Von Altstadt zu Altstadt

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Von Manchuan nach Shuhe – über die letzten Bergrücken des Qinling-Gebirges bis hinunter an den Han-Fluss

Die historischen Altstädte scheinen in China nur so aus dem Boden zu sprießen. Bis heute früh waren wir noch in Manchuan mit seinen alten Gildenhäusern, gleich 10 km weiter folgt Shangjin am Wegesrand und am Ende unserer Fahrt, wenn wir Shuhe erreichen, wird neuerdings Ähnliches angeboten. Wir sind zwar gerade erst richtig in Schwung gekommen und haben soeben die Provinzgrenze nach Hubei passiert, aber den Stopp in Shangjin lassen wir uns trotzdem nicht entgehen. Hinein durchs Westtor und dann ein Blick von der alten Stadtmauer in die Hinterhöfe und anschließend durch die „Stadt“ zurück. Zu sehen gibt es neben der Stadtmauer alte Lehmhäuser und eine kleine katholische Kirche und alles ist im Gegensatz zu Manchuan noch nicht so offensichtlich für den Tourismus hergerichtet.

Wir folgen noch ein wenig weiter dem Tal und dem Fluss und biegen schließlich in ein Seitental ab, das uns hinauf zum Pass führt. Bisher haben uns als typisches Bild vor allem die Maisfelder begleitet, aber ab jetzt kommt nun auch der Reis mit dazu. Es ist Erntezeit und die Felder liegen in einem kräftigen Gelb unter uns und wechseln sich mit dem Grün von Bäumen, Gemüse- oder Maispflanzen ab. Auf der anderen Seite des Passes geht es ähnlich weiter. Nach einer schnellen Abfahrt biegen wir in ein neues Seitental mit einer kleinen Betonstraße, auf der man gut die täglichen Arbeiten der Bauern während der Erntezeit beobachten kann. Nach gut 30 km erreichen wir schließlich den Han-Fluss, der als größter Zufluss in südöstlicher Richtung dem Yangzi zustrebt.

Nur noch ein Stückchen weiter entlang des Han-Flusses und wir erreichen Shuhe, das sich intern bereits einen ziemlich miserablen Ruf erworben hat. Auch bei den Teilnehmern unserer Tour gewinnt Shuhe keinen Schönheitspreis. Mit seinen auf Betonstelzen stehenden und an die steinigen Ufer des Han-Flusses gepressten Wohnblöcken vermittelt es einen recht trostlosen Eindruck. Xiao Yang hat ein neues Hotel ausfindig gemacht, welches wir heute mal antesten und die Chefin lässt es sich nicht nehmen, uns gleich noch durch die „alten“ Gassen zu führen, die praktisch gleich hinter unserem Hotel beginnen. Wir können also hiermit die Existenz einer weiteren Altstadt in Shuhe bestätigen, die im Wesentlichen aus einigen wiederhergestellten Gildenhäusern besteht – eine Mischung aus Klub und Andachtsstätte, im vorderen Teil die Bühne und im hinteren Teil der Tempel. Was außerdem noch auffällt, ist die häufige Verwendung von Schiefergestein beim Bau. Geht man noch ein bisschen weiter, entdeckt man sogar noch ein paar alte Häuser, ganz aus übereinandergelegten Schiefersteinen gebaut. So hatten wir in der trüben Stadt doch noch einen ganz netten Spaziergang und auch noch ein paar nette Begegnungen mit Mensch und Tier, wie sich auf den Fotos erkennen lässt.


