Tage in Beijing III und IV

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Besichtigung im Lamatempel, letzte Besorgungen, Verpacken der Räder und Abschlussessen.

Fast alles ist Getan auf dieser Tour. Wir tingeln noch durch den Lamatempel, das tibetisch-buddhistische Heiligtum der Stadt und genießen die verräucherte Atmosphäre. Wolfgang und Martina wollen noch einmal durch die Hutongs ziehen und ich organisiere das verpacken der Räder und den Transfer zum Flughafen und dann ist er auch schon da, der letzte Abend. Wir tafeln noch einmal im Hutong um die Ecke auf der Dachterrasse und essen wie in ganz China, viel zu viel.
Die Erinnerung schweifen ab zu unseren ersten tagen in Irkutsk und Sibirien, das gelage mit den Russen am Angaraufer, den Regen am Baikalufer, die satten grünen Hügel in der Nordmongolei, die Holperpisten durch die Gobi. Wir denken an unsere Begleiter Doro, Michael und Carola.

Gut sind wir über die 3400 Kilometer gekommen, um die 20.000 Höhenmeter sind wir geklettert und haben dabei nur drei Plattfüße gehabt. Die waren aber vor allen den Dornen in der Gobi geschuldet. Wolfgangs gerissene Felge hat bis zum Ende durchgehalten und ich habe nach schaltfreien 800 Kilometern einen neuen Schalthebel bekommen können.

Bleibt mir noch einmal Danke zu sagen für eine schöne Tour mit mehr als angenehmen Gästen und Danke für das Trinkgeld, wenn ich das wirklich alles vertrinken muss, dann erwartet die nächste Gruppe einen schweren Alkoholiker.
So hoffe ich natürlich nicht nur meine Teilnehmer auf anderen Touren wieder dabei zu haben, sondern auch, dass sich 2013 wieder ein paar mehr Reisende für eine unserer abwechslungsreichsten Touren begeistern zu können. Gerade auf dieser Tour prallen drei Welten aufeinander, da sind einmal Sibirien und die Russen, da sind die Mongolen und die unberührten Landschaften und da ist das vor Energie und Widersprüchen so strotzende China.
So anspruchsvoll die Etappen auch sind, haben wir jedoch nie die Lust am Radeln verloren, das Begleitfahrzeug hatte immer nur die Aufgabe unser Gepäck zu transportieren, aber es beruhigt natürlich ungemein, immer ein Backup zu haben.
Ich verabschiede mich für einen guten Monat von meinen Lesern, leider ist die Tibettour in diesem Jahr ausgefallen, aber ich freue mich daher umso mehr auf Burma und bis dahin werde ich hier einfach noch ein bisschen durch die Gegend tingeln, meine Lieblingschinesinnen besuchen, Yoga machen und meditieren. Also dann bis später

Tomtomtofu

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Tage in Beijing II

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Spaziergang durch die Stadt, von der Liulichang über den Platz des Himmlischen Friedens durch die verbotene Stadt und durch die Hutongs.

Auch eine Fahrt mit der U-Bahn gehört in Beijing dazu. Für gerade einmal 2 Yuan liegt dem Fahrradmuffel die Stadt zu Füßen. Die Preise waren schon einmal höher, sind aber vor den Olympischen Spielen gesenkt worden, nicht wegen der ausländischen Besucher, sondern für die chinesischen Besucher und um den Autoverkehr zu vermindern.
Gedrängel gehört dazu, vor allem beim Aussteigen muss man die Ellenbogen spitzen, um die Hereindrängenden wegzuschubsen. Rückicht ist hier nicht angesagt.

Recht schnell ist man dann am Ziel, die Ausschilderung ist vorbildlich, auch in Englisch.
Zuerst sehen wir uns die Kunststraße Liulichang an. Hier gibt es Künstlerbedarf, Kunstläden und Antikläden nebeneinander. Ich liebäugele schon wieder mit tollen Buddhafiguren, die aber deutlich mein Budget überschreiten. Für eine Grüne Tara in Bronze, ca. 50 cm hoch, mit Bemalung fordert der Verkäufer schon mal 2000 €. Aber der Besitz einer Figur bringt uns (mich) ja keinen Schritt weiter in Richtung Erleuchtung und Nirvana und wie uns schon der Große Buddha lehrte ist es wichtig sich von Begierde zu befreien.

In den Hutongs südlich vom Tian An Men Platz herrscht reges Leben, auch die neuen Einkaufsmeilen im Neu-Alt-Stil, die am Anfang noch recht seelenlos schienen, haben sich in den letzten Jahren mit brodelndem Leben gefüllt. Wer Beijing nicht kennt, hält den Straßenzug südlich des Qianmen wirklich für alt. Aber das ist er nicht, eigentlich sollte er zu den Olympischen Spielen fertig gestellt sein, das war er dann auch, lediglich einige Nebenstraßen waren noch unter Konstruktion. Heute flanieren die Touristen zu Tausenden durch die Straßen mit den dreistöckigen Häusern im alten Stil. In der Hauptstraße gibt es hauptsächlich teure Boutiquen und Markenläden, doch in den Nebenstraßen herrscht der Kleinhandel vor, sogar einige ganz passable Restaurants lassen sich finden.
Über das vordere Tor, Qian Men, gelangt man dann auf den Platz des Himmlischen Friedens. Dort gibt es an jedem Eingang Sicherheitskontrollen, wie auch an vielen anderen Stellen, in vielen Museen und auch in der U-Bahn. Inzwischen mache ich mit einen Spaß daraus, meinen deutlich an der Seite herunterhängedes Messer überall mit hinzunehmen. Nicht einer einzigen Sicherheitskontrole ist das aufgefallen und das waren inzwischen mehr als ein Dutzend.

