Taichi und Jazz

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Der letzte Tag unserer Tour ist gekommen und einige Unermüdliche treffen sich bereits um sechs Uhr morgens, um am Bund den Chinesen beim Taichi zuzuschauen. Alle zusammen treffen wir uns dann wieder zu gemäßigter Stunde zur Rush Hour am Frühstücksbuffet, wo das Personal mit dem Gästeansturm leicht überfordert scheint und orientierungslos durcheinander läuft. Irgendwann hat aber jeder sein Bäuchlein gefüllt und wir machen uns auf den Weg zum Yu-Garten, einem Musterbeispiel der chinesischen Gartenbaukunst, der sich in der Shanghaier Altstadt hinter hohen Mauern versteckt hält. Hier hat man Gelegenheit kurz durchzuatmen, bevor man sich wieder durch die überfüllten Gassen drängelt.

Nach wiederholter Recherche konnte endlich die große dreistündige Bootstour auf dem Huangpu bis zur Yangzi-Mündung als ultimative Variante der Hafenrundfahrt bestätigt werden und Carmen und Frank begeben sich an Bord, um mit hautnah ein Beispiel geballter chinesischer Wirtschaftsmacht zu erleben. Wir anderen zerstreuen uns in die weitläufigen Stadtbereiche.
Am späten Nachmittag nehmen wir unsere beiden begeisterten Ausflügler wieder in Empfang und begeben uns für unser letztes Abendessen in die ehemalige französische Konzession. Zum Abschied darf es wieder einmal scharf sein und wir haben ein Lokal gewählt, in dem die Hunan-Küche gepflegt wird. Erfreulicherweise konnten wir auch noch einen netten Jazzclub ausfindig machen und so wird der Abend bei Livemusik und einem Cocktail angemessen abgerundet.

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Im Paris des Ostens

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012
Heute geht es endlich nach Shanghai, dem alle schon entgegenfiebern. Diesmal haben wir endlich auch mal wieder Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlt, am Fluss weht ein angenehmes Lüftchen und die Luft scheint sauber wie selten in China.
Die Vorfreude lässt selbst das zeitige Aufstehen vergessen und nach der Ankunft im Hotel wollen alle so schnell wie möglich wieder ins Getümmel – der Trainingseffekt in Sachen Massentauglichkeit hat also bereits eingesetzt. Bei so viel Ehrgeiz können wir noch ein ansehnliches Programm abspulen. Zweimal den Bund – im Hellen hin, im Dunkeln zurück und zwischendurch der Abstecher nach Pudong auf den höchsten Wolkenkratzer von Shanghai, ein Stückchen mit der U-Bahn und gegen Abend noch eine Runde durch die Straßen beim Yu-Garten, wo Touristenmeile und tatsächliche Altstadt ineinander übergehen.

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Zwischen Berg und Wasser

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Die alte Hauptstadt Dali ist malerisch gelegen mit Bergen im Rücken und einem großen See vor der Nase und man kann hier eine Menge unternehmen – mit dem Schiff auf dem See fahren, mit dem Rad um den See fahren, einen lokalen Markt besuchen oder in die Berge wandern. Wenn das Wetter allerdings mal nicht so mitspielt, macht es nicht ganz so viel Spaß und da wir schon eine Menge Outdoor hatten, machen wir eben einen besonders intensiven Stadtbummel.
Auch in Dali wurde das alte China wieder neu herausgeputzt und überall sind Cafes und Geschäfte eingezogen, nur der „Wuselfaktor“ ist nicht ganz so groß wie in Lijiang. Da genug Zeit ist, schaffen wir es diesmal bis ans andere Ende der Stadt zum Gemüse- und Fischmarkt und finden auch einen Hauswarenladen, wo wir für Frank ein anständiges Hackmesser erstehen können.
So werden langsam die letzten Lücken in den Packtaschen gefüllt und die Weiterreise vorbereitet. Zwei von uns sind bereits unterwegs Richtung Hongkong, wo sie gemeinerweise von einem Taifun empfangen werden. Wir anderen zuckeln mit dem Bus nach dem zurzeit notorisch staugeplagten Kunming, das wegen seines U-Bahnbaus einer einzigen Großbaustelle gleicht. Unser Lieblingsrestaurant erreichen wir trotzdem ohne Probleme – es liegt schließlich gleich um die Ecke vom Hotel – und nehmen am Abend standesgemäß Abschied von der südwestlichen Küche.

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Die beste Köchin

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Unsere letzte Radetappe steht unter keinem guten Stern. Kurz nach dem Frühstück gesellt sich ein kräftiger und ausdauernder Landregen zu uns, der uns bis ins Ziel begleiten wird und die Nachfrage nach motorisierter Unterstützung wieder sprunghaft ansteigen lässt.
Man kann es aber auch als sportliche Fingerübung angehen – 15 km Einrollen das Tal hinunter, 20 km Schwung holen bis hinauf nach Xiaguan und die letzten 10 km dann im Tiefflug auf autobahnähnlicher Piste bis zum Guesthouse. Die Elektrobikes haben keine Chance gegen uns.

