Schnapsideen (Nachgereichtes)

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Die Reise liegt bereits mehr als fünf Wochen zurück, hat jedoch ein Nachspiel. Zwei sogar!

Meine Schnapsidee:
Am letzten Abend in Shanghai saßen wir noch in der Bar des Hotels zusammen. Manöverkritik. Was hat an der Reise gefallen, was weniger und was könnte man besser machen. Viel Lobhudelei seitens der Teilnehmer über die Reise, viel Lobhudelei seitens der der Reiseleitung über die Teilnehmer. Aber auch Anregungen. Zum Beispiel wurde angeregt einen weiteren Ruhetag irgendwo einzubauen. Das werden wir (also China By Bike) im nächsten Jahr auch machen. Die Reise wird deswegen nicht länger, aber der halbe Tag in Wuhan wird dafür gestrichen.

Irgendwann im Laufe des Abends (war es noch bei der ersten Flasche Schnaps oder schon bei der zweiten?) kam ich auf die Idee die Teilnehmer um ein kleines Statement mit der Überschrift „Was bei mir zurück geblieben ist“ zu bitten mit dem Hintergedanken, diese hier im Blog zu veröffentlichen. Selbstredend auf freiwilliger Basis!

Nun, hier sind sie (in ungeordneter Reihenfolge).

Von Brigitte und Wolfgang:

Zimmerservice
Nach dem wohlschmeckenden Schmutzbier, nach den doch teilweise sehr anstrengenden Touren, sorgte Christof immer wieder fürsorglich für uns. Kaum eingecheckt, klopfte es an der Zimmertür: „Zimmerservice“ Christof versorgte uns mit einem Tütchen Nescafe .

Hägen Dazs
Ja wirklich ein sehr genussvolles, leckeres Eis. Gierig nach etwas Süßem musste es einfach mal etwas Besonderes sein. Doch der Preis haute uns schier vom Hocker. Bezahlten wir doch umgerechnet 7,50 € für den Genuss, das war viel mehr als die Kosten für ein komplettes Abendessen. „Na ja man gönnt sich ja sonst nichts“.

Windschatten fahren
Die letzten Kilometer von jeder Tagesetappe sollten einfach gestrichen werden. „Bine, da bin ich ganz deiner Meinung.“ Gut, dass uns Wolfgang meistens im Pulk zum Hotel peitschte. Das Fahren im Windschatten in der Gruppe machte großen Spaß. Und so waren auch die letzten Kilometer gut zu schaffen.

Von Sabine:

„Unglaublich“ das ist das Wort, was ich am meisten benutzt habe und was in Beschreibungen am häufigsten vorkommt: unglaublich sind die Baustellen, die Skyline von Shanghai und dem „letzten Nest“, die Geschwindigkeit, das permanente Hupen, die Müll“entsorgung“, die Freundlichkeit und die Neugier der Leute, die uns begegnet sind.

Von Franz:

Ich, der sehr viel Wert auf die richtige Radkleidung legt, wurde zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einige Mitradler konnten mir beweisen (sicher unbewußt), dass eine relativ anspruchsvolle Radtour auch mit „normaler“ Bekleidung zu bewältigen ist. Schön, dass man sich nicht nur von der Werbung beeinflussen lässt. Deshalb kam ich mir manchmal overdressed vor.

Von Silvia:

Da ich nicht zu der Kategorie mutiger Mensch gehöre, war manches auf der Reise eine besondere Herrausforderung. Wie das radeln in den nicht so großen Städten (vielleicht nur 2 oder 3 Mio), die Abfahrten oder das fahren, wenn ein LKW nach dem anderen uns überholte. Eine besondere Anforderung war die einzige Wanderung der Reise. Gut im Blog beschrieben (auf den Hua Shan). Beim Begehen der 1000 Stufen (eine Leiter senkrecht nach oben) hätte ich mir Saugnäpfe an den Händen gewünscht, Schwerkraft, damit man sich immer wieder weiter nach vorne beugt oder einfach nur, dass die Hände nicht so schwitzen. Damit man sich am Geländer festheben kann. Ich habe es aber geschafft. War dann mächtig stolz auf mich. Ich war aber auch froh, dass ich nicht die einzige mit dieser Höhenangst war und dass ich von nicht allein gelassen worden bin.
Fazit: die Reise hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich etwas mutiger gewordern bin.

Von Renate und Werner:

Besonders amüsant war unser erster Eindruck nach Ankunft in Beijing:
Wir haben uns ja – wie bereits berichtet aufgrund der Fotos auf der Homepage – sehr auf das wirklich „chinesische“ Hotel gefreut; wir mußten aber einige Runden in Beijing mit dem Taxi drehen, da wie angekündigt, der Taxifahrer das Hotel lange nicht gefunden und schließlich nach DREI Telefonaten zumindest die richtige Straße entdeckt hat;
Dann führte laut Taxifahrer nur diese Einbahnstraße zum Hotel, also haben wir das erste Mal auf dieser Reise unser Gepäck so richtig lange Zeit die Straße hinein gezogen und geschoben. Aber die Mühe hat sich gelohnt: unser Hotel war wie`s wir uns vorgestellt hatten!

