Konfuzius sagt: Famous last words

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Nein, zu Nanjing gibt es keine Geschichtslektion mehr. Zu dieser Stadt ist schon so viel geschrieben, verfilmt und kolportiert worden! Zu recht, natürlich. Ein faszinierende Stadt, und unsere letzte Station. Bei herrlichem Herbstwetter.

Die Pilottour Kaiser, Kanäle, Konfuzius geht zu Ende. Vor einem Jahr bin ich auf ähnlicher Route mit meiner Familie, mit Tandem und Kinderanhänger geradelt.

tandem4family

Fand die Region zwischen Tai’an und Yangzhou klasse. Wollte wiederkommen. Meinen Mitradlern diesen Teil von China näherbringen, der zuweilen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Der wie kaum eine Region Chinas von Geschichte nur so trieft. Und dennoch seltsam zurückgeblieben scheint (Shandong) oder von der Reform- und Öffnungspolitik überrollt wurde. (Jiangsu).

Aber funktioniert das als Reise, als Radtour, wenn es eventuell ein paar Tage nur Alltagsleben, Landwirtschaft und China aus den 1980ern gibt?

Die Antwort ist ein klares „Ja!“. Die Tour hat meine Erwartungen weit übertrofffen, auch dank meiner Mitradlerinnen und Mitradlern, die so ziemlich für alles zu haben waren und mir blind über die kleinen Wege durch die Felder folgten.

Herzlichen Dank an Euch alle! Ein Kilo Schlamm für lau!

Geradelt sind wir durch das Herz Chinas, auf Wegen, die weder Google Maps noch Baidu (das chinesische Pendant) oder gar eine Landkarte kennt. Weitgehend autofrei.

Und beim nächsten Mal ist uns hoffentlich auch das Wetter gnädig!

Soviel Werbung sei erlaubt: Die Reise wird nächstes Jahr wieder zweimal angeboten! Wärmste Empfehlung! 😉

Kaiser, Kanäle, Konfuzius

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Auf Marco Polos Spuren

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Tagesausflug in Yangzhou, heiter bis wolkig

Natürlich sind wir nicht auf Marco Polos Spuren unterwegs. Irgendwann am Nachmittag, nachdem wir unsere Räder abgegeben haben und zu Fuß nach Hause laufen, begegnet er uns dann aber doch in Form einer überlebensgroßen Statue.

Ein wenig Geschichte:

Kaum zu glauben, daß Yangzhou über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten und reichsten Städte Chinas war. Zwar ist Yangzhou in den letzten Jahren auf stolze 5 Millionen Einwohner gewachsen (als ich 1996 zum ersten mal in Yangzhou war, waren es schlappe 500.000) und macht, wie alle Großstädte im „Musterländle“ Jiangsu einen wohlhabenden Eindruck.

Dennoch, viel ist nicht von dem einstigen Glanz der Stadt zu erkennen, die Marco Polo, im 13. Jahrhundert angeblich Statthalter in Yangzhou, mit seiner Heimatstadt Venedig verglich. Im Übrigen sehr zum Verdruß der Venezianer. Bereits vor mehr als 2400 Jahren gegründet, entwickelte sich Yangzhou mit dem Bau des Kaiserkanals in der Sui-Dynastie (581-618) ab dem 7. Jahrhundert zusammen mit der Schwesterstadt Zhenjiang zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Ostchina. Etwa zehn Kilometer südlich der Stadt kreuzt der Kanal den Yangzi, die Administration der Schleusen und des boomenden Handels entlang des Wasserweges lag in der Hand des Stadt-Magistrats, dessen Kassen auf diese Weise nie leer waren. Als wichtiger Warenumschlagsplatz zog Yangzhou zuerst Händler und Handwerker, und dann, mit einem gewissen Wohlstand, auch Künstler an, die hier dank reicher Sponsoren ein gutes Auskommen hatten. Daher war Yangzhou auch immer eine Stadt der Kunst und des Handwerks, eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat. Seidenstickerei, Scherenschnitt, Lackarbeiten, Laternen und Bonsais aus Yangzhou sind immer noch in ganz China hochgeschätzt.