Nach getaner Arbeit dürfen wir uns eine heiße Dusche genehmigen, außerdem einen Kaffee für die Lebensgeister und einen Ingwertee , der unseren feuchten Knochen einheizt. Nach ein wenig Stadtbummel durch Dali treffen wir uns wieder mit der motorisierten Fraktion für das gemeinsame Abendessen. Die Auslagen vor den Restaurants mit einer großen Auswahl an frischem Gemüse versprechen einen Höhepunkt unserer Essenschronik. Die Wahl fällt auf ein kleines Restaurant am Straßenrand. Die Chefin am Wok lässt gewaltige Stichflammen zum Himmel steigen und tatsächlich – unter Führung von Carmen, unserer Fachfrau für das Kulinarische vergeben wir spontan den Titel „beste Köchin der Tour“. Darauf darf man doch auch mal mit einem ‚Medizinschnaps‘ anstoßen.
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Wunschlos glücklich

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Zum heutigen Tag gibt es vor allem eines zu sagen – eine perfekte Radstrecke! 108 km das Tal hinunter, dabei auch einige Steigungen und Höhenmeter, aber hauptsächlich bergab und das bei sehr schöner und abwechslungsreicher Landschaft, besten Straßenverhältnissen und gutem Wetter. Wir haben ein leckeres Frühstück und fahren zeitig los, es rollt gut und zu Mittag gibt es ein kräftiges Nudelsüppchen.

Unterwegs unterschiedliche Tallandschaften – weite Hänge mit Eukalyptusbäumen, später eine lange Abfahrt durch einen Kiefernwald und schließlich nochmal ein chaotisch-geschäftiger Markt in Changyi.
Gegen Abend geraten wir am Straßenrand dann sogar noch in eine Hochzeitsgesellschaft bzw. das entsprechende Bankett dazu. Das ganze Dorf ist unterwegs und alle haben sich herausgeputzt. Die Einladung zum Essen schlagen wir allerdings lieber aus – wir fühlen uns gerade nur mäßig trinkfest und sehen zu, dass wir möglichst schnell unter die Dusche kommen.


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Markttag

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Heute ist Freitag und damit Markttag in Shaxi. Gleich nach dem Frühstück begeben wir uns auf die andere Flussseite, wo der Viehmarkt stattfindet. Schweine, Kühe, Ziegen, Esel – Carmen kommt von einem Schweizer Bauernhof und kennt sich aus mit der Materie. Mit geschultem Blick prüft sie Beschaffenheit des Viehs und vergleicht die Preise. Gekauft wird erstmal noch nichts.

Wir ziehen weiter zum ‚normalen‘ Markt an der Dorfstraße. Hier gibt es erfahrungsgemäß alles – Gabeln, Obst, Gemüse, Schweinehälften, Batterien, Gebisse, Plastegewehre und diverse Kleintiere. Am Zahnarztstand hat der Meister ein jaulendes Opfer auf dem Stuhl und vollzieht unerschrocken sein Werk. Das weckt unangenehme Erinnerungen bei uns und den Wunsch nach etwas mehr Beschaulichkeit, weshalb wir schließlich dem Markt den Rücken kehren und zum Steinschatzberg aufbrechen, dessen Tempelanlagen wir besichtigen möchten.

Der erste Tempel, an dem die in dieser Gegend dominierende ethnische Minderheit der Bai ihre Feste feiert, ist auch ein Hort marodierender Affenbanden. Wir haben noch keinen Fuß auf das Tempelgelände gesetzt, als wir auch schon die erste Flasche Orangensaft eingebüßt haben. Von da ab passen wir besser auf und haben den Regenschirm immer im Anschlag, so dass wir von weiteren Verlusten verschont bleiben.
Der letzte Teil des Tages hält dann für uns noch ein paar schöne Ausblicke über das Tal und einen interessanten Abstieg durch Felder und Dörfer bereit.


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An der Pferde-Tee-Straße

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Mehrfach treffen wir auf unserer Reise auf den alten Handelsweg der Pferde-Tee-Straße zwischen Yunnan, Tibet und Burma und heute bzw. in den nächsten zwei Tagen gibt es einen besonderen Höhepunkt – einen der wenigen erhaltenen und heute noch lebendigen Marktflecken dieser Route. Shaxi ist nahezu perfekt gelegen, am Boden eines breiten fruchtbaren Tals, besitzt es einige liebevoll restaurierte alte Gebäude und ist bisher vom Massentourismus verschont geblieben. In den Zimmern unseres Hotels kann man sich gut vorstellen, wie man sich in etwa als Handelsreisender vor 200 Jahren gefühlt haben muss.