(Anmerkung von Old Cover: Renate und Werner sind eigenständig von Österreich nach Beijing angereist und dort schon vor der Gruppe eingetroffen. Daher die selbstorganisierte Fahrt vom Flughafen ins Hotel)

Eine bleibende Erinnerung wird für uns auch unser Wandertag (- oder Bergtag?) auf den Hua Shan sein:
Nach den Angaben unseres Christof waren an jenem besagten Tag 1.600 Höhenmeter zurückzulegen, was die „Älpler“ jedenfalls wörtlich nahmen und auf alle Fälle umzusetzen gedachten; laut Christof wären diese 1.600 hm bereits am Nordgipfel erledigt und dann mit der Seilbahn auf der östlichen Seite wieder ins Tal;
Nachdem unser Höhenmesser am erreichten Nordgipfel jedoch „nur“ 1.300 Höhenmeter anzeigte und der dritte vorauseilende „Älpler“ aus der Schweiz auch nicht mehr zu sehen war, entdeckten wir mit Hilfe einiger chinesischer und glücklicherweise etwas englischsprechender Studenten und deren Karte, dass die 1.600 Höhenmeter erst am Westgipfel zu erreichen sind. Also haben die pflichtbewussten Tiroler ihren Aufstieg bis zum Westgipfel fortgesetzt und tatsächlich die 1.600 hm geschafft.
Im Nachhinein „Gottseidank“, denn der weitere Aufstieg war landschaftlich noch einmal eine Steigerung und zudem war die Seilbahn vom Westgipfel ins Tal eine der spektakulärsten, mit der wir je gefahren sind. Ein von der Talstation halbstündlich abfahrender Shuttlebus hat uns nach 1-stündiger Fahrt zurück nach Hua Shan gebracht und direkt vor unserem Hotel abgesetzt.
Außerdem war für uns die gesamte Bergtour etwas besonderes, da wir in unserem Leben noch nie 1.600 Höhenmeter über Stufen (!!) zurückgelegt haben.

Ihre Schnapsidee:
Ich war mental noch gar nicht wieder in Deutschland angekommen, da trudelten plötzlich CARE-Pakete für mich im Büro ein. Von der Gruppe, sieben an der Zahl (wir waren mit vier Paaren und drei Einzelreisenden unterwegs). Jedes Paket war gefüllt mit überwiegend nahrhaften Spezialitäten der jeweiligen Heimatregionen. Da war Lesefutter aus Bremen dabei, Süßwaren und Käse aus der Schweiz, Skatblätter aus dem Altenburger Land, Wurst und Schinken öko-biologischer Herkunft aus Tirol sowie viel Festes und Flüssiges aus Baden Baden Baden und Münster.

Überhaupt mehr Flüssiges als Festes, siehe Bild unten. Das zeigt nur die Spitze des Schnapsberges, die ganzen Bierflaschen, die sich ebenso reichlich in den Paketen lümmelten, musste ich inzwischen entsorgen. Aus Haltbarkeitsgründen. Der Inhalt wurde oral entsorgt, die Verpackung am Automaten.

Mir war die ganze Sache mit den Paketen etwas peinlich, denn da sie bis auf eine Ausnahme alle an das Büro geschickt wurden bekamen meine Mitarbeiter die Aktion natürlich direkt mit. Sie munkelten, dass ich mich während der Tour als armer Schlucker ausgegeben habe. Einer, der weder etwas zu beißen, noch zu schlucken noch zu lesen hat. Wenn die nur wüssten 😉
An die Gruppe: Danke, danke, danke!

Soweit die Schnapsideen. Und jetzt doch noch schnell Statistisches:

  • Geradelte Kilometer: 1.088,8
  • Nach oben: 11.793 m
  • Nach unten: 11.980 m

Vor dieser Tour muss sich also wahrlich niemand fürchten, es geht schließlich mehr runter als hoch! 🙂


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Epilog

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Shanghai zu Fuß, mit der Tunnelbahn, mehreren Fahrstühlen und einer Fähre. Shanghai also von unten und oben.

Eigentlich sollte hier noch ganz viel Text stehen. Zum Beispiel was wir heute gemacht haben. Vor allem aber eine Zusammenfassung und eine kleine Auswertung der Tour. Wie schön es war, wie toll die Gruppe harmonisiert hat, wie sehr wir unter dem Wetter gelitten haben (positiv wie negativ), wie rund alles gelaufen ist.

Eine statistische Auswertung hatte ich an dieser Stelle auch geplant. Die gefahrenen Gesamtkilometer sollten hier stehen und die Höhenmeter, die wir überwunden haben.

Apropos Wunden, ich wollte außerdem schreiben, dass es keine krankheitsbedingten Ausfälle gab. Das ist erstaunlich! Zwar ein Sturz, aber niemand hat sich so richtig den Magen verdorben und musste mal passen.

All das wollte ich schreiben, aber dann habe ich mir nochmal die Fotos zu der Tour angesehen. Sie sagen ja schon alles. Fast alles. Hier der Rest: Danke Gruppe, danke Kommentatoren, danke Mitleser!

Unten im Anschluss an die Fotos des heutigen Tages ein Best of Gruppenfotos.


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Gl£cklich, gl£cklich!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

CRH nach Shanghai, abendlicher Bund-Bummel. Wetter war ok, wäre aber fast egal gewesen.

