Schöne andere Seite

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Einmal um den Berg von Yangbi nach Dali bei schönstem Radwetter

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Vor zwei Jahren habe ich an dieser Stelle über die Schäl Sick von Dali geschrieben. „Schäl“ ist das Seitental auf der anderen Seite des Cang-Gebirges schon lange nicht mehr. Und bei strahlenden Sonnenschein ist die Tour von Shaxi nach Yangbi immer wieder eine der schönsten Etappen, die wir im Programm haben.

Am Tag darauf dann ein wenig Kontrastprogramm. Das enge Tal, das vom Erhai-See hinab zum Mekong führt, ist gerade einmal breit genug für die Autobahn, ein paar kleinere Siedlungen und die alte Burmastraße, auf der wir uns mühsam nach oben kurbeln.

Immerhin sind die Baustellenfahrzeuge, die uns noch vor zwei Jahren gequält haben, verschwunden, und mit ihnen auch der lose Sand. Nach zwei nicht unbedingt schönen, aber durchaus interessanten Stunden haben wir die Passhöhe und die Großstadt Xiaguan erreicht, vor zwanzig Jahren noch ein größeres Dorf, das nun das gesamte Südufer des Erhai umfasst.

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Danach sind es noch 17 Kilometer bis nach Dali, unserem Ziel. Die letzte kleine Anhöhe haben wir um 13:00 Uhr erreicht, feiern Michaels letzten Pass mit einem Gipfelbier und rollen dann entspannt – nein nicht ins Hotel – sondern in die Bakery 88 (leider ohne eigene Homepage!).

Streuselkuchen!!!

(Tracks folgen!)

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Buddhas bei die Affen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

In Shaxi und um Shaxi herum

Eigentlich wollte ich heute ja über Shaxi und das fantastische Hotel Laomadian schreiben. Vor allem über das tolle Essen!

Ehe ich die Kamera scharfstellen konnte, waren, für unsere sehr genügsame und aufmerksame Gruppe eher selten, die Teller leer.

Daher nur die Reste-Fotos. Bierflaschen sind glücklicherweise ja auch nach dem Konsum noch da.

Aber den kleine Luxus haben wir uns auch verdient! 500 Höhenmeter sind es bis zum Steinschatzberg! OK, wir habe diese im Auto bewältigt, aber wir haben ja auch immerhin fast 10.000 Höhenmeter in den Knochen.

Wie auch immer: Der Steinschatzberg zeigt sich von seiner schönsten Sonnenseite, und zum ersten Mal habe ich in immerhin 20 Jahren gutes Licht zum Fotografieren.

Vor 12 Jahren, als ich zum letzen Mal die Reise Südlich der Wolken geleitet habe, war ich noch geschockt, weil der authentische alte Tempel einem Neubau weichen musste. Nun kann keiner mehr den Unterschied erkennen. Chinesische Bauprojekte altern schnell, das kommt der kürzliche errichteten historischen Bausubstanz zugute!

Und der Tourismus boomt! Sehr zur Freude der lokalen Affenbande, die sich schon längst bis zum Parkplatz trauen und sich gerne auch mal am Proviant der Reisenden bedienen. Vor 20 Jahren konnte man noch froh sein, überhaupt einen Affen zu sehen. Heute sind sie überall und lassen sich kaum von den Touristenströmen stören.

„Don’t feed the monkey!“, steht an den Bäumen geschrieben. „Feed me, feed me!“, scheinen die Affen zu kreischen und treffen auf willige Ohren.

Dick sind sie geworden, die Primaten, und haben sich deutlich vermehrt. Da erschrickt sogar eine Yi-Frau in Tracht, und die haben normalerweise vor gar nichts Angst!

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Shigu Vista Social Club

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

90 km von Shigu nach Shaxi, Sonne, Gegenwind und Berge

Früh morgens, wenn die Sonne noch nicht ganz über die Berge gekrochen ist, trifft sich in einem Pavillon hoch über der Stadt der „Shigu Vista Social Club“. Die Musik ist einzigartig durch ihren bestechenden Variationen, die Leidenschaft und die Vielfältigkeit der Rhythmen. Aber seht und hört selbst:

Nun gut, da könnte selbst Wim Wenders keine Erfolgsgeschichte draus stricken. Aber immerhin: Die alten Menschen treffen sich, machen Musik und verdienen sich nebenbei noch ein wenig Geld. Denn der Pavillon liegt auf dem Gelände des Denkmals für die geglückte Überquerung des Yangzi durch die Truppen Mao Zedongs während des Langen Marsches.

