Über alles erhaben

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Stadtbesichtigung.

Welche Attraktion in Shanghai nicht fehlen darf ist der Yu-Garten – eine verhältnismäßig kleine Gartenanlage im Herzen von Shanghais Altstadt, die ursprünglich noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Trotz der kleinen Fläche schafft es der Garten geräumig zu wirken, indem er verwinkelte, kleine Einzelteile aufgeteilt wurde. Als wäre er extra für den großen Besucheransturm erbaut, fühlt man sich hier nie erdrückt von den Massen und man findet überall noch eine kleine gemütliche Ecke um etwas die Seele baumeln zulassen.

Um den Yu-Garten befindet sich ein riesiger Andenken- und Touri-Krams-Markt, dass alles zu bieten hat, was ein Tourist sich wünscht. Leider sind wir ja gerade erst angekommen und waren noch nicht vom Souvenir-Kaufrausch ergriffen. Also zielten wir einen anderen Markt an: der Pflanzen- und Tiermarkt. Dieser war etwas unscheinbar in einer kleinen Halle untergebracht und hatte unter anderem, Katzen, Vögel, Hamster, Eichhörnchen, Schildkröten, Fische, Blumen vor allem eines zu bieten: Grillen! – Kampfgrillen, um genauer zu sein. Der Züchter testet immer wieder seine Exemplare auf Beweglichkeit und Aggressivität und teilt diese dann in Kategorien ein. Mit diesen werden dann in kleinen Arenen Kämpfe veranstaltet und gewettet was das Einkommen hergibt. Eine normale Grille kostet um die 10 Yuan. Aber für echte Gladiator-Grillen ist der Preis nach oben offen.

Ein kleiner Abstecher noch in den nahegelegenen Antiquitätenmarkt und es hatte sich für uns für den Tag ausgemarktet. Wir erholten uns von dem ganzen Überangebot im Fuxing Park und schauten der älteren Generation bei dem zu, was man eben in dem Alter in China im Park so macht: Chineisches Schach/Mahjong/Go spielen, Teetrinken, Musizieren, Tanzen, Diabolo spielen, Drachen steigen…

Für den Abschied von Shanghai haben wir uns das Beste zum Schluss aufgehoben und gingen auf die Aussichtsplattform des World Financial Center Shanghai, dem höchsten Hochhaus Chinas und schauten zu, wie die Sonne im Dunst der Stadt verschwand und künstliche Beleuchtung allmählich eingeschaltet wurde um das Gesamtbild der Shanghaier Skyline zu bilden. Um Punkt 7 kam als allerletztes der krönende Abschluss, als die Perle des Orients (Shanghaier Fernsehturm) sein farbenfrohes Lichtspiel anschmiss. Ein Anblick, der vor allem von oben Assoziationen mit Phillip K. Dick-Stadtbilder auf LSD hervorruft. Wir gönnten uns wieder einmal ein kleines 40-RMB Bier und stießen auf den „Höhepunkt“ unseres Lebens an (474 m).

Mit der Fähre ging es dann zurück Richtung Hotel. Vorher natürlich noch das obligatorische Abendmahl um dann anschließend gemütlich in die Federn zu plumpsen.

Print Friendly, PDF & Email

Legaler Kinderhandel

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Ankunft.

Nach einer leicht strapaziösen Reise, einem verpassten Flugzeug-Frühstück und einem vermissten Koffer treffe ich endlich am Shanghai Pudong Airport auf Martin, mit dem ich vorerst das 2er Team bilde und durch das Yangzi-Delta fahren werde.

Wir entschlossen uns mit der Magnet-Schwebebahn (man vertraut auf deutsche Siemens-Technik) in die Stadt zu fahren. Leider erwischten wir den Zeitrahmen, indem die Bahn nur mit läppischen 300 km/h daher tingelt. Das 430 km/h Zeitfenster hatten wir leider verpasst. Weiter ging es dann mit dem Taxi (VW natürlich… wieder die gute deutsche Technik) zum Hotel.

Was macht man bloß in Shanghai? Richtig, man geht als allererstes direkt zum Bund (auf den/die/das Bund?? Ich weiß es immer noch nicht grammatikalisch korrekt zu benutzen) und begutachtet DAS China-Bild der 2000er Jahre. Auf der einen Seite des Haungpu-Flusses stehen die alten Pracht-Kolonialbauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts der damaligen Kolonialherren, wie Zollhaus, Banken, Schifffahrtsgesellschaften etc. Und auf der anderen Seite präsentiert China seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit modernen Hochhäusern und einem Fernsehturm, wie aus den Sciencefiction Filmen der 90er Jahre. Die Symbolik hier beißt einem geradezu in die Augen. Hinzu kommt, dass auf jedem der Kolonialbauten die chinesische Flagge weht, als wollten sie alle stets daran erinnern, dass sie nun ihre eigenen Herrscher über den Handel und die Finanzen sind. Stimmt ja auch…

Anschließend einen Spaziergang durch die Haupteinkaufsstraße Nanjinglu und zu unserer ersten kulturellen Kuriosität, dem Hochzeitsmarkt im Volkspark (Renmin Gongyuan). Hier treffen sich Eltern von Kindern in heiratsfähigem Alter, die der Meinung sind ihren Kleinen bei der Partnersuche unter die Arme greifen zu müssen. Auf Schirmen sind die Steckbriefe der Kandidaten angeheftet mit Grundinformationen wie Name, Alter, Größe, Gewicht, Sternzeichen, Beruf, etc. Aber der wichtigste Punkt ist wohl das Einkommen. Wenn das nicht stimmt, braucht man auch gar nicht erst anfragen. Das Alter der Kandidaten reicht von Anfang 20 bis Ende 50. Aber bei dem Aufgebot muss doch für alle was dabei sein, sollte man meinen. Die Kinder selber fragt natürlich keiner. Ein interessanter aber auch etwas trauriger Einblick.

Ein Ankunft-Bierchen gönnten wir uns in Xintiandi. Ich übersetze das mal sehr frei (mit einem leichten Unterton) mit Brave New World. Hier wurden alte Shanghaier-Häuser (Shikumen) renoviert und zu einem, wie Martin sagt, Bierdorf, umgewandelt, indem Restaurants, Bars und Boutiquen für die süper-chics zu finden sind. Mit einem Gefühl leicht deplatziert zu sein, schlürften wir unser kleines 40-RMB Bier aus und fuhren zu einem Kungfu-Restaurant für unser erstes chinesisches Abendmahl… ein ganz erfolgreicher Einstieg in Shanghai würde ich mal sagen.

Print Friendly, PDF & Email