinz als Heimat des Pfeffers bekannt und das meint nicht nur Chilie, sondern auch noch eine Art Schwarzen Pfeffers, die botanisch mit diesem aber nix zu tun hat, dafür aber zusätzlich zur Schärfe ein taubes Gefühl auf der Zunge hinterlässt. Echter Gourmetstuff, für Leute die es gewöhnt sind und mit meiner Gruppe bin ich da recht zufrieden.
Am Nachmittag geht es einmal durch das belebt Zentrum, auf dem zentralen Platz ein Meer von Blumen, die noch vom gestrigen Nationalfeiertag herrühren. Die Pötte werden dann in der nächsten Woche wieder abgeräumt und kommen in die Gärtnerei zurück, wo sie dann auf die nächste Feierlichkeit warten. Vor einem großen Bildschirm haben sich jede Menge Leute versammelt und sehen einen historischen Schmal-Kung Fu-Schinken, danach dann gleich Angelina Jolie als Lara Croft in „Tomb Raider I“. Wir sind aber nicht wegen des Films hier, sondern wegen des Großen Buddhas. Vor fast 1000 Jahren wurde in dem schönen alten Tempel die Buddhafigur in Nirwana Position errichtet. Mit 35 Metern Länge und 8 Metern Höhe ist sie die größte liegende Indoor Buddhafigur Chinas. Die Füße und die Ohren sind beachtenswerte 4 Meter hoch. Durch die enge Halle ist es kaum möglich, die gesamte Figur zu erfassen, aber gerade das, dass man entweder nur den Kopf oder den Körper oder die Füße sieht, macht den Betrachter noch kleiner.
In der belebten Einkaufsstraße genehmigen wir uns dann ein Bier auf den ersten Teil der Tour, morgen haben wir einen Ruhetag und machen mit unserem Bus einen Ausflug ohne Räder. Außerdem haben wir den nordöstlichsten Zipfel unserer Tour erreicht und von morgen an geht es nach Süden ins tibetische Hochland.


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An der Großen Mauer entlang….

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

106 Kilometer von Yongchang nach Shandan, 750 hm über einen leichten Pass bei kühlen 6 bis 18 Grad und diesigem Sonnenschein, kleine ruhige Straße an der Großen Mauer entlang.

Nationalfeiertag in China. Vor 62 Jahren hat Mao Tse Tung auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Sozialistische Republik China ausgerufen, seitdem hat sich einiges getan im Lande.
Aus dem Sozialismus ist kapitalistischer Postsozialismus geworden. China hat sich vom Entwicklungsland an eine vordere Position in der Weltwirtschaft katapultiert. Weltweite Aufrufe ignorierend, wurde es zu einer der solidesten und am wenigsten krisenanfälligen Markwirtschaften der Welt und der Wohlstand im Land hat sich vervielfacht. Waren noch in den 80er Jahren ein Fahrrad, ein Fernseher und eine Kühlschrank die Luxusgüter Nummer 1 auf dem Wunschzettel der Chinesen, sind es heute Eigentumswohnung, Auslandsreise und Auto. Viele Großstädter können sich diesen Luxus auch schon leisten. Pünktlich zum Jahrestag hat man die ersten Teile für die eigene Weltraumstation „Tian Tan- Himmelstempel“ in den Weltraum geschossen. In den letzten Jahren hat man sich wieder den etwas vernachlässigten Bauern zugewandt und auch in der Provinz beginnt magerer Wohlstand zu sprießen. Hunger gibt es in China nicht mehr, es ist das einzige Entwicklungsland, welches seine Bevölkerungskurve in den Griff bekommen hat, Bettler sieht man, abgesehen von einigen Plätzen vor großen Sehenswürdigkeiten nicht zu Gesicht.
Abgesehen von Unruhen in den Provinzen Tibet und Xinjiang geht es politisch eher ruhig zu im Lande, einige Exilchinesen, die nach Überstürzter Liberalisierung und Demokratisierung rufen, kennt man ich China nicht im Inland lebende „Aufrührer“ werden als Spinner abgetan, so jedenfalls meine Bekannten und Freunde in Beijing. Man liebt die KP nicht sonderlich, aber akzeptiert sie als die einzige Kraft, die China vorangebracht hat und dies auch weiter tun wird. Ich wünsche den Chinesen jedenfalls, dass sie IHREN Weg weiterhin unbeirrt weiter schreiten, Happy Birthday!
Von den Feierlichkeiten bekommt man nur wenig mit, wenn man den ganzen Tag in der trockenen Steppe unterwegs ist. Heute Morgen haben uns Böller gegen 6 Uhr geweckt und morgens wurden die Plätze festlich geschmückt. Vielleicht sollte ich heute Abend einmal den Fernseher einschalten und das Spektakel in Beijing ansehen, wahrscheinlich gibt es aber auch hier in der Provinz am Abend ein Feuerwerk.
Wir verlassen gegen 9 Uhr bei bissiger Kälte Yongchang und fahren dem nächsten Pass entgegen. Der ist eigentlich keine große Hürde, geht es doch 48 Kilometer nur mit ein oder zwei Prozent Steigung nach oben. Ein bisschen Angst hatte ich vor dem Wind, der uns vor zwei Jahren diesen Tag zur Hölle gemacht hat, aber heute ist es windstill und so kommen wir gut voran. Auf dem höchsten Punkt bewährt sich unsere neue Wasserkanne und wir stoßen mit einem Kaffee an und wärmen uns die Finger.
Rechts taucht dann ein flacher Lehmwall auf: Die Große Mauer! Die könnte man hier prompt übersehen, würde sich die kleine Lehmmauer nicht über dutzende von Kilometern hinziehen. Weiter unten im Tal ist die Mauer besser erhalten und wir machen einen Abstecher und radeln ein paar Kilometer auf einem Feldweg direkt am historischen Gemäuer entlang, natürlich nicht ohne die üblichen Fotos zu machen. Im Schatten der Mauer wachsen Sonnenblumen, die gerade geerntet werden und auf der anderen Seite sind immer noch die Schneegipfel des Qilin zu sehen.
Irgendwann trennt uns ein Maschenzaun von der Autobahn, wir finden schnell ein Schlupfloch und dann fliegen wir die letzten 25 Kilometer nach Shandan, kaum Autos gibt es und einen extra breiten Seitenstreifen, also kein Anlass für die Polizei in Hektik zu verfallen, in China ist möglich, was es in Deutschland nur zum autofreien Sonntag gibt, und das nicht nur zum Republikgeburtstag.

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