Da kommt vor allem am heutigen Nationalfeiertag so mancher Revolutionspilger oder auch nur einfacher Tourist vorbei, hinterlässt eine kleine Spende für die Darbietung oder kauft die CD. So wie Rüdiger, der die Gruppen damit auslöst.

Denn wir haben noch viel vor heute!

90 Kilometer und mehr als 1.000 Höhenmeter stehen auf dem Programm, und nach einer kleinen Einrollphase entlang des Yangzi geht es auch gleich zur Sache. Aber unsere Muskeln sind inzwischen gut trainiert! Etwas ungewöhnlich ist nur der rege Verkehr, den ich auf dieser Strecke eigentlich gar nicht kenne. Aber klar: Es ist Nationalfeiertag und halb China ist mit der Privatkarre unterwegs. Bei der Mittagspause zeigt uns Xiao Ding, unser Fahrer, Bilder von Megastaus in den chinesischen Social-Media-Kanälen; Menschen, die zwischen Blechlawinen Ping-Pong spielen oder ihr Golfhandicap verbessern. Liebe chinesische Kollegen: Wie wäre es denn mit dem Fahrrad als Verkehrsmittel???

Wir kommen auf jeden Fall gut voran und rollen gegen 17:00 Uhr in Shaxi ein. Das Laomadian empfängt uns wie immer mit offenen Armen und entspannter Atmosphäre. Aber davon morgen mehr!

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Yangzi, Yangzi!

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

108 km von Tacheng nach Shigu. Perfektes Wetter!

Blöd, wenn man das Label „Perfekter Tag“ schon gebraucht hat. Daher für heute nur ein Foto, das alles aussagt. Wir haben es genossen!

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Paschas und Patriarchen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Ruhetag mit Bonbons!

Wenn es um Tiere geht, bin ich skeptisch. In Nepal, im Terai Nationalpark, verbrachte ich einmal zwei Stunden auf einem Elefanten-Rücken. „Chance to see a Pangolin: 70 Percent. Chance to see a tiger: 20 Percent! Chance to see an Elephant: 100 Percent!“

Auf dem Elefanten saßen wir, den haben wir gesehen und schmerzhaft gespührt, aber ansonsten kein Tiger und kein Ameisenbär. Nur ein paar Vögel und richtig große Ameisen, rot und fett. Aber dafür fahre ich nicht nach Südnepal!

Heute also Goldhaaraffen. Vor ziemlich genau 15 Jahren traf ich in Zhongdian ein Reporter-Team der Geo. Der Journalist frustriert, weil sein Auftrag war, über die mangelhaften Koservationsbemühungen der Chinesen zu berichten. „Alles perfekt!“, erzählte er mit hängenden Mundwinkeln. Die Chinesen machen, was die Bewahrung seltener Spezies angeht, einen super Job. Der Fotograph klagte derweil über schlechte Witterungsbedingungen.

Wir können nur festhalten: Den Goldhaaraffen geht es gut, sie sagen gerne auch mal auf zwei Meter Entfernung guten Tag und das Wetter war für uns Amateurknipser perfekt!

Nur der Pascha machte sich rar und scheucht lieber Artgenossen über die Bäume!

Den buddhistischen Patriarchen bekamen wir auch nicht vor die Linse, auf dem Berg mit phantastischer Aussicht wurde mehr gebaut als gebetet.

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Der perfekte Tag

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

86 km von Weixi nach Tacheng. Fabelwetter!

Beim Blick aus dem morgentlichen Hotelzimmer bin ich skeptisch. Es nieselt leicht, der Himmel ist verhangen.

Aber da: Ein Stück blauer Himmel. Also hänge ich mich beim Frühstück weit aus dem Fenster. Das wird ein wunderbarer Tag, postuliere ich, und die Gruppe hängt sich mental in den Himmel und nickt skeptisch.