Mit einem dezenten „dingding, dingding“ signalisiert mein Handy den Eingang einer SMS. Von unserem Fahrer Xiao Yang. „Der Kerl weiß doch, dass mein deutsches Handy aus finnischer Produktion keine chinesischen Schriftzeichen darstellen kann“ denke ich noch und öffne die Textnachricht:

Old cover: Ich hoffe, Ihr Geschèft wird immer besser und besser, ich hoffe, wir gl£cklich zusammenarbeiten k/\nnen! Wir arbeiten zusammen, kèmpfen f£r jeden in unserer Gruppe von Freunden teilnehmen, gl£cklich, gl£cklich zu verlassen!

Ist das nicht süß?! 🙂 Das muss ich sicherlich nicht übersetzen. Nur „Old cover“ ist nicht so leicht verständlich. Wer weiß was damit gemeint ist bekommt von mir eine Kugel Vanilleeis.

Wieland hat mich heute geweckt. Telefonisch um 20 Minuten nach sieben. Also 20 Minuten nachdem wir uns heute Morgen zum Frühstück treffen wollten. Mist, verschlafen! Dabei wollte ich heute doch schon um sechs Uhr aufstehen. Um eine chinesische Zeitung zu kaufen. Heute hat nämlich Peter Geburtstag! Peter ist ein News-Junkie. Wenn er nicht gerade auf dem Rad sitzt, die Stäbchen schwingt oder sich mit einem von uns unterhält steckt seine Nase dicht vor seinem E-Book Reader. Darauf sind neben allen wichtigen Werken der Weltliteratur auch alle namhaften Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Raums gespeichert, immer die neusten Ausgaben. Die saugt Peter in sich ein wie andere Leute Sauerstoff.
Und da mir leider kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen war wollte ich ihm eine chinesische Zeitung schenken. Die hat er nämlich nicht auf seinem E-Book Reader.

Der Zeitungskauf und die Geschenkübergabe fand dann verspätet am Bahnhof von Wuhan statt. Ich traf die Gruppe erst um acht Uhr zur Abfahrt am Bus. Mangels Ortskenntnisse drehte unser Fahrer noch eine Runde durch die Stadt, aber trotzdem waren wir bereits um neun Uhr am Bahnhof. 1½ Stunden vor Abfahrt des Zuges. Reichlich Zeit also um in der riesigen Wartehalle ein chinesisches Nachrichtenmagazin zu erwerben, dieses in eine chinesische Tageszeitung zu wickeln und Peter als Geschenk zu überreichen. Ich glaube er hat sich sogar ein wenig darüber gefreut 😉

Inzwischen ist China das Land mit dem längsten Netz an Hochgeschwindigkeitstrasse. CRH nennt es sich, das ist die Abkürzung für China Railway High-speed. Mit Höchstgeschwindigkeiten zwischen 250 und 350 km/h wird auf diesen Trassen gebrettert. Die Strecke von Beijing nach Shanghai zum Beispiel, über 1.300 Kilometer, kann man nun in unter fünf Stunden zurück legen. Mit ganz viel Glück kommt man in Deutschland in der gleichen Zeit gerade einmal 500 Kilometer weit.
Natürlich ist der Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken in China extrem umstritten. Nämlich in der westlichen Presse. Da liest man dann von einem „ehrgeizigen Projekt der chinesischen Regierung“, wenn es mal zu Störungen oder gar zu einem Unfall kommt. Eschede hingegen war einfach nur tragisch.

Wir hatten natürlich weder eine Störung noch einen Unfall. Außerdem waren wir nicht sonderlich schnell unterwegs, selten hat unser Zug von Wuhan nach Shanghai die 200 km/h Marke überschritten. Trotzdem haben wir für die 830 Kilometer nur fünf Stunden und 15 Minuten gebraucht.

Ankunft in Shanghai damit am frühen Nachmittag. Bis wir jedoch im Hotel waren sind nochmal fast zwei Stunden vergangen. Zimmer beziehen, kurz frisch machen und dann ein erster Stadtbummel. Natürlich zum Bund. Das ist DIE Uferpromenade von Shanghai. Haben Sie den Bund schon bei Nacht gesehen? Nein? Dann müssen Sie das unbedingt nachholen. Als wir dort ankamen war es noch nicht ganz Nacht, aber es dämmerte sich schon gut ein. Nach und nach gingen überall die Lichter an. Damit meine ich nicht die Straßenlaternen, sondern die Beleuchtungen der Wolkenkratzer besonders auf der anderen Seite des Flusses, auf Pudong. Das ist ziemlich einmalig!

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Viereinhalb Stunden Wuhan

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Mit dem Bus von Yichang nach Wuhan, dort ein wenig Besichtigung.

Mit dem Komfortbus fahren wir heute nach Wuhan“ steht in der Reiseausschreibung für den heutigen Tag. Das ist keineswegs übertrieben, denn wir haben einen 40-Sitzer für uns zwölf Hansel ganz allein. Also freie Sitzwahl. Das Bordprogramm war zwar etwas dürftig (da nicht vorhanden), aber wir wollten eh lieber lesen, dösen, Landschaft sehen. Letztere war fast ausnahmslos flach. Dieser Anblick war uns, die wir die letzten zwei Wochen über Pässe und durch Flusstäler gestrampelt waren, nahezu fremd für China. Na logisch, schließlich haben wir trotz der über 1.000 Kilometer, die wir im Sattel zurück gelegt hatten, nur einen winzigen Ausschnitt dieses Landes gesehen.