Seinem Ruf als Hauptstadt der Balladenerzähler wird Yangzhou auch heute noch gerecht. Und ein Gericht aus der Stadt hat es sogar bis in die deutschen China-Restaurants gebracht: Der gebratene Reise nach Yangzhou-Art (Yangzhou Chaofan 扬州炒饭), traditionell mit Shrimps, Ei, Schinken und Erbsen zubereitet, gilt in China als eine der schmackhaftesten Arten, Reis zuzubereiten. Haben wir natürlich auch probiert!

Mit dem Bau der Eisenbahn zwischen Shanghai und Peking schwand die Bedeutung des Kaiserkanals als Nord-Süd-Verbindung und auch Yangzhou verlor damit Anfang des 20. Jahrhunderts seine hervorgehobene Stellung als Handelsmetropole und überregionales Zentrum. Heute lebt die Stadt vor allem von der Stahlindustrie, die sich wie auch einige Fahrzeughersteller in den Außenbezirken und im Umland angesiedelt haben. Trotz aller Modernisierungsanstrengungen macht die Stadt immer noch einen eher verschlafenen Eindruck.

Immerhin, zu einem weltbekannten Export hat es Yangzhou auch in den letzten Jahren noch gebracht. Jiang Zemin, ehemaliger Staats- und Parteichef Chinas und Nachfolger Deng Xiaopings als starker Mann im Reich der Mitte, ist in Yangzhou geboren und aufgewachsen. Bedenkt man die ambivalente Haltung, die die meisten Chinesen dem, aufgrund seinem Hang zur peinlichen Selbstinszenierung im Volksmund auch „Harlekin“ genannten Jiang gegenüber haben, so findet man kaum einen Bewohner Yangzhous, der dessen Herkunft an die große Glocke hängen würde. Immerhin, mit seinen mit Vorliebe auf Staatsbesuchen gesungenen Opernarien und Volksliedern steht er in der langen Theater- und Balladentradition der Stadt.

Groß ist Yangzhou also geworden, aber immer noch mit dem Charme eines Dorfes, vor allem in der Innenstadt. Natürlich drehen wir eine letzte Runde mit unseren Rädern durch Yangzhou, besichtigen den Daming-Tempel, einen der wichtigsten buddhistischen Tempel in chinesischen Geschichte. Angeblich brach von hier aus der Abt Jian Zhen nach Japan im frühen 8. Jahrhundert nach Japan auf und brachte die kulturellen Gepflogenheiten der Tang-Dynastie auf die Insel, die Japan bis heute prägen.

Auf jeden Fall angenehmes Pflichtprogramm, ebenso wie der „Schmale Westsee“, der dem Westsee in Hangzhou nachempfunden, nur, wie der Name schon sagt, etwas kleiner ausgefallen ist. Auch wenn der mit der Fünf-Pavillon-Brücke und der Angelterrasse des Kaisers Qinglong einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist die Parkanlage vor allem eine ruhige Oase in der Stadt. Die Fünf-Pavillon-Brücke liegt etwa in der Mitte des Parks und ist mit ihren fünf mit gelben Ziegeln gedeckten Pavillons, die die Brücke vollständig überdachen, ein beliebtes Fotomotiv. In Sichtweite der Brücke liegt der kleine Pavillon, in dem der Kaiser Qianlong (1711 – 1799) der Überlieferung nach des Öfteren zum Fischen weilte. Angeblich haben ihn die Einwohner Yangzhous heimlich Fische an den Haken gehängt, um ihn in der Illusion zu wiegen, Yangzhou wäre der ideale Ort zum Fischen. Der glückliche Qianlong revanchierte sich, indem er kaiserliche Gelder für den Ausbau des Parks bereit stellte. Ursprünglich in der Tang-Dynastie (618-907) angelegt, wurde in mehreren Schritten seit dem 18. Jahrhundert zu seiner jetzigen Größe ausgebaut.