Glück gehabt: Es wird ein strahlender Tag, mit blauem Himmel, kaum Wind, Temperaturen um die 25 Grad (etwas 20 Grad auf der immerhin fast 3.000 Meter hohen Passhöhe!). Wir genießen die 900 Höhenmeter, die wir uns nach oben schrauben, zelebrieren unseren letzten hohen Pass mit einem Gipfelbier und rollen dann entspannt auf Flüsterasphalt nach unten. 40 Kilometer, 1.000 Höhenmeter. Ohne zu bremsen! Einfach nur geil!!!

Dann wird die Straße enger und wir nähern uns dem Yangzi. Vor zwei Jahren logierten wir hier im Damo Hotel, simpel aber gut. Das machen wir wieder, nur dass es diesmal mehr als simpel und mehr als gut ist! Zum Abendessen gibt es zwar keine Wespenlarven, wie vor zwei Jahren (leider ausverkauft!), aber immerhin Butterpilze und Schweinehack im Eimantel, frittiert. Wir können also kein Haar in der Suppe finden!

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Das Hämmern in unseren Köpfen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

138 km von Cizhong nach Weixi. Und dann ein Ruhetag zum Mondfest!

Aus meiner Studienzeit in Peking bin ich das gewohnt: Gebaut wird vor allem nachts. Auch gerne die lärmintensiven Bauabschnitte. Auf jeden Fall hämmert bis spät in die Nacht der Bautrupp an der zwei Kilometer entfernten Hochbrücke über den Mekong. Das Hämmern in unseren Köpfen. Ist gegen zwei Uhr vorbei. Himmlische Ruhe herrscht über dem Mekong-Tal. Und obwohl wir am Abend auf das angepriesene Huhn verzichtet haben, kräht ausnahmsweise, wie sonst in China auf dem Land üblich, kein Hahn um 5 Uhr früh. Glück gehabt!

Es wird gebaut, im Mekong-Tal. Zwei Staustufen sind geplant, auf dem etwas 30 Kilometer langen Abschnitt von Cizhong flussabwärts. Für uns heißt das: Baustellenverkehr, Matsch auf der Straße und einige faszinierende Einblicke in die chinesische Baulogistik:

Hinter der zukünftigen Staumauer wird es dann ruhig, das Tal lieblich und der Verkehr sporadisch. Im kontanten Auf-und-Ab geht es das Tal hinunter, meist mit Gegenwind, aber dennoch recht flüssig. Die eigentlich geplante Zwischenübernachtung auf halber Strecke schenken wir uns und fahren einen Ruhetag in Weixi heraus. Bis wir dort sind, erwartet uns ein 30 Kilometer langer Schlussanstieg. Durchschnittlich 5 Prozent, also fahrbar, mit dem einsetzenden Rückenwind sogar recht angenehm. Gegen 18:30 sind wir dann in Weixi und stoßen mit dem obligatorischen Schmutzbier auf die längste Etappe der Tour an.

Der Ruhetag plätschert dahin, wir waschen Wäsche, schreiben Mails und spazieren durch Weixi, eine, wie wir im Katalog schreiben würden „typisch chinesische Kleinstadt“.

Nach dem Abendessen beglückt uns die Restaurant-Chefin mit einem selbstgebackenem Mondkuchen.

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Im Magen sehr solide! Es wird Zeit, dass wir morgen wieder auf die Räder kommen! 800 Höhenmeter warten auf uns.

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P.S. Der Track ist leider unvollständig, weil Garmin GPS-Geräte herstellt, die mehr Bugs als Funktionen haben. Mein GPS spinnt eigentlich seit Kauf, jetzt setzt es langsam, pünktlich zum Ablauf der Garantiezeit, fast komplett aus. Dringende Empfehlung: Garmin-Geräte vermeiden, falls es Alternativen gibt (was leider nicht der Fall ist!)

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Schneller als die Sonne

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

73 km von Deqin nach Cizhong. Endlich Regen…

Vielleicht waren wir einfach zu leichtsinnig!

Anton, unser Wetterfrosch (während ich das schreibe, fällt mir zum ersten Mal die Ähnlichkeit zu Elmar Gunsch auf!) postulierte gestern Abend mal wieder „es könne ja gerne die ganze Nacht durch regnen!“. Hat es dann auch getan. Am Morgen dann noch ein paar Tropfen und dann sich ständig besserndes Wetter.