Kurze Rückblende: Der Tag begann natürlich mit dem Frühstück im Hotel und zwei Abschieden vor dem Hotel.
Gestern, gleich nach unserer Ankunft in Yichang und noch während wir unser letztes schmutziges Bier kippten, hatten wir die Fahrräder demontiert. Natürlich nicht komplett, aber es musste all das abgeschraubt werden, was wir mitgebracht und anmontiert hatten. Einige Teilnehmer hatten Klickpedalen mitgebracht, andere ihren eigenen Sattel. Halterungen für Lenkertaschen, Radcomputer oder den GPS-Empfänger wurden entfernt und wieder im eigenen Gepäck verstaut. Es fand also eine Art Rückbildungskurs statt.
Die Räder, die nun wieder in den Auslieferungszustand gebracht waren (nun ja, ein paar Dreckklumpen ließen wir zurück, aber darum kümmert sich unsere Radstation in Kunming), wurden heute Morgen von einem LKW abgeholt, zum Bahnhof von Yichang gebracht und auf die Rückreise nach Kunming geschickt.

Der zweite Abschied fiel uns wesentlich schwerer. Nämlich der von unserem Fahrer Xiao Yang. Ich hatte ihn genötigt noch mit uns zusammen zu frühstücken, bevor er mit seinem Kleinbus die über 700 Kilometer lange Rückreise nach Xi’an antritt. Eigentlich wollte er am Vortag schon aufbrechen.
So war er also noch anwesend, als wir unseren Komfortbus bestiegen. Vorher gab es aber noch ein wenig Händeschütteln und ganz viele Umarmungen. Junge, was hätten wir manchmal ohne diesen Jungen gemacht!? Er war keineswegs das dreizehnte Rad am Wagen, sondern meistens der erste Mann vor Ort. Immer gut gelaunt, immer mitdenkend, immer da, und sein anspornendes und manchmal auch antreibendes Go, go go! werden wir sicherlich noch lange in guter Erinnerung behalten.

Zurück zum Komfortbus. Der hat uns in fünf Stunden nach Wuhan gebracht. Da war der Tag schon fast um. In Wuhan blieb nur noch Zeit für Rindfleischnudeln aus dem Pappbecher in einem chinesischen Schnellrestaurant (trotzdem lecker, lecker), der Besichtigung des Provinzmuseums (von wegen „Provinz“, hier hätte auch statt der 1 ½ Stunden ein Tag nicht ausgereicht!) und die Anlage rund um die Pagode des Gelben Kranichs.

Wuhan hat sicherlich noch mehr zu bieten. Aber so ist das nun mal, man kann nicht ganz China in eine Reise von 26 Tagen packen. Also betrachten wir unseren kurzen Ausflug nach Wuhan als Schnupperkurs. Wir können ja nochmal wieder kommen.

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Es mal so richtig krachen lassen!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

59 Kilometer von Zigui nach Yichang. Schlussetappe bei feinstem Wetter und feinster Landschaft.

Happy Birthday Renate!
Leider war es mir nicht gelungen in den letzten von uns besuchten Orten Champagner aufzutreiben. Darum hatte mich Renates bessere Hälfte eigentlich gebeten. Aber Champagner ist in diesem Teil Chinas genau so schwierig zu bekommen wie eine gute Flasche Maotai Schnaps in Deutschland (bzw. Österreich, denn Renate und Werner kommen aus diesem Teil der Eurozone). Den gibt es dort auch nicht in jedem Supermarkt.

Aber in China gibt es inzwischen fast in jeder kleinen Ansiedlung einen Zuckerbäcker für Festtorten. Genau so einen hatte unser Xiao Yang am Vorabend heimgesucht und ihn gebeten eine Geburtstagstorte für Renate zu kreieren. Komplett mit einem Geburtstagsgruß auf Deutsch in Schokobraun oben drauf. Ich hatte Xiao Yang lediglich beauftragt eine Torte zu organisieren, die Umsetzung mit der Beschriftung war dann aber ganz allein seine Idee. Guter Junge!

Derart beschämt musste ich mir schnell noch etwas anderes einfallen lassen. Darin bin ich manchmal gut. Bei unserer Ausfahrt aus Zigui habe ich es daher so richtig krachen lassen und zu Ehren von Renate in jeder zweiten Straße ein lautstarkes Feuerwerk organisiert. So jedenfalls habe ich es Renate und der restlichen Gruppe verkauft.

Der Schwindel flog auf, als wir plötzlich inmitten eines Hochzeitsumzugs stecken blieben. Denn die Böller, die wir ständig hörten und sahen, galten gar nicht Renate. Heute war einfach nur ein guter Tag zum Heiraten, daher die viele Knallerei. Anders als in Deutschland (und in Österreich und der Schweiz, ich muss endlich mal lernen sowohl Grenzübergreifend als auch Gruppenintern zu denken) wird in China zu allen möglichen Anlässen gezündelt. Eine Geburt, eine Vermählung, eine Geschäftseröffnung, ein Todesfall, alles muss mit einer Verpuffung passieren. Hauptsache laut, denn böse Geister mögen keinen Krach. Böse Geister haben es in China ohnehin schwierig, denn auch ohne Feuerwerk ist es dort immer laut. Was die Chinesen am meisten fürchten ist die Stille. Aber das ist eine andere Geschichte.