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Die ausländischen Freunde

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Von Shanyang nach Manchuan – 60 km Einrollen für 6 km Anstieg in der Mittagshitze, dann 20 km Ausrollen bis zum Ziel

Heute morgen stehen wir zeitiger auf, damit wir noch in Ruhe etwas von der Altstadt in unserem Zielort Manchuan, einem alten Handelsflecken mit langer Geschichte und einer kürzlich wieder instandgesetzten Altstadt zu sehen bekommen. Der Himmel ist noch recht trüb heute früh und Xiao Yang verkündet schon mit besorgter Miene, dass es heute Nachmittag noch regnen könne. Aber nichts da – wir segeln den ganzen Vormittag mit ständigem leichtem Gefälle ein ruhiges Tal hinunter und nachdem wir in einem kleinen Dorf an der Straße unsere Mittagsrast gemacht haben, kommt die Sonne hervor und heizt uns auf unserem heutigen Anstieg mächtig ein.

Es ist Erntezeit und die Fahrt ist recht kurzweilig, denn es gibt viel zu sehen unterwegs. Im Gegenzug unterhält dafür Elly beim Mittagstisch die Kinder mit ihrem Handy. Nach einer erstklassigen Serpentinenabfahrt geht es mit Karacho in das Tal auf der anderen Seite des Passes hinein und die letzten Kilometer bis nach Manchuan sind schnell zurückgelegt. Das Timing stimmt und es ist noch ausreichend Zeit für einen Bummel durch die Altstadt, wo es u.a. verschiedene Gildenhäuser und zwei Theaterbühnen zu sehen gibt. Manchuan befand sich schon immer in einer Grenzregion und das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen des Nordens und des Südens wird hier z.B. durch beiden Theaterbühnen symbolisiert, die in jeweils unterschiedlichen Stilen gestaltet sind.

Als nichtchinesischer Tourist im Reich der Mitte fällt man grundsätzlich in die Kategorie der 外国朋友, der „ausländischen Freunde“ und rückt insbesondere in weniger frequentierten Gegenden schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Häufig wollen dann Erinnerungsfotos geschossen werden und bald ist man wieder entlassen. Manchmal wird man aber auch zum Essen eingeladen und dann kann es etwas länger dauern, wie wir schon erlebt haben. Der Ort Manchuan soll für den Tourismus auf Vordermann gebracht werden und auch für solche Zwecke sind die ausländischen Freunde gern gesehen und so bekamen wir vor zwei Jahren auf der gleichen Tour eine Gratisführung durch die Altstadt von der örtlichen Parteisekretärin, begleitet von einem Fernsehteam. Das Ergebnis lässt sich jetzt in der Tourismusbroschüre von Manchuan anschauen.

Auch der Wirt unseres Restaurants lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, ausgiebigst Fotos mit uns und der Familie zu machen und die Nachbarn schauen auch gleich noch mit vorbei. Er hatte schon mehrfach Gruppen von China By Bike zu Gast und zeigt uns stolz sein Fotoalbum, wo diese sich in würdiger Gesellschaft mit dem stellvertretenden Provinzchef wiederfinden. Fast haben wir Mühe uns loszueisen und endlich wieder ins Hotel zu kommen. Mittlerweile sind wir doch alle schon etwas müde. Nur noch eine kleine Tanzeinlage auf dem Platz vor dem Hotel, dann fallen wir ins Bett.

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Nichts kann uns aufhalten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Fahrt von Shangluo nach Shanyang bei wechselnder Bewölkung – 30 km hinauf, 30 km herunter

Nichts kann uns aufhalten – nicht mal ein Erdrutsch. So ungefähr sollte ich das hier wiedergeben. Stimmt aber auch. Kaum haben wir die letzten Häuser von Shangluo hinter uns gelassen, stehen wir auch schon wieder. Über die Straße ist eine Mauer gebaut, mit einem blauen Tor drin. Hier ist unübersehbar geschlossen. Dahinter ist die Straße auf einer längeren Strecke unter einem Stück Abhang verschwunden. Etwa 200 m weiter oben steht ein Bagger auf einem Felsvorsprung und baggert sich seinen Standplatz weg. Große Felsbrocken poltern zu Tal. Xiao Yang steht auch schon da und telefoniert mit einem Kumpel aus der Stadt. Da sei wohl nichts zu machen, meint er und wir müssten mit dem Auto eine Umfahrung über die Autobahn nehmen, was außerdem bedeutet, dass wir zweimal fahren müssen, weil nicht alle Platz haben. Xiao Yang packt gleich an und schnappt sich ein Rad, um es auf den neuen Heckgepäckträger zu wuchten. Daraus entwickelt sich etwa folgender Dialog:

Chinese: Ok, wir packen die Räder rauf. Komm hilf mir mal.
Deutscher: Na warte mal kurz. Wir gucken uns das lieber erstmal an. Wie macht man das überhaupt fest?
Chinese: Oh. Das weiß ich auch nicht. Hab ich vergessen. Na wir tun‘s erstmal rauf.
Deutscher: Hmm, gibt’s nicht ne Bedienungsanleitung dazu? Dann könnten wir mal nachsehen.
Chinese: Ja schon, aber hab ich vergessen. Irgendwie mit den Bändern hier. Wir probieren das einfach mal.
Deutscher: Hmm, also gut, probieren wir’s mal…

Das mit dem Probieren funktioniert dann auch tatsächlich und es war auch gar nicht besonders kompliziert. Das erste Rad ist schon fast befestigt, als sich plötzlich eine neue Möglichkeit auftut. Ein Mann aus dem Dorf sagt uns, dass die Straße nur an dieser Stelle gesperrt ist und man das aber umgehen kann, wenn man über die kleine Brücke gleich nebenan geht und dann dem Fußpfad an der Staumauer entlang folgt. Es wäre ganz einfach zu finden und er muss auch gleich da lang. Nur die Räder müsse man tragen. Da wir alle keine richtige Lust auf Autofahren haben, schicken wir Xiao Yang alleine auf die Autobahn und nehmen den Weg über die Brücke. Zu Beginn kann man noch fahren, bald schieben wir aber und zu guter Letzt müssen wir unsere Räder dann tragen. Radfahren und Wandern hatten wir schon jetzt wird es also zur Abwechslung mal Rad-Wandern. Als wir uns unterhalb der Staumauer vorbeimühen sind wir recht froh, dass uns die Bauern behilflich sind und auch dass offenbar gerade Niedrigwasser herrscht und die Staumauer geschlossen bleibt.

Danach haben wir die Straße erstmal ein Stückchen für uns alleine und können in aller Ruhe den Anstieg bis zum einzigen Pass heute beginnen. Es folgen 30 km Abfahrt bis zum Hotel, ein kurzes Erfrischungsgetränk und dann geht es gleich nochmal los auf einen kurzen Ausflug zu einer alten Pagode aus der Tangzeit, die sich ganz in der Nähe befindet. Die wird aus allen erdenklichen Richtungen abgelichtet, außerdem entdecken wir noch ein paar versprengte Terrakottakrieger, die hier hinter Schloss und Riegel gebracht wurden und genießen die Aussicht über die Stadt. Am großen Platz vor dem Hotel finden wir einen ganze Reihe von merkwürdigen Spielzeuggefährten, die auf willige Benutzer warten und aussehen wie Strandkörbe mit überdimensionierten Rädern. Leider ist mir die korrekte Bezeichnung unbekannt, aber ich fände Rollatoren ganz passend, wenn der Begriff nicht schon vergeben wäre. Wir probieren also mal einen aus und im Nu sind auch die anderen alle ganz plötzlich besetzt. Man möchte uns wohl ganz gerne noch eine Weile länger dabehalten, was wahrscheinlich den Tagesumsatz um 500 % steigern würde, aber wir wollten noch nach etwas Gegrilltem Ausschau halten, nachdem uns das gestern nicht vergönnt war. Also verabschieden wir uns vom Platz des Volkes und machen uns auf den Weg zum Nachtmarkt, wo wir dann auch schließlich fündig werden.