Eine Investition, die sich bis heute auszahlt, denn die 150 RMB Eintritt bringen sicherlich Reichtum nach Yangzhou oder in die Taschen eines pfiffigen Investors.

Wie auch immer, wir geben unsere Räder ab, verbeugen uns kurz mental vor Marco Polo und verschwinden dann in den Altstadtgassen. Da ist China plötzlich wieder in den 1990ern oder noch früher. In anderen Städten gibt es diese Viertel nicht mehr, oder sie sind Disneyaltstädten gewichen. Sogar das Stammlokal meiner Familie existiert noch und wir beehren es an beiden Abenden.

Dann ist die Radtour zu Ende.

Doch mit Nanjing wartet am Ende der Tour noch ein Highlight.

Sonne ist angesagt!

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Land von Fisch und Reis

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Drei Tage über Land und Wasser, mit viel Fisch und wenig Reis. Wetter tendenziell besser!

Wie habe ich so schön vor ein paar Tagen geschrieben: Wetter ist das, was man aus ihm macht!

Nach nunmehr fast einer Woche Regen nagt das Wetter aber dann doch ein wenig an der Stimmung. Dennoch wollen wir uns den Spaß am Radfahren nicht verderben lassen und fahren optimistisch bei leichtem Regen in Huai’an los. Immer am Kaiserkanal entlang, was an sich recht romatisch und schön wäre, wenn die Straße nicht zunehmend schlechter werden würde. Nach gut 15 Kilometern ist die Uferstraße dann ganz gesperrt.

Ein Glücksfall, wie sich herausstellt. Mit kleiner Unterweisung einer Tante-Wang-Laden-Besitzerin finden wir den Weg auf kleine betonierte Wirtschaftswege und fahren die nächsten zwanzig Kilometer durch Felder und kleine Dörfer, autofrei!

Dannach hat uns eine Straße wieder, die zwar neu ist, aber (noch) keinen Verkehr sieht. Radeln vom Feinsten, bei Rückenwind und angenehmen Temperaturen. Und nur ganz wenig Nieselregen! Kleine daotische Tempel säumen unseren Weg und an einer Brücke werden wir wohl erwartet. Welch Voraussicht, das Badeverbotsschild auf Englisch zu übersetzen!

Ein kleiner Spaziergang durch die Kreisstadt Baoying (knapp eine Millionen Einwohner) beschließt den Tag. Ohne Regen!

Am nächsten Tag hat uns der Regen wieder fest im Griff. Für einen Moment bin ich versucht, nach dem Motto „Augen-zu-und-durch!“ die heutigen 60 Kilometer auf der gut ausgebauten Uferstraße anzureißen. Etwas mehr Verkehr, aber auch recht nett. Dann fällt der Blick auf einen Radweg (!), eigens am Kaiserkanal angelegt und explizit als solcher ausgewiesen. Plant da jemand den ersten chinesischen Fernradwanderweg, immer den Kaiserkanal entlang?

Für uns dauert die Herrlichkeit leider nur ein paar Kilometer, dann sind wir wieder auf der Hauptstraße. Aber an der Fortsetzung des Radweges wird sichtlich gearbeitet, mal sehen, was die nächste Gruppe erzählt!

Lange bleiben wir nicht auf der Hauptstraße. Parallel dazu entdecke ich einen Wirtschaftsweg, der vielversprechend aussieht. Wir folgen diesem durch den schon bekannten Dreiklang aus Dörfern, Reisfeldern und staunenden Bauern.