In diesem Jahr tue ich es wieder einmal, ich quäle mich durch den Kaiserpalast, in den letzten Jahren konnte ich mich immer erfolgreich drücken, da es noch etwas zu organisieren gab, doch in diesem Jahr fällt mir keine Ausrede ein.
Natürlich ist der Kaiserpalast mit seinen gigantischen Hallen, weiten Plätzen und verschachtelten Höfen und Gängen für den Chinatouristen eine Ereignis, aber ich bin hier schon morgens in diesen Gemäuern gewesen, da war man fast ungestört. Heute sind hier zu jedem Zeitpunkt hunderttausend menschen in der Anlage. Es ist so gut wie unmöglich einen Blick in die Tempel zu werfen und einen Blick auf den gelben Kaiserthron zu erhaschen, da sich die menschen in riesigen Knäueln hier zusammenballen. Vor allem in der Gruppe ist es ein Horror und selbst, wenn ich hier nur mit Martina und Wolfgang unterwegs bin, man passt nur eine Sekunde nicht auf , wirft einen Blick zur Seite oder macht ein Foto, schon sind die anderen in der Menge untergetaucht und nur mit Mühe wieder zu finden. Nach zwei Stunden haben wir es geschafft und sind am Nordausgang und wurschteln uns durch die Hutongs zurück zum Hotel und zum Abendessen, diesmal etwas einfacher in meinem Pekinger Lieblingsrestaurant.

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Tage in Beijing I

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Besichtigungsprogramm in Beijing mit Himmelstempel, Kaufhaus des Großen Glücks, Platz des Himmlischen Friedens, Trommelturm und Hutongs.

Nun also der Ausklang in Beijing. Ich bin immer wieder gern hier, schließlich habe ich mehr als ein Jahr hier gelebt und kenne die Stadt recht gut. Allerdings gehe ich trotzdem immer mit dem Stadtplan los, denn wie das ganze Land, ist auch die Hauptstadt ständiger Veränderung unterworfen.
Wir haben uns heute noch einmal aufs Rad geschwungen und erobern die Stadt auf zwei Rädern. Im Vergleich zu anderen Metropolen lässt es sich hier sehr gut radeln, überall gibt es mehr oder weniger gut ausgebaute Radspuren und der Verkehr läuft zwar manchmal etwas disziplinlos, aber wesentlich langsamer als in Berlin.

Gewöhnen muss man sich vor allem daran, dass Autofahrer gnadenlos rechts abbiegen (dürfen), egal ob die Ampel rot oder grün ist. Dabei herrscht das Prinzip des Stärkeren. Als Wolfgang einem solchen Abbieger einen Klaps aufs Autodach versetzt, ist dieser ziemlich ungehalten und beendet sogar sein Telefonat, um wild zu gestikulieren. Womit der aber nicht gerechnet hat ist, ich kann auf richtig niedrigem Niveau zurück schimpfen, zur Freude einiger umstehender Chinesen, die grinsend beipflichten, während der Fahrer erbleicht und nach Worten ringt. Ich glaube zwar nicht, dass dies wesentlich zur Verkehrserziehung beiträgt, aber der eigene Frust lässt sich dabei hervorragend abbauen und das ist doch schon einmal was.

So erreichen wir den Tian Tan Tempel, dieser ist mit seinem runden blauen Dach das Wahrzeichen der Stadt und meine Lieblingssehenswürdigkeit. Vor allem wegen des Drumherums. In dem Park vor dem Tempel treffen sich nämlich die Rentner der Stadt zum Stricken, Häkeln, Tanzen, Sport treiben, Karten spielen, Dating und was weiß ich nicht alles. Und das ist wie immer sehr interessant anzusehen. Vor allem erstaunt, wie fit die Leute sind, an Kraftsportgeräten sieht man gestählte Körper, 65 Jahre alt, perfekt ausgebaute Muskulatur und kein Gramm Fett, die machen olympiareife Darbietungen am Reck und dazwischen Yoga. Spagat ist dabei nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt der Übungen!
Interessant ist schon die Struktur der Tempelanlage, ein Kreis über einem Quadrat, der Himmel über der Erde, die Symbolik für das alte chinesische Weltbild.

Der schönste Tempel ist die Halle des Erntedanks, eben jener große runde dreistufige Tempel mit dem blauen Dach. Auf gewaltigen Säulen ruhend wurde der Tempel um 1420 vom Yongle Kaiser errichtet und natürlich später noch ein paar Male umgestaltet. Mit vielen Chinesen lassen wir uns natürlich auch hier wieder ablichten.
Vom akkustischen Effekt des zweiten Tempels, der von einem Echowall umgeben ist, lässt sich natürlich bei den Touristen nichts wahrnehmen. Wenn man auf der einen Seite gegen die Wand flüstert