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Auf Umwegen durch die Berge

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Die Einfahrt ins Qinling-Gebirge nach Luonan und am nächsten Tag weiter nach Shangluo

Der heutige Tag soll diesmal nur ganz kurz zusammengefasst und stattdessen von den gestrigen Ereignissen berichtet werden. Heute stand mit 44 km eine recht kurze Strecke auf dem Programm, die wir bei bedecktem Himmel und mittlerweile etwas kühleren Temperaturen zurückgelegt haben. Aufgrund einer geplanten Straßenerweiterung sind zwar große Teile der Strecke noch im Bau, das hat uns aber nicht allzu sehr gestört und wir hatten eine gemütliche Fahrt bis nach Shanyang, wo wir noch einen Nachmittagsspaziergang zur lokalen Marktstraße und durch die Stadt angehängt haben.

Gestern hatten wir uns vom Fuße des Huashan aufgemacht und sind direkt hinein ins Qinling-Gebirge geradelt, was einen ersten längeren Anstieg von ca. 30 km mit sich brachte. Der vorausgesagte Regen blieb uns glücklicherweise erspart und der trübe Himmel wurde zwischenzeitlich sogar etwas freundlicher. Machte das Tal im unteren Teil mit den alten Kraftwerken und dem LKW-Verkehr noch einen etwas düsteren Eindruck, so kam nach einiger Zeit doch die Sonne hervor und es zeigten sich die umliegenden Bergspitzen.

Wir machen gerade zur Dritt eine kurze Trinkpause, als ein Herr mittleren Alters aussteigt – Typ bäuerlicher Geschäftsmann – und auf uns zu kommt. Sicher sieht man nicht so oft Ausländer hier und es interessiert ihn unser Woher und Wohin, denke ich, aber er kommt gleich zur Sache. Er möchte uns gerne zum Mittagessen einladen, weil man hat ja nicht so oft die Gelegenheit und er hat da kürzlich ein kleines Restaurant eröffnet, so eine Art Sommerfrische mit Übernachtungs- und Angelmöglichkeit und die Landschaft ist auch sehr schön dort. Dann könnten wir ja vor Ort auch gleich ein Gruppenfoto machen, das später evtl. werbewirksam weiterverwendet werden könnte.

Eigentlich nehme ich ihn erst gar nicht richtig für voll, aber er bleibt ziemlich hartnäckig. Ich gebe keine klare Antwort, sondern verweise auf den Rest der Gruppe und dass wir das erstmal besprechen müssten. Da mir unsere Gruppe für heute noch einigermaßen belastbar erscheint, gebe ich die Option an alle weiter und frage ihn, ob denn sein Etablissement auch recht nahe an unserer Strecke liegt. Selbstverständlich! Kurz vor dem Pass kommt eine Abzweigung und von dort dann nur noch 3 km und die auch nur bergab. Und er zeigt uns dann noch eine Straße, die direkt und immer bergab bis nach Luonan führt!

Insgesamt finden wir es doch interessant genug, um zuzustimmen und folgen ihm samt unserem Begleitfahrzeug. Nachdem wir 2 km bergauf, 1 km durch einen Tunnel, ca. 4 km steil bergab und 300 m über einen Feldweg gefahren sind, haben wir sein Restaurant erreicht. Es sieht zwar alles recht rustikal und noch etwas provisorisch aus, aber für uns wurde schon ein feiner Tisch hergerichtet und ein großer Topf mit Schweinefleischsuppe dampft auf dem Tisch, für den es noch diverse Zutaten zum Nachfüllen gibt. Als Zugabe gibt es außerdem eine lokale Spezialität aus gestampften Kartoffeln – alles sehr lecker und dann auch noch umsonst.