„Kekspause!“, schreit es von hinten, „die Sonne feiern!“

Das hätten wir besser nicht gemacht, denn kaum sitzen wir wieder auf den Rädern, öffnet der Himmel mal wieder seine Schleusen. Passend dazu wird die Fahrbahn brüchig und endet schließlich in einem Feldweg. Bei gutem Wetter sicherlich gut zu befahren, aber nach einer Woche Regen?

Einen guten Kilometer pflügen wir dann den Matsch um, bis wir wieder trockenen Boden unter den Reifen haben. Habe ich schon erwähnt, dass meine Gruppe für alles zu haben ist? Großes Lob!

Ab da geht es aufwärts, Svens Wetter-App hatte Aufklarung am Nachmittag prophezeit und meine Erinnerung zauberte eine leckere Mittagsstation aus dem Hut. Nach grandiosem Mittagessen sind wir dann wieder auf der Uferstraße, die dank paralleler Neubaustrecke fast autofrei ist, packen unsere Regensachen in den Begleitbus und rollen in Richtung Gaoyou, unserem heutigen Etappenziel.

Am Abend sieht es tatsächlich nach schönem Wetter aus!

An unserem letzten Radeltag dann tatsächlich Sonne! Und das Glück des Geduldigen! Die Strecke, die ich herausgesucht hatte, wäre unter normalen Umständen schon recht nett. Heute ist die Straße über die Verästellungen des Kaiserkanals zusätzlich für den Autoverkehr geperrt. Fast zwangzig Kilometer rollen wir autofrei über eine Meer von Wasserflächen, Kanälen, Fischteichen, Lotusfeldern. Werden dann übermütig und drehen eine Extrarunde durch kleine Dörfer und Reisfelder. Und reiten schließlich in Yangzhou, unserem Zielort ein. Bei schönem Wetter.

Immerhin!

Strecke 28.10.2016

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Strecke 29.10.2016

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Strecke 30.10.2016

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Hey Zhou!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Ruhetag in Huai’an

Das Wetter ist gnädig mit uns. Nein, nicht wirklich, auch heute haben wir wieder mit Schauern zu kämpfen. Und mit einigen Wolkenbrüchen. Aber immerhin werden wir meist nicht nass und das Wetter hält sich an unsere Besichtigungszeiten.

Huai’an hat immerhin fast 5 Millionen Einwohner und ist eine der wichtigsten Städte der Provinz Jiangsu. Tatsächlich kommt es uns weniger entwickelt, weniger modern vor als die simplen Kreisstädte, die wir die vorhergehenden Tag besucht haben. Zuweilen fühle ich mich, und mit mir die alten Chinahasen Anke und Sven in der Gruppe ein gutes Jahrzehnt in die Vergangenheit versetzt. Einige Ecken von Huai’an haben sich sicherlich sogar in den letzten 25 Jahren kaum verändert.

Geschichte, wohin man sieht!

Vor allem in der Gedenkstädte für Zhou Enlai, dessen Familie aus Huai’an stammte. Zhou Enlai, neben Mao Zedong während der 1950er und 1960er Jahre das Gesicht der Volksrepublik China, erster Ministerpräsident, Außenminister, sprachkundig, jovial. Der Mann, wie viele Kenner Chinas glauben zu wissen, der hinter der mächtigen Gestalt Maos die Fäden zog. Der die Annäherung an die USA und die Aufnahme in die UNO in den 1970er Jahren maßgeblich vorbereitete. Dem Truman den Händeschlag verweigerte, weil er im Wahlkampf nicht händelschüttelnd mit einem Kommunisten fotographiert werden wollte.

Der Mann, der in der Kulturrevolution Schlimmeres verhindert hat, sagen die einen. Das Weichei, dem das eigene Wohlergehen wichtiger war als der berechtigte Widerstand gegen Maos Politik, beklagen einige. Derjenige, der hinter all den Irrungen und Wirrungen steckte und Mao nur vorschob, behauptet sogar eine verschwindend kleine Minderheit.