In wilder Schussfahrt geht es hinab zum Mekong, 1.200 Höhenmeter auf 20 Kilometern. Gerade, als wir das Mekong-Tal erreichen, bricht die Sonne durch die Wolken. Unsere Augen glänzen. Alles gut!

Zu früh gefreut!

Erst bläst uns ein Orkan entgegen, der selbst den Gegenwind auf der „längsten Abfahrt der Welt“ auf dem Friendship Highway zwischen Lhasa und Kathmandu in den Schatten stellt. In seinem Sog zieht er eine Regenfront mit, die es in sich hat. Wie Nadeln treffen uns die Regentropfen. Innerhalb von wenigen Minuten sind wir pitschnass. Immerhin, der Wind lässt nach!

Nach einer guten Stunde ist der Spuk vorbei, und die Sonne zeigt sich. Hält immer gut zwei Kilometer Abstand von uns.

„Schnell, bevor die Sonne uns erreicht!“, rufe ich Anton zu, als ich ihn überhole. Anton lacht, hält an und macht ein Foto vom sonnendurchflutenden Mekong-Tal, zwei Kilometer entfernt, im Norden.

Irgendwo zwischen Sonne und Regen erreichen wir Cizhong.

Der Küster sei gerade weggefahren, erzählt unser Herbergsvater und telefoniert dem Schlüssel der Kirche hinterher, wegen der wir nach Cizhong gekommen sind.

Die Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und 2003 restauriert. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Papst Gregor XVI die Tibet-Mission auf den Weg gebracht und in den nächsten Jahrzehnten 44 Missionare auf ein im Wortsinne religiöses Himmelsfahrtskommando geschickt. Weniger als die Hälfte der Missionare überlebten, fielen unbekannten Krankheiten, Banditen und lokalen Intrigen zum Opfer.

Der tibetischen Theokratie waren die Eindringlinge ein Dorn im Auge, vor allem, als diese anfingen, Land aufzukaufen und an leibeigene Bauern zu verschenken. Mit dem Bau der Schmalspureisenbahn Haiphong-Kunming und der damit verbundenen Ausweitung des französischen Einflusses auf Yunnan pilgerten Anfang des 20. Jahrhunderts weitere Missionare in den Südwesten Chinas. Vor allem im Mekongtal konnten sich einige der Priester eine Basis schaffen und erlangten durch ihr soziales Engagement den Respekt vor allem der einfachen Leute.

Neben der Kirche in Cizhong entstanden entlang des Mekong in dieser Gegend 13 weitere Gotteshäuser. Nur wenige sind heute noch erhalten, jedoch eilt keiner der anderen Kirchen ein vergleichbarer Ruf voraus. Oft sind es einfache Backsteinhäuser ohne nennenswerte Dekoration.

Unser Herbergsvater streckt den Daumen nach oben und begleitet uns zur Kirche. Immer wieder ein Erlebnis!

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Männer, die auf Berge starren

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Tagesausflug zum Feilai Si

Der Kawa Karpo. 6.740 Meter hoch. Ein Turm über dem Mekong-Tal, das er fast 5.000 Meter überragt. Ein scheuer Geselle, der heilige Berg. Eine Gruppe tibetischer Pilger verbeugen sich gen Nebelwand. Da muss er sein, der Berg, der heilige, den die Pilger so verehren und selbst hinter einer Wolkenwand sicher verorten.

Ich habe ein Deja-Vu! Vor zehn Jahren, zusammen mit Andreas, warteten wir schon einmal auf die Berggottheit, auf das sie sich entkleidet:

Über dem Tal thront das Kawa-Karpo-Massiv, dessen höchster Gipfel, der Kagebo, 6.740 Meter hoch ist. Direkt gegenüber, auf der diesseitigen Seite des Mekong markieren eine Gruppe von acht Stupas und eine Ansammlung von Teehäusern einen luftigen Aussichtspunkt, der einen unverstellten Blick auf den Kawa Karpo verspricht. (…) Eine dichte Wolkendecke verhüllt das Kawa-Karpo-Massiv, auch der Mekong ist zwar als entferntes Rauschen zu hören, aber leider nicht zu sehen.