Wir machen pflichtschuldig unsere Fotos und dann müssen wir aber wirklich los, denn es ist schon Nachmittag und die weitere Strecke nach Luonan noch völlig unklar. Zurück und wieder hoch zum Pass kommt gar nicht in Frage und die neue Garmin-Karte für China gibt im größerem Umkreis außer der entfernten Hauptstraße und unserem Zielort keine weiteren Details preis, also verlassen wir uns einfach mal auf den Meister und folgen ihm und seinem Vorschlag. Das beschert uns neben der zwangsläufigen, ausgiebigen Abfahrt eine Fahrt durch eine Kleinstadt mit großen Industrieanlagen und gigantischen Tagebaulöchern und Xiao Yang zwei Flussdurchfahrten mit seinem neuem Mobile, hauptsächlich aber eine sehr interessante Fahrt durch ein schönes Tal entlang des Flusses und mit vielen kleinen Dörfern. Schließlich geht es doch nochmal 2 km bergan, über eine Hochfläche („fast wie in Österreich“, schwärmt Herbert) und dann endlich ganz herunter ins Tal, wo wir schließlich kurz vor dem Dunkelwerden Luonan erreichen.


Strecke 17.09.2015:
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Strecke 18.09.2015:
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Auf den Spuren der Eremiten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Tageswanderung auf den Huashan

Heute wollen wir also auf schwindelerregenden Bergpfaden den Huashan, den westlichen heiligen Berg der Daoisten, erklimmen, der in ferner Vergangenheit eine Zuflucht für daoistische Einsiedler und Kräuterheilkundige gewesen sein soll. Am Fuß des Berges befindet sich auch gleich ein Tempel für eine daoistische Schule hier am Berg mit der großen liegenden Statue eines hochverehrten Weisen vor dem Eingang.

Der Huashan oder auch der westliche Hügel, wie er genannt wird, ist berühmt für seine Steilheit und Gefährlichkeit. Steil ist er auch heute noch, die Gefährlichkeit wurde mittlerweile etwas entschärft, was wohl auch ratsam ist, angesichts der Tausenden von Touristen, die täglich über den Berg strömen. Mit der Ruhe ist es natürlich jetzt vorbei, aber zumindest scheinen es die größeren Tourgruppen noch nicht bis herauf geschafft zu haben und wir teilen uns den schweißtreibenden Anstieg mit den chinesischen Individualtouristen. Im Hotelshop hat Elly noch schnell ein Wanderstöckchen (Teleskopmodell) einheimischen Fabrikats erstanden, um etwas zusätzliche Unterstützung für etwaige Bergabpassagen zu haben. Das preiswerte Modell quittiert den Dienst allerdings bereits vor dem Tickethäuschen des Huashan aufgrund eines geringfügigen Bedienfehlers und zerfällt in 2 Hälften. Nach eingehendem Studium der Konstruktion durch unsere Techniker wird der Schaden als vorerst nicht reparabel eingestuft und das Stöckchen verschwindet wieder in der Tasche.

Unsere Pässe müssen wir heute mal nicht vorweisen, dafür werden hier aber unsere Fingerabdrücke genommen, wobei der Sinn und Zweck dieser Maßnahme etwas im Unklaren bleibt. Gegen Mittag haben wir dann unser erstes Ziel, den Nordgipfel auf gut 1.600 m Höhe erreicht, wo wir zunächst ein wenig verschnaufen. Dietmar gelingt es doch tatsächlich den defekten Wanderstock wieder instandzusetzen – Elly freut sich, der Stock muss nicht reklamiert werden und alle sind zufrieden. Wir machen Gruppenfotos und die Chinesen machen Fotos in Kungfuposen, wobei der zuständige Instruktor alle Hände voll zu tun hat, die verweichlichte Stadtbevölkerung einigermaßen gut aussehen zu lassen – kein Gleichgewichtssinn, keine Körperspannung, von Gelenkigkeit ganz zu schweigen…

Die Luft ist erwartungsgemäß auch hier oben nicht besonders klar, aber um die umgebende spektakuläre Berglandschaft gut erkennen zu können reicht es allemal, und so entscheiden wir uns, noch ein paar hundert Höhenmeter draufzulegen und erklimmen auf weiteren steilen Treppen auch noch den Westgipfel. Hier essen wir unser letztes Küchlein, schießen noch einige Fotos und entschwinden schließlich durch ein Loch in der Felswand mit der angeblich längsten Seilbahn Asiens in Richtung Talgrund.