In der chinesischen Bevölkerung war und ist Zhou Enlai auf jedenfall ohne Einschränkungen beliebt, das konnte außer ihm nur Sun Yat-sens Anfang der 1980er verstorbene Frau Song Qingling von sich behaupten.

In Huai’an steht nun also seine ehemalige Residenz und seine etwas überdimmensionierte Ehrenhalle. Ehre, wem Ehre gebührt. Eine äußerst informative Ausstellung führt durch Zhous Leben und damit auch durch die chinesische Revolutionsgeschichte.

Und Huai’an war nicht immer eine „rückständige“ Millionenstadt. Zu den Hochzeiten des Kaiserkanals blühte hier der Handel. Letzte Zeuge hiervon finden wir in einem kleinen historischen Viertel von Huai’an, das wir mit der hochmoderen Straßenbahn erreichen.

Ein wenig alte Bebauung und drumherum eine Menge Disneyland chinesischer Prägung. Besser als die seelenlosen Hochhausviertel, die Huai’an prägen allemal. Wir gönnen uns ein leckeres Mittagessen während eines Regengusses und statten dann dem lokalen Giant-Radladen einen Besuch ab.

Morgen geht es endlich wieder auf die Fahrräder!

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Yin und Yang – Das Wetter

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Andreas hat auf der Tour Blaues China ja kräftig mit dem Wetter zu tun. Auch wir können inzwischen ein Lied davon singen, das irgendwo zwischen „Singing in the Rain“ und „It’s raining again“ changiert.

Für die Tour von Suqian nach Siyang erwischen wir das perfekte Regenloch. Den ganzen Tag radeln wir zwar bei bedecktem Himmel, werden aber zum ersten Mal seit Tagen nicht naß. Bei Temperaturen knapp unter 20 Grad das perfekte Wetter zum Radfahren.

Erst ein wenig Revolutionsromantik im Zentrum von Suqian, dann ein wenig Zen-Buddhismus, und dann machen wir dank meiner experimentierfreudigen Gruppe auch einen kleinen Abstecher ins chinesische Landleben, fahren über kleine Wirtschaftswege und einen kleinen Abschnitt auch über eine SChlammstrecke. Zitat Evelin: „Wenn Wolfgang das mit mir gemacht hätte, würde er sich jetzt was anhören müssen!“ Das muss das Privileg des Reiseleiters sein: Kleine Schlammschlachten mit tollen Eindrücken ausgleichen zu können.

Kurzum, die Strecke und das Wetter an diesem Tag waren grandious! Ein Ereignis, dass wir abends noch ausgiebig mit einem Sichuan Feuertopf gefeiert haben. So macht Reisen Spaß!

Ganz anders der nächste Tag! Strömender Regen, und selbst Sven und ich, seit unser gemeinsamen Mekongtour ja Regen erprobt schmeißén das nasse Handtuch. Heute also Bustransfer, dank unserem großzügig bemessenen Begleitfahrzeugs kein Problem. Nur das es mit dem Abnehmen auf dieser Tour wohl nichts mehr wird!

Nun also Ruhetag in Huai’an. Wir hoffen auf Sonne oder wenigstens Regenpause!

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China ist bei Regen am Schönsten…

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

…hat Che Qingman, unser chinesischer Reiseleiter einmal postuliert.

Dementsprechend erleben wir heute China von seiner besten Seite!

Aber Regen ist ja immer das, was man daraus macht.

Bereits auf dem Weg nach Yaowan hatten wir dem Wetter getrotzt, ein Mut, der belohnt wurde. Gänzlich trocken kamen wir in Yaowan an und wurden dann gleich mit einem üppigen Mittagessen belohnt. Und da in der Gruppe die Flusskrebse nicht wirklich gut ankamen, hatte ich diese fast ganz für mich allein. Hoffentlich ist Petrus kein Flusskrebs!