Das scheint wohl öfter der Fall zu sein, da entlang der Straße ein gutes Dutzend hölzerner Teestuben mit Aussichtsterrasse für auf klares Wetter wartende Reisende einfache Speisen und heißen Tee anbieten. Wir machen es uns am Fenster einer der Teestuben gemütlich und bestellen eine Kanne halbfermentierten Oulong-Tee und ein paar Snacks. Alle paar Minuten beugt sich einer von uns aus dem Fenster und spät nach einem Wolkenloch. In der Zwischenzeit füllt die Bedienung immer wieder unsere Teekanne. Der zweite Aufguss – dichte Wolkendecke. Der dritte – aus einer Wolkenlücke lugt eine Bergspitze hervor. Der vierte – die Sonne bricht durch die Wolkenwand und der Mingyong-Gletscher ist in gleißendes Licht getaucht. Das schneebedeckte Kawa-Karpo-Massiv ist nun gut sichtbar. Nur vor dem Kagebo hängt noch eine Wolkenwand. Der fünfte Aufguss. Ein kleines Wölkchen noch! Zieht das nicht gerade nach oben? Wir starren gebannt aus dem Fenster. Der Tee drückt auf die Blase. Nicht jetzt! Ein kleiner Windstoß noch! Nach weiteren fünf Minuten Warten entspannen wir uns wieder, bestellen nun jeder ein Bier, eine Portion frittierten Yakschinken und ein paar Erdnüsse und geben auf. Tatsächlich ziehen weitere Wolken vor den Kagebo, und dann kündigt sich die einbrechende Dämmerung an. Wir zahlen, wuchten unsere Knoblauch-Teewasser-Yakschinken-Bierbäuche auf die Fahrräder und werfen auf der Rückfahrt noch einmal einen Blick ins Mekong-Tal. Nebel! Oder Wolken? Der Fluss muss jedenfalls noch bis morgen warten!

Nun, so ähnlich war es auch heute!

Gebannt starrten wir auf das Bergmassiv, riefen uns zu, wenn wieder ein Stück blauer Himmel zu sehen war.

Aber der Berg blieb schüchtern.

Man kann nicht alles haben!

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Serpentinen!

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Königsetappe von Benzilan nach Deqin. Zwei wunderbare Tage mit drei 4.000er-Pässen

Die Etappe von Benzilan nach Deqin ist einer der Gründe, warum ich die Tour „Die Oberen Schluchten des Yangzi“ noch einmal machen wollte.

2005 auf Erkundungstour zusammen mit Andreas sind wir den Pass ein Drittel hochgefahren, haben dann angesichts der fehlenden Asphaltdecke und 50 Kilometern bis zum Gipfel einen Transport organisiert und sind dann vom letzten Pass nach Deqin abgefahren.
Die Geschichte dazu gibt es hier: Ein Bus namens Wanda

2013 stand ich aus eigener Kraft auf der letzten Passhöhe, bin 5 Kilometer abgefahren und dann zum Rest der Gruppe ins Auto gestiegen, weil es zu spät wurde.
Nachzulesen unter: Auf den Spuren von Wanda

Nun würde ich schon gerne einmal die ganze Strecke mit dem Rad absolvieren. Habe aber wie jedes Mal einen Heidenrespekt vor der Tour. Diesen Teile ich mit meinen Mitradlern. Als wir in Benzilan unsere Räder aufsatteln, meine ich ein dreistimmiges mentales Seufzen zu hören, von Anton, Michael und Rüdiger. Doch die vorsichtige Skepsis weicht schnell einer freudigen Zuversicht! Das Wetter zeigt sich von der besten Seite, obwohl es einen Tick zu heiß ist. Aber das ist Krise auf höchstem Niveau!

Wie die Nähmaschinen schnurren wir über die Serpentinen, hinauf zum ersten Stopp, der „Großen Biegung des Yangzi“. Die „Erste Biegung des Yangzi“ war als Name schon vergeben und schwer ideologisch belastet (mehr dazu in einer Woche!), blieb wohl nur noch „Die Allererste Biegung des Yangzi“ als unzureichende Alternative. Die „Große Biegung des Yangzi“ also. Wie auch immer: Höchst spektakulär!