Der Weg nach Shaxi ist zwar kurz, hat aber dafür ein paar saftige Steigungen zu bieten und auch sonst allerlei Interessantes am Wegesrand. Anscheinend hat man es in der Gegend zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht und an der Dorfstraße leistet man sich eine großzügige Auswahl an diversen Fitnessgeräten. Frank bringt unsere Turnkenntnisse wieder auf Vordermann und trimmt uns auf den kleinen aber entscheidenden Unterschied zwischen Übungsankündigung und Übungsausführung. Da kann auch der Fahrtenleiter noch etwas lernen.

Gleich nach der Ankunft werden wir von einer chinesisch-schweizerischen Abordnung in Beschlag genommen. In einem Projekt der Tongji Universität aus Shanghai soll hier ein nachhaltiger und umweltverträglicher Tourismus entwickelt werden, der auch der lokalen Bevölkerung zu Gute kommt. Da man dazu als ein Standbein auch den Fahrradtourismus im Auge hat, ist hierzu unser fachkundiger Rat gefragt. Wir fühlen uns geehrt und stehen gerne Rede und Antwort.


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Im Nachbartal

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Die Wolken hängen fett über dem Tal und es ist kein Ende des Regens in Sicht. Nach so einem Ruhetag fällt es da schwer, wieder aufs Rad zu steigen und wir beschließen, heute mal ausnahmsweise alle mit dem Auto zu fahren. Im Nachbartal soll dann angeblich besseres Wetter herrschen.

Tatsächlich verzieht sich der Regen nach dem Mittag auf der Passhöhe und die ersten steigen um aus Rad. Von da an geht es eigentlich nur noch bergab und unser Hotel für heute ist schnell erreicht. Es scheint die Nr. 1 hier am Platze sein, zumindest in Sachen Repräsentativität. Am Abend strahlt es wie ein Weihnachtsbaum und standesbewusst hat sich dementsprechend auch die lokale Elektrizitätsgesellschaft für eine große Tagung eingemietet. Am späten Nachmittag ist bereits eine gewisse Feierlaune zu verspüren, so dass wir uns schon ein wenig um unsere Nachtruhe sorgen.

Zunächst aber beziehen wir unsere Fengshui-gerecht eingerichteten Zimmer und machen noch einen Spaziergang durch Jianshui. Es gibt einen netten Park und man pflegt die Schnitzkunst – hätten wir noch Platz in den Packtaschen, würden wir uns sicher einen schmuckvollen Fensterladen oder einen Verzierung für den Dachfirst einpacken lassen. So drehen wir nur unsere Runde und statten als letzte Gäste des Abends dem muslimischen Restaurant gegenüber vom Park einen Besuch ab.


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Ruhetag

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Der Regen hat uns eingeholt und hängt einen grauen Schleier über Lijiang. Doch heute ist Stadttag angesagt und so kann uns das nicht allzu viel anhaben. Es wird gemütlich gefrühstückt und dann drehen wir eine kleine Runde durch die Altstadt. Das dauert genau so lange, bis wir – unter minimaler körperlicher Anstrengung – die Ess-und Snackmeile von Lijiang erreichen, wo wir uns das immaterielle Kulturerbe zur Brust nehmen. Frisch gestärkt und gesättigt zerstreut sich die Gruppe für den Nachmittag in die mit Cafés und Souvenirgeschäften reich bestückten Gassen. Heute darf ein wenig Müßiggang betrieben werden und der Fahrtenleiter kann sich in Ruhe der Materialbeschau widmen und Ersatzteile kaufen gehen.

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Bus oder Bike?

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Heute steht mit etwa 600 Höhenmetern am Stück der längste Anstieg unserer Tour in Aussicht. Das verschreckt einige der Teilnehmer und es wird ein Fahrzeug geordert, das für eine bequeme Überfahrt des Passes sorgt und die Teilnehmer schnell in das turbulente Lijiang mit seiner restaurierten Altstadt, Weltkulturerbestatus etc. bringt, in dem andere Prioritäten gesetzt werden können.

Wir beiden Verbliebenen schrauben uns eisern die Serpentinen über das Yangzi-Tal empor und genießen die verdiente Anerkennung der chinesischen Autotouristen und auf der anderen Seite die Abfahrt in das Tal von Lijiang. Doch halt, wir wollen auch nicht verschweigen, dass es eine unübersehbare Menge junger chinesischer Fahrradtouristen gibt, wo vor 3 Jahren lediglich einige wenige Avantgardisten unterwegs waren. Da scheint sich ein neuer Trend etabliert zu haben und anscheinend sind alle auf dem Weg nach Tibet. Nähere Erklärungen dazu stehen allerdings noch aus.

Wir jedenfalls fahren genau in die umgekehrte Richtung, weil es da mehr bergab geht. Am Nachmittag erreichen wir schließlich die historischen Pflastersteine der Altstadtgassen von Lijiang, in denen sich bunte Menschenmassen drängen. Hier erlebt der chinesische Tourismus allabendlich einen seiner Höhepunkte, wenn die Anlagen in den Bars endlich ihre volle Lautstärke erreicht haben und der gemeine Mitteleuropäer von nervösen Stimmungsschwankungen befallen wird.


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