Schön war die letzte Radtour unserer Reise heute! Und abwechslungsreich. Die Knallerei bei der Ausfahrt aus Zigui habe ich ja schon beschrieben. Dann ging es wellig am Yangzi entlang, wir konnten sogar nochmal einen Blick oder zwei auf den Staudamm werfen. Einen Tempel haben wir besichtigt. Der ist dem legendären Urkaiser Yu gewidmet. Wie passend, denn der Große Yu hat laut chinesischer Mythologie das Wasser beschwichtigt und reguliert. Flüsse hatten wir auf unserer Tour reichlich. Nur mit dem Wasser von oben hat der Urkaiser Yu noch nicht so ganz unseren Geschmack getroffen. Das sehen wir ihm einfach mal nach, er hat sicherlich größeres im Sinn gehabt als eine Gruppe von ausländischen Radfahrern im China des 21. Jahrhunderts.

Dann nochmal eine Bootsfahrt. Die hat nur 10 Minuten gedauert, eine Fähre hat uns auf die andere Seite des Yangzi übergesetzt. Hierbei lernten wir, dass in China Sicherheit an erster Stelle steht (und ich dachte immer es wäre der Lärm). Daher mussten wir uns für die 10 Minuten auf dem Schiff an die von der Fährbesatzung verteilten Rettungsdinger klammern. 安全第一!
Nach der Fähre ein paar Tunnel und ein Pass. Nicht lang und nicht richtig steil. Eine anschließende Abfahrt und eine wuselige Einfahrt nach Yichang.

Vom Wetter abgesehen war das eine prima Zusammenfassung aller Radetappen der letzten drei Wochen. Perfekt!


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Stau(n) mal wieder

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein paar Kilometer zu Fuß, ein paar mit dem Bus und 165 auf dem Fluss. Heiß am Nachmittag.

Endlich der Yangzi! Gut, in Wushan konnten wir bereits einen Blick auf den Fluss werfen, ebenso gestern bei der Einfahrt nach Fengjie. Aber heute sollen wir auf ihm fahren, und dann auch noch durch die berühmten Drei Schluchten, die dieser Tour ihren Namen gegeben haben.

Der Tag begann im Stechschritt. Eigentlich hatte ich die Zeit für den 1,5 Kilometer langen Fußmarsch vom Hotel zum Fährableger großzügig bemessen. Nicht ins Kalkül gezogen hatte ich jedoch die Fahrstühle unserer Herberge. Es gibt davon zwei. Aber der eine musste just an diesem Vormittag repariert werden und der andere wurde ständig von anderen Gästen belegt, die ebenfalls in Richtung Lobby strömten. Als es zeitlich immer knapper wurde haben wir kurzerhand die letzten beiden Teilnehmer unserer Gruppe samt Gepäck über das Fluchttreppenhaus aus dem sechsten Stock nach unten evakuiert. Jetzt müssen wir uns aber langsam beeilen! Natürlich haben wir die Fähre um 8:30 Uhr, für die wir Karten hatten, noch erreicht. Knapp, aber es geht doch nichts über ein bisschen Adrenalin am Morgen.

Unsere Fähre ist ein Tragflächenboot. Das ist ziemlich fix auf dem Wasser unterwegs und macht im Schnitt 50 km/h. Damit sind wir durch die Drei Schluchten gerauscht.
Jetzt bin ich mal (wieder) völlig subjektiv und schreibe –mal wieder– nur aus meiner Warte: Berauscht hat mich das nicht! Die Schluchten habe ich kaum wahrgenommen. Was nicht etwa an der hohen Geschwindigkeit und der etwas eingeschränkten Sichtmöglichkeit in unserem Tragflächenboot lag. Auch nicht an der Tatsache, dass der Yangzi weiter unten aufgestaut wird und die Fahrt durch die Schluchten nun nicht mehr ganz so eng ist wie früher.

Bereits auf meiner ersten Fahrt durch die Schluchten 1988 war ich eher enttäuscht. Vielleicht weil ich davor schon spektakulärere Landschaften gesehen hatte. Vielleicht aber auch, weil die Drei Schluchten einfach überbewertet waren und sich verkaufen mussten wie sauer Bier. So oder so, wenn Sie eine wirklich tiefe und spektakuläre Schlucht sehen wollen, dann nehmen Sie lieber die Tigersprungschlucht mit. Diese befindet sich weiter oben am Yangzi, wo der Fluss noch Jinsha heißt. Zum Beispiel auf unseren Touren Südlich der Wolken, Chinesische Landpartie oder Die Oberen Schluchten des Yangzi .

Nun gut, „Die Drei Schluchten des Yangzi“ sind Namensgeber unserer Tour. „Über das Qinling Gebirge zum Yangzi“ wäre zwar treffender, aber das Qinling Gebirge kennt halt kaum jemand in Europa, die Drei Schluchten hingegen schon.