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Glückstag

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

100 km durch die Dörfer bis zum Huashan

Laut dem chinesischen Mondkalender ist heute ein glücksbringender Tag und an so einem Tag wollen in China viele Leute heiraten. Karawanen von schwarzen Nobelkarossen gleiten über die Landstraßen und die Böller fliegen uns nur so um die Ohren. Xiao Yang hat mal wieder den richtigen Platz zum Halten ausgesucht und gleich bei unserer ersten Rast wird eine ganze Batterie an Knallern in die Luft gejagt. Wir schießen ein paar Fotos und machen uns dann schnell wieder aus dem Staub, bevor wir noch zum Mitfeiern eingeladen werden.

Außerdem stellt uns Xiao Yang nochmal seinen neuen Heckgepäckträger vor. Wichtigstes Extra dabei – der integrierte Flaschenöffner. Als guter Geschäftsmann weiß man selbstverständlich, was die Kundschaft wünscht. Im Wageninnern ist dann nicht nur unser Gepäck untergebracht, sondern es liegen auch diverse Kekse und Küchlein, Bananen, Äpfel, Mandarinen, chinesische Datteln und Granatäpfel als Snacks bereit, um unsere Energievorräte aufzufüllen.

Das ist heute auch nötig, denn es geht über 103 km durch die Ebene des Wei-Flusses und an den Fuß des heiligen Berges der Daoisten, des Huashan. Wobei es zu Beginn aber gar nicht so eben zugeht. Zwischen der Terrakottaarmee und Weinan geht es auf und ab durch eine grün bewachsene Lössberglandschaft mit kleinen Dörfern, Terrassenfeldern, Mais- und Kiwiplantagen und mehreren Ziegeleien. Die 5 Mio.-Einwohnerstadt Weinan streifen wir nur am Rande und im Rahmen eines Nudelsuppenimbiss und von der mindestens 2000-jährigen Geschichte der Stadt verspüren wir nicht viel, sondern bemühen uns, von knatternden LKWs umgeben, ihr möglichst schnell zu entkommen.

Bald wird es zum Glück wieder ländlich und nun auch richtig flach und auf fast schnurgerader Strecke legen wir die letzten 40 km zu unserem Zielort zurück. Die Sonne hat es wieder sehr gut mit uns gemeint und uns auf der langen Strecke alle recht müde gemacht, außer vielleicht Xiao Yang. Anscheinend hat ihn plötzlich das schlechte Gewissen gepackt – so immer nur im Auto und ohne Sport. Er schickt uns jedenfalls allein zum Abendessen und sagt, dass er heute abnehmen möchte.


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Auf tönernen Füßen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Bei Sonnenschein von Xi’an nach Lintong und zur Terrakottaarmee

Heute starten wir nun zu unserer eigentlichen Radtour, wobei es am ersten Tag noch recht gemäßigt zugeht. Zuerst über 33 km in die Außenbezirke von Xi’an, genauer gesagt nach Lintong und danach noch ein Stückchen weiter zur Terrakottaarmee, die sich ganz in der Nähe befindet. Das bedeutet für uns vor allem erstmal viel Verkehr, Neubausiedlungen und schon ab und zu das eine oder andere Feld am Straßenrand.