Ein paar Kilometer weiter erwartet uns dann im Dongzhulin-Kloster eine weitere Inkarnation eines Bundeswehr-Spießes in tibetischer Mönchsrobe (s. Balagezong, Balagezong). „Zusammenbleiben! Keine Fotos!“ ruft er ohne Pause, bis mir höflich der Kragen platzt und ich ihn entsprechend darauf hinweise, dass er als buddhistischer Mönch doch ein wenig Gelassenheit an den Tag legen sollte. Xiao Luo, die Frau unseres Begleitfahrers, eigentlich eine Seele von Mensch, legt dann noch nach und fragt den Mönch Löcher in den Bauch. „Was, ihr esst Fleisch? Dürft ihr das denn als Mönche?“

Wie auch immer, wir genießen den Klosterbesuch und treten frohen Mutes in die Pedalen. Rüdiger so froh, dass die Kette reißt. Warum meine Kettenschlösser tief im Koffer vergraben sind, weiß ich nicht, vielleicht ein Anfall von Optimismus. Als ich sie dann endlich im hintersten Eck meines Gepäcks gefunden habe, ist die Kette schnell repariert. Der Berg ruft!

Und der Ruf des Berges ist laut! Eigentlich hatten wir eine Übernachtung in Shusong geplant, da gibt es ein tibetisches Guesthouse, das sich auf Reiseradler auf dem Weg nach Lhasa spezialisiert hat. Sah im Internet schick aus, ist real aber eher hip als sauber. Xiao Ding und Xiao Luo, unsere Begleitmann- und frauschaft entdecken ein Werbeplakat für eine neue Unterkunft vier Kilometer entfernt. Rufen an, es gibt Zimmer! Ich schicke die beiden mit dem Auto vor und warte auf die Gruppe. Als die drei in Shusong ankommen, fängt es an zu regnen. Vielleicht doch eine Nacht bei Hip und Dirty?

Glücklicherweise ruft Xiao Luo an und gibt grünes Licht. „Tolle Unterkunft!“, sagt sie. „Schau mal nach oben, ich winke Euch zu!“

Ich sehe keine Xiao Luo winken, nur ein Gebäude, hoch oben am Berg, zwischen Nebel und Regenwolken. Ein Blick auf meine Mitradler.
Ein offenes Wort.
Wollen wir es wagen?

Wir wollen. Der Regen ist intensiv, aber immerhin warm. Erstaunlich auf fast 2.800 Metern Höhe. Als mein GPS annähernd 3.200 Meter anzeigt, hört der Regen fast auf. Sechs Kilometer sind wir im strömenden Regen geradelt und die Erwartungen sind hoch. Hat es sich gelohnt?

Auf jeden Fall! Vor allem für das reichliche Abendessen aus eigenem Garten und Stall, alles Bio, wie mir die Chefin versichert!

In der Nacht öffnet der Himmel seine Schleusen. Am Morgen hängen die Wolken noch tief, aber es ist trocken und angenehm frisch. Wir sind froh, die Etappe um 15 Kilometer und 400 Höhenmeter abgekürzt zu haben. Gegen 14:30 Uhr stehen wir dann auf dem letzten von drei 4.000er-Pässen. Die Wolken brechen auf, die Sonne taucht die Berge in ein unwirkliches Licht. Es gibt Gipfelbier und Gipfelschnaps. Auf der Passhöhe treffen wir ein Pärchen aus Jena. Mit Wohnlastwagen. Auf dem Weg nach Singapur. Das beeindruckt auch eine tibetische Reisegruppe, die uns zur ausgedehnten Fotosession lädt. Die zwei holländischen Motorradfahrer waren da schon abgefahren.

Auch wir lassen es nach einer Stunde auf der Passhöhe rollen, fahren durch eine Märchenlandschaft und bremsen alle paar Meter, um Fotos zu machen.

„Gegenanstieg kurz vor Deqin!“, hatte ich die Gruppe vorgewarnt. Nix da! Der Tunnel kurz vor Deqin, schon 2005 bei unserer Erkundungstour im Bau, ist nun endlich fertig! Kürzt die Strecke um 10 Kilometer und 200 Höhenmeter ab. Bei allem Puritanismus und Radenthusiasmus: Die Einladung nehmen wir an! Zumal der Tunnel gut beleuchtet ist.

Am Abend sitzen wir dann in dem Restaurant, das uns auch schon vor zwei Jahren begeistert hat. Der Sohn der Chefin hat den Laden inzwischen übernommen. Lecker ist es immer noch!

Strecke 22.09.2015. Benzilan – Shusong

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Strecke 23.09.2015 Shusong – Deqin

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