Moment, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei unserer Flussfahrt. Die endete nach etwa fünf Stunden und unterhalb des Staudamms, dessen Bau vor wenigen Jahren begonnen wurde und die Fertigstellung vor noch weniger Jahren stattfand. Den Damm haben wir auch noch besichtig. Wir wurden am Anleger der Fähre abgeholt und dort hingebracht. Die ganze Anlage ist riesig, aseptisch rein, der Durchfluss von Touristen wohl durchdacht und am Ende wurden wir wieder abgeholt. Fahrt zum Hotel. Für diese harte Etappe haben wir uns ein Schmutzbier redlich verdient.


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Alle langsam hoch, einer zu schnell runter

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Rund 80 Kilometer von Wuschan nach Fengjie. Anfangs brutal hoch und ätzend feucht. Später warm und wellig.

Genug rumgeschlafft, heute sollte es wieder zur Sache gehen. Und zwar so ordentlich, dass einige, die diese Tour bereits gefahren sind, mir gesteckt haben heute sei der anstrengendste Tag überhaupt.

Erst mal ging gar nichts, denn das Hotelpersonal konnte den Pass von Wolfgang nicht auftreiben. Es ist uns inzwischen zum Ritual geworden: Ankunft im Hotel und Einsammeln der Reisepässe durch die Reiseleitung. Die Reiseleitung gibt die Pässe an das Hotelpersonal, welches die Dokumente für die eigene Buchhaltung, vor Allem aber für die Registrierung bei den örtlichen Behörden einscannt. Der Scanvorgang benötigt seine Zeit, daher bekommen wir die Pässe manchmal erst später am Tag zurück, manchmal erst am nächsten Morgen. Heute bekamen wir sie am Morgen zurück. Alle Pässe bis auf Wolfgangs. Hektische Suche auf unserer Seite und auf Seiten des Hotels. Die offensichtlich überforderten Damen suchen jede Schublade durch und telefonieren nach Hilfe. Irgendwann wird es mir zu bunt und ich öffne die Abdeckung des Scanners. Um ein Haar wäre mir der darunter liegende Pass von Wolfgang vor Wiedersehensfreude in die Arme gesprungen. Dabei hatte ich das Personal schon ganz zu Beginn der Suche gebeten unter dem Scanner nachzusehen…

Also eine leicht verspätete Abfahrt. Und pünktlich mit ihr setzte der Regen ein, welcher bereits vom Wetterbericht angekündigt worden war. Ich schrieb bereits, dass die Straßen in Wushan alle steil sind. Unser Weg führte leider nicht nach unten, sondern nach oben. Sieben Kilometer fuhren wir durch Wushan, den Blick wegen Niederschlags streng nach unten gerichtet und im kleinsten Gang immer steil nach oben. Dafür haben wir eine Stunde gebraucht.

Hinter Wushan wurde es nicht besser, es wurde unangenehmer. Weder Steigung noch Niederschlag wurden weniger, aber nun kam auch noch Nebel hinzu. Der macht einsam, wenn die Sichtweite nur noch 30 Meter beträgt. Mein zaghafter Vorschlag die Radetappe vorzeitig abzubrechen bzw. mit motorisierter Hilfe zu beenden wird von der Gruppe empörend nieder gemacht. So ganz scheine ich meine Gruppe doch noch nicht erzogen zu haben. Verdammter Zwergenaufstand!

Aber die Entscheidung gegen meinen Vorschlag und für eine Weiterfahrt erwies sich als richtig, gleich hinter dem Pass bei Kilometer 24,5 hörte der Regen auf und die Sicht wurde besser. Vor uns lag eine Abfahrt über mehrere Serpentinen und mit teilweise spektakulären Aussichten über die Berglandschaft um uns herum.

Es geschah kurz vor den Mittagsnudeln. Bei Kilometer 51 hatte Xiao Yang ein Restaurant gefunden, welches willig war uns allen eine Schale Rindfleischnudeln zu kochen. Als notorischer Hintenfahrer wähnte ich mich als Letzter, aber irgendwie muss ich Arnold überholt und regelrecht auf der Strecke gelassen haben. Denn von ihm war keine Spur zu sehen. Als er auch nach zehn Minuten nicht auftauchte fuhren Xiao Yang und ich kurzerhand mit dem Bus zurück. Ich hatte kein gutes Gefühl und das bestätigte sich, als uns Arnold nach ca. 1,5 Kilometer auf dem Rad entgegen kam. Dreckig sah er aus und etwas mitgenommen. Wie sich schnell herausstellte war er gestürzt. Davon zeugte nicht nur der Schlamm auf seiner Kleidung, sondern auch das Blut in seinen Haaren.

Danach ging es recht flott, deshalb schreibe ich nun auch etwas schneller: Arnold mit Fahrrad in den Bus und zurück zur Gruppe. Dort Erste Hilfe durch meine beiden Krankenschwestern Brigitte und Silvia. Befund: Platzwunde am Kopf, die genäht werden muss. Eventuell Gehirnerschütterung.
Fix noch die Nudeln eingenommen und für Arnold, Xiao Yang und mich war die nächste Station das nur zwei Kilometer entfernte Krankenhaus. Die Gruppe indessen fuhr GPS-gesteuert alleine weiter. Ganz so schlecht habe ich sie also doch nicht erzogen.