Ist er anscheinend schon, da es die ganze Nacht durchregnet und auch der Morgen noch reichlich nass ist. Wir schwingen uns trotzdem nach einem äußerst leckeren, wenn auch relativ zugigen Frühstück auf die Räder und werden belohnt! Gegen mittag setzt der Regen kurz aus und wir radeln meditativ den Luoma-See entlang, Wasser bis zum Horizont, Fischteiche und Komorane. Schön, auch wenn der der Regen gegen Ende der Etappe wieder einsetzt.

Zur äußeren Nässe gesellt sich dann auch noch eine innere. Zum Abendessen gelangen wir in die Fänge einer feierwütigen chinesischen Delegation.

Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯!

Jörg hielt für uns alle die Leber hin und hat auch für den heutigen Blog wieder zwei Bilder beigetragen.

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Grüne Woche auf Chinesisch

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Yaowan war einst die wichtigste Handelsstadt am Kaiserkanal nördlich von Suzhou. Sagt zumindest die Tafel im Heimatkundemuseum der Stadt. Also dem Museum im Museum. Denn Yaowan ist ein Museumsdorf, neu aufgebaut unter Integration der alten Architektur. Gar nicht so schlecht, aber mit einem Hauch Disneyland.

Zu Yaowan hatte ich letztes Jahr auf der Familientandemtour schon Einiges geschrieben.

Den Blogeintrag gibt es hier:

Falsches Spiel mit Roger Rabbit

Und auch unsere Gruppe probiert sich durch die Snacks der Region und läuft durch alte Familienresidenzen und Museen.

Am späten Mittag erreichen wir dann wie geplant die lokale Version der „Grünen Woche“, das Food Festival von Yaowan.
Alles was Haus, Hof und Feld hergeben wird hier kredenzt und stilvoll drappiert. Eine gestrenge Auswahl der besten Gourmetkritiker der Region beäugt die Speisen, stochert mal skeptisch, mal enthusiastisch im Essen herum und gibt dann die Wertung ab. Erste Runde: Aussehen und Darstellung.

Schwierig!

Auch weil eine Gruppe von sechs Ausländern die Aufmerksamkeit und alle Objektive auf sich zieht. Für 20 Minuten sind wir wichtiger als das Essen und die Darbietung. Beziehungsweise sind Fotos mit uns wichtiger als alles andere. Ich sehe schon die lokale Parteizeitung vor mir, die ebenso wie die Yanwaner Abendzeitung titelt:

Ausländische Delegation besucht Yaowaner Grüne Woche – Deutsch-Chinesische Gourmetfreundschaft auf neuem Höhepunkt.

Leider waren die Speisen nur zum Anschauen. Wir sind dann erst einmal Mittagessen gegangen!

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Raupen ohne Seide

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Regentag. Und glücklicherweise auch der Transfertag von Qufu nach Pizhou. Von Shandong nach Jiangsu.

Ein ruhiger Tag, meditativ fast. Zeit, kulinarische Abenteuer zu wagen.

Wie wäre es mit Seidenraupen mit Chili und Knoblauch?

Lecker!

(Danke an Jörg für die Bilder!)

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Land, Leute – Konfuzius!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Es war einmal vor langer Zeit, da war die chinesische Provinz Shandong, besser gesagt der Teil Chinas, der heute Shandong ausmacht, der Nabel der Welt. Eine der Wiegen der chinesischen Kultur. Und Heimat des bekanntesten chinesischen Denkers des Landes: Konfuzius.