In Lintong wohnen wir passenderweise im Hotel zum Qin-Kaiser (der mit der Armee), das sich im Zentrum von Lintong turmartig über der Stadt erhebt. Gleich nebenan ragen die Berge des Lishan auf, der zum Qinlingshan gehört, den wir mit unseren Rädern in den nächsten Tagen überqueren wollen und zu Füßen des Lishan hat sich Kaiser Qin Shihuang seine sagenumwobene Grabstätte errichten lassen. Diese wartet aber noch auf ihre tatsächliche Erforschung und so können wir nur an ihrer Außengrenze entlang radeln, um zu den Hallen mit den bereits ausgegrabenen Tonkriegern zu gelangen.

Da stehen sie nun in einer riesigen überdachten Grube, manche schon in Reih und Glied, in penibler Kleinarbeit wieder zusammengesetzt, andere liegen noch in Einzelteile zertrümmert am Boden. Dazwischen arbeiten noch die Archäologen oder Restauratoren, die die zigtausenden Besucher jeden Tag wahrscheinlich schon gar nicht mehr wahrnehmen. Diese werden von der großen Touristenmaschinerie kreuz und quer durch das Gelände geschleust – mit den E-Mobilen vom ersten Eingang zum zweiten Eingang, durch die drei Ausgrabungshallen, zum Kino und schließlich bis zum Restaurant und dem ausladenden Museumsshop, wo der lachende Buddha in seinem riesigen Glaskasten thront und zeigt, wer hier der Chef ist.


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Im Dunstkreis der Seidenstraße

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Im Zug haben wir eine ruhige Nacht verbracht, wobei die Betten hier auch nicht weicher als im Hotel sind, was nicht immer jedermanns Sache ist.

Unser Fahrer Xiao Yang erwartet uns pünktlich am Bahnhof mit seinem neuen Schlitten, auf den er sichtlich stolz ist und der mit allen erdenklichen Schikanen ausgestattet ist. Beim alten war der Lack schon etwas abgeblättert und durch diverse Maßnahmen hat er sich überzeugen lassen, in ein neues Transportmittel zu investieren. Mal sehen, was die Praxis zeigt, wir lassen uns erst mal gemütlich ins Hotel schaukeln.

So früh sind erwartungsgemäß unsere Zimmer noch nicht fertig, also bleibt uns noch Zeit für eine erste Nudelsuppe und anschließend weiter zum Radladen. Hier sieht alles gut aus, der Chef lässt nochmal seine Leute rotieren und die letzten Änderungswünsche sind schnell erledigt, so dass wir uns auf den Weg zum großen Südtor der alten Stadtmauer machen können, die noch vom Glanz der alten Zeiten kündet, als die Stadt das östliche Ende der Seidenstraße war.

Leider habe ich den Schlüssel für unser großes Fahrradschloss im Hotel vergessen und muss erst mal eine vorübergehenden Ersatz beschaffen, während sich die Gruppe auf der Mauer neue Räder besorgt hat und nun eine Ehrenrunde über der Stadt dreht. Aber alles fügt sich, wir bekommen auch noch unseren Kaffee, schieben uns mit den Menschenmassen durch die Gassen des muslimischen Viertels bis zur darin versteckten großen Moschee und schließlich mit unseren Rädern durch den Sonntagnachmittagsverkehr zurück zum Hotel.

Xiao Yang hat zum Abendessen schon ein leckeres Maultaschenmenü in einem feinen Restaurant für uns besorgt, das wir uns gerne schmecken lassen. Nur das Bier ist leider etwas teuer, deswegen gehen wir beim Hotel nochmal kurz um die Ecke zu den kleinen Restaurants an der Straße, wo wir mit großem Hallo begrüßt werden.

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An der Mauer

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Die Sonne strahlt heute noch mehr als gestern und das passt gut, denn wir besuchen heute die Große Mauer nördlich von Peking, zumal auch noch ein Regen in der letzten Nacht die Luft reingewaschen hat. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt sind wir in den Bergen und haben unser Mauerstück erreicht.