Im Krankenhaus ging es dann ebenso fix weiter. Die Platzwunde am Kopf wurde genäht, die geprellte Schulter geröntgt und die Abschürfungen versorgt. Dazu noch eine Tetanusspritze und nach einer Stunde wurde Arnold als fast geheilt wieder entlassen. Mitten in der chinesischen Pampa.

Getroffen haben wir uns alle wieder in Fengjie. Zum Schmutzbier, Abendessen und für die meisten zu einer Ganzkörpermassage.

Fazit des Tages: Hoch ist langsamer als runter. Und: Ein Helm schützt vor Stichen. Arnold, merk dir das gefälligst 😉


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Schlaffies

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

83 Kilometer von Wuxi nach Wushan. Davon die ersten 1,5 Kilometer auf dem Rad, der Rest auf dem Boot.

Der Daning Fluß ist ein Zulauf des Yangzi (der auf Chinesisch gar nicht Yangzi heißt, sondern Changjiang = Langer Fluss). Zwischen Wuxi und Wushan befinden sich die sogenannten Drei kleinen Schluchten. Nicht wenige Touristen kommen extra nach China, um eine Kreuzfahrt durch die Drei Schluchten des Yangzi zwischen Fengjie und Yichang zu machen. Wir ja auch, schließlich sind die Flussengen Namensgeber dieser Tour. Seit aber der Yangzi auf der Höhe von Zigui gestaut wurde sind die Schluchten des Yangzi hier nicht mehr ganz so imposant und vor allem eng wie vorher. Und um ehrlich zu sein, sooo berauschend fand ich das Spektakel sowieso nicht, als ich 1988 von Chongqing gen Shanghai geschippert bin. Aber das ist natürlich mein ganz persönlicher und höchst subjektiver Eindruck. Aber die Drei kleinen Schluchten entlang des Daning Flusses haben durchaus ihren Reiz! Die standen heute auf dem Programm.

Am Vormittag tauschen wir also die Räder gegen ein Boot. Ich tausche erst ein Fahrrad gegen einen Motorroller und dann gegen ein Boot. Die Fahrt zum Hafen von Wuxi müssen wir nämlich noch auf zwei Rädern zurück legen, und da mein Rad einen Platten hat schwinge ich mich kurzerhand auf den Roller der Dame vom örtlichen Touristenbüro, die uns den Weg und das richtige Boot weisen soll.

Bootsfahrten sind ungemein entspannend. Nicht unbedingt in der ersten Stunde, da passt man noch auf wie ein Luchs und saugt alles optisch auf. Zumal der Daning Fluss bei Wuxi noch ein relativ kleines Rinnsal mit mehreren Stromschnellen ist. Nicht so sehr akustisch, denn ein kleines Boot wie wir es hatten brummt ständig.

Aber dann droht Erschlaffung. Zeit für ein kleines Nickerchen. Kurzer Stopp um die Mittagszeit am Madu Fluss. Dort gibt es die Drei kleinen kleinen Schluchten. Die haben wir auch noch mitgenommen und sind dafür in ein noch kleineres Boot umgestiegen. 15 Minuten hoch den Fluss und 15 Minuten runter. Die Meinung über diesen Ausflug war einhellig: Eine Unterbrechung unseres Schönheitsschlafs, die nicht hätte sein müssen. Also nächstes Mal nicht wieder, vielen Dank! Die Drei kleinen Schluchten kamen danach. Das war wirklich nett, alle waren wieder wach und hatten die Kameras schussbereit.

Ankunft in Wushan und Fahrt zum Hotel. Die war nur kurz, aber anstrengend für meine Teilnehmer, denn es war inzwischen gut heiß geworden (über 30 Grad) und in Wushan gibt es keine Straße, die weniger als fünf Prozent Gefälle hat. Wir kamen vom Fluss und das Hotel lag oben. Mir war das Schnuppe, denn ich bin mit dem Begleitfahrzeug gefahren. Ich Schlaffie!

Wushan ist eine nette Stadt mit netten Einwohnern. Das haben wir auf unserem Spaziergang am Nachmittag festgestellt. Wir wurden vielfach begrüßt und noch mehr fotografiert. Teenies versuchten sich in Konversation auf Englisch mit uns und verteilten Komplimente. Überall bekamen wir ein freundliches „Hallo“ zu hören. Nur die Sadomaso-Gruppe, die auf dem zentralen Platz der Stadt ihre Kreisel, bestehend aus mindestens drei Kilo schwerem Bambus, unermüdlich anpeitschten, fanden wir etwas suspekt.


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600 hoch, 1.300 runter

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Fast 100 Kilometer von Zhenping nach Wuxi. Weiterhin in T-Shirt, kurzer Hose und Sandalen.

Ich gebe es zu, vor dieser Etappe hatte ich Respekt. Oder genauer ausgedrückt: Ich hatten einen riesen Bammel und prognostizierte sogar mein privates Waterloo dieser Tour. Jedenfalls gleich nach dem Aufstehen am Morgen, denn ich konnte jeden zurück gelegten Kilometer und jeden Höhenmeter des Vortages in meinen Muskelfasern lokalisieren. Und zwar nicht auf die angenehmste Weise. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Daher wäre es eigentlich gescheiter mit dem Denken gleich aufzuhören.