Die Shandonger seien etwas langsam, vor allem im Kopf, sagt man in China. Ein Vorurteil, das durchaus zum Teil der Wahrheit entspricht, wie ich letztes Jahr auf meiner langen Familien-Tandemtour von Shanghai nach Beijing leidvoll erfahren musste:

Müd- und Traurigkeit (tandem4family)

Auf jeden Fall konnten die Zeitgenossen Konfuzius mit dessen Gedanken und Theorien wenig anfangen. So musste der große Weise mit dem Fiselbart sein Heil in der Ferne suchen und fand auch dort zu Lebzeiten wenig Gehör. Erst nach seinem Tod wurde der Konfuzianismus zum Leitfaden der chinesischen Gesellschaft. Einfach ausgedrückt: Das Volk muss dem Herrscher, die Frau muss dem Mann und der jüngere Bruder dem älteren Bruder gehorchen. Dafür muss sich die jeweilige Autorität im Gegenzug auch um die Schutzbefohlenen kümmern. Ist dem nicht der Fall, können sich die Unteren auch gegen die Oberen erheben. Ein Teil der Lehre, der von den Mächtigen immer gerne unter den Seidenteppich gekehrt wird.

Und wir wandeln nun auf den Spuren des Konfuzius und müssen dafür erst einmal nach Qufu radeln. Hier ist die Heimat des Weisen. Auf dem Weg dorthin führt der Weg durch eine zutiefst bäuerlich geprägte Gegend. Die Shandonger sind heutzutage weniger Philosophen, sondern zumeist schlichte Bauern. Was ja kein Schaden sein muss.

Uns beschert es auf jeden Fall eine entspannte Etappe über die Felder und durch kleine Allen. Grüne Welle für Radler!

Und auch Qufu empfängt uns sehr entspannt. Eine Kleinstadt von gerade einmal 600.000 Einwohnern. Und trotz Touristenschwemme wunderbar bodenständig, mit kleinen untouristischen Altstadtgassen und einem leckeren Nachtmarkt. Der Abend ist lau, und wir lassen es uns schmecken!

Bereits beim Mittagessen hatten wir dem Koch bei der Zubereitung unseres Lieblingsgerichtes über die Schulter geschaut.

„Aubergine nach Art der Region“ 风味茄子

Am nächten Tag dann die volle Ladung Konfuzius, sein Tempel, seine Residenz, sein Grab.

Konfuzius sagt: „Zeit, dass wir wieder auf’s Fahrrad kommen!“

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Eine typische chinesische Kleinstadt

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Nach so viel Sonnenaufgang und Almabtrieb, Pilgerschwemme und Fabellandschaft wird es Zeit für den Alltag.

Überhaupt, wie erging es uns denn seit dem Sonnentag in Qingdao?

Über den Tag mit dem Zugtransfer breiten wir einmal den Regenmantel. Am Vormittag sind wir noch bei bedecktem Himmel durch Qingdao spaziert, hatten leckere Nudeln in Laoshe-Park und einen ebenso leckeren Café an der Uferpromenade.

Kaum saßen wir im Zug, öffnete der Himmel seine Schleusen. In etwa, bis wir drei Stunden später wieder ausstiegen. Timing nennt man das, und ja, Timing ist eine Stadt in China. Wird nur „Taiming“ geschrieben, sind wir aber nicht daran vorbeigekommen.

Dann die Wanderung auf den Taishan, einen Tag hoch, den anderen runter, Muskelkater in Waden und Oberschenkeln. Wir sind eben Radler und keine Wanderer.

Dann endlich auf’s Rad!


(danke an Jörg für das Bild!)

Und heute dann die erste Etappe, erst 10 Kilometer durch die Stadt, durch im Entstehen begriffene Neubauviertel mit großflächigen Grünflächen. Besser gesagt, mit zukünftigen Grünflächen, wir erleben diese erst einmal als riesige Brachflächen mit viel Baustellenstaub.

Dann aber wird es grüner, ländlicher. Keine Autos hupen und stauben mehr und wir radeln 40 Kilometer durch Alleen, Felder, kleine Dörfer. Erleben, wie der Mais eingebracht wird.

Und beschließen den Abend dann mit einer Grillorgien im schicken Grillrestaurant, direkt neben dem Hotel. In Ningyang, einer „typischen chinesischen Kreisstadt“.

Sogar unser Fahrer hat uns inzwischen gefunden. Doch davon später mehr!

 

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