Die Chinesen scheinen endgültig den Sport für sich entdeckt zu haben und ganze Horden von Radfahrern und Wanderern säumen die Straßen. Da wollen wir auch nicht faul sein und über einen Staudamm, kleine Bergpfade und eine eiserne Leiter verschaffen wir uns Zugang zu dem jahrhundertealten Bauwerk, wo es steil und steinig weitergeht. Nach anderthalb Stunden Kraxelei haben wir einen ansehnliche Menge an Höhenmetern unter uns gelassen und erreichen langsam das Ende des ausgetreteneren Teils, wo die Steinstufen brüchiger werden und die Seitenwände abbröckeln.

Gerne würden wir noch weiter gehen, aber der Nachtzug nach Xi’an wartet nicht, also schnell wieder nach unten und auf die andere Seite zum Mauerrestaurant, wo es wieder ein sehr leckeres und ausgiebiges Mittagessen gibt. Unter anderem wachsen hier in der Gegend Walnüsse, Kastanien und chinesische Datteln, die unseren Essenstisch bereichern, außerdem gibt es gegrillten Fisch und Schweinebauch – das Abendessen im Zug wird ja schließlich auch wieder etwas bescheidener werden. Ein bisschen Obst zum Bier muss es diesmal tun.

Wir haben heute großzügig geplant oder einfach Glück mit dem Stau und sind schon fast 2 Stunden vor Abfahrt am Bahnhof. Ob das ein Glück ist, ist eher fraglich, aber so wird eben noch eine Runde über den Westbahnhof gedreht und wir kommen entspannt in den Zug.

Nachtrag: An dieser Stelle nochmal einen besonderen Dank an Dietmar und Herbert, die die heutigen Fotos beigesteuert haben.

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Neuerungen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Das Wetter hat sich heute tatsächlich deutlich gebessert, kein Regen und häufig kommt auch mal die Sonne hinter den Wolken vor. Wir genießen ein reichhaltiges Frühstück und entscheiden uns heute statt wie normalerweise den Himmelstempel zuerst die Verbotene Stadt in Angriff zu nehmen. Ich glaube mich noch daran zu erinnern, dass mir jemand erzählt hat, dass neuerdings die Anzahl der pro Tag verkauften Tickets limitiert werden. Da sich hier der vorhergehende Besuch des Tiananmenplatzes anbietet, nehmen wir die entsprechende U-Bahn, um zunächst einen Blick auf Maos Konterfei zu richten, das am Tor des Himmlischen Friedens prangt.

Leider gibt es mal wieder unvorhergesehene Änderungen und kaum sind wir aus der U-Bahn gestiegen, stehen wir schon vor einer ansehnlichen mehrreihigen Schlange für den Sicherheitscheck, obwohl der Tiananmenplatz noch nicht mal zu sehen ist. Ob‘s noch mit den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Kriegsendes zu tun hat wissen wir nicht – wir müssen uns auf jeden Fall mit einreihen. Das allein wäre ja noch zu verkraften, aber dass man die Tickets für die Verbotene Stadt jetzt nur noch mit Reisepass bekommt, ist wirklich unangenehm. Die Hälfte muss also nochmal zurück ins Hotel, aber dafür bekommen wir eine lustige Fahrt im Mopedtaxi und haben am Ende gar nicht so viel Zeit eingebüßt (leider fehlt mir der passende Selfiestick für eine professionelle Aufnahme).

Trotzdem sind wir natürlich in Zeitverzug und auf allgemeinen Wunsch wird das Mittagessen gecancelt und direkt der Himmelstempel angesteuert. Kurz vor Schalterschluss noch ein paar Eintrittskarten ergattert und dann in verkehrter Richtung durch die Tempelanlagen – der Kaiser würde sich sicher im Grabe wälzen. Nachdem wir nun uns so verausgabt haben, steuern wir aber nun gleich direkt das Restaurant mit der Pekingente an und lassen uns kräftig auftischen. Ein guter Abschluss.

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