Wieder hatten wir eine frühzeitige Abfahrt angepeilt, denn auch wenn es tendenziell bergab gehen soll stand uns ein Pass bevor, der laut Ankündigung steil werden wird. So hockten wir wieder bereits um acht Uhr auf den Rädern, aber dann kam es anders als gedacht. Noch während der Ausfahrt aus Zhenping reißt bei Brigitte die Kette. Ein Kettenriß ist eine zeitaufwendige Verzögerung. Daher war ich stolz wie Oskar die Kette schon nach zwanzig Minuten wieder verbunden zu haben. Das wirkliche Problem zeigte sich leider erst danach, die gerissene Kette hatte auch noch den vorderen Umwerfer verbogen, eine weitere Reparatur stand außer Frage. Für solche Fälle haben wir ein Ersatzrad an Bord. Das musste nun herhalten.

Die richtige Abfahrt also erst um viertel nach neun. Das hat nicht gerade dazu beigetragen meinen morgendlichen Bammel zu besänftigen. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Denn es kam schlimmer. Ok, das war geflunkert. Teilweise war der Pass schon heftig steil. Aber nur teilweise und ich hatte immer Arnold an meiner Seite. Zusammen sind wir die Steigung angegangen, haben die anderen davon ziehen lassen und an manchen Stellen auch mal das Rad geschoben. Aber wir sind angekommen!

Der Pass auf dieser Etappe ist ein Dreiländereck. Hier stoßen die Provinzen Shaanxi, Hubei und Chongqing (eigentlich keine Provinz, sondern eine regierungsunmittelbare Stadt) aufeinander. Früher wurde diese Stelle auch mal als Mittelpunkt Chinas ermittelt, aber das hat man wohl inzwischen korrigiert. Jedenfalls weist kein Schild mehr darauf hin.

Und von nun an ging es bergab. Fast 25 Kilometer Schussfahrt, danach gemächlich/wellig. Die kurzen, aber teilweise knackigen Anstiege nach der Schussfahrt habe ich schon fast wieder verdrängt. Manchmal kommt es nämlich nicht nur anders als man denkt, manchmal kam es auch anders als man dachte.


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Die Berge sind hoch und der Kaiser ist weit

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

120 Kilometer und 1.400 Höhenmeter von Pingli nach Zhenping. Sonnig und warm.

山高皇帝远 (shan gao, huangdi yuan), so lautet ein altes chinesisches Sprichwort. Gemeint ist damit: „Was jucken uns hier die Edikte des Kaisers, der weit entfernt residiert?”. Nun, der Kaiser ist inzwischen durch rote Parteikader abgelöst worden, aber die Berge sind geblieben. Einige haben wir bereits überquert und bis Ankang gehörten alle zum Qin Gebirge, welches China praktisch in Nord und Süd teilt. Nördlich des Qin Gebirges wird Weizen (Nudeln) gegessen, südlich Reis. Nördlich dient der Esel als Lastentier, südlich das Pferd. So jedenfalls pauschalisieren es die Chinesen. Ich würde dem Süden eher den Wasserbüffel zuordnen, aber egal.

Südlich von Ankang ist es leider nicht flacher. Jedenfalls nicht auf unserer Tour. Eher im Gegenteil, denn heute mussten wir richtig hoch hinaus. Und weit sollte es auch werden. Deswegen sind wir schon früh gestartet, saßen bereits um kurz vor acht Uhr auf den Rädern. Die ersten 36 Kilometer rollten noch ganz gut daher, es ging leicht hinauf durch eine landschaftlich sehr ansprechende Gegend. Und das bei so gut wie keinem Autoverkehr.

Aber dann ging es zur Sache. Über 14 Kilometer schraubten wir uns den Pass hinauf. Aber zu unserem Erstaunen (und zu unserer Erleichterung) war dieser besser zu fahren als das Höhenprofil hatte vermuten lassen. Bereits um 12 Uhr waren wir oben, auch hier werden die letzten Höhenmeter wieder durch einen Tunnel abgekürzt. Hindurchgeflutscht und steil wieder nach unten gesaust. Leider war das noch nicht das Ende vom Tagewerk, weitere 44 Kilometer waren noch zurück zu legen und diese wieder überwiegend leicht ansteigend.

Die letzten Etappen haben wir ohne große Mittagsmahlzeit zurück gelegt, unser Fahrer Xiao Yang hatte den Bus morgens mit Wasser, Obst und Keksen vollgeladen und damit haben wir uns verpflegt. Das Begleitfahrzeug war somit unser mobiler Stehimbiss. Heute jedoch mussten mehr Kohlenhydrate her. Die haben die meisten von uns in Form von Instantnudeln an einem Dorfkiosk zu sich genommen. Schließlich wollen wir ja China in all seinen kulinarischen Facetten kennen lernen. Lassen Sie sich sagen, Instantnudeln schmecken nach rund 70 Kilometern und über 1.000 Höhenmetern so schlecht nicht!

Unseren Übernachtungsort Zhenping erreichten wir um 17:30 Uhr. Nicht schlecht! Dabei haben wir keineswegs gehetzt, haben viele Pausen und natürlich auch viele Fotostopps eingelegt. Genau so soll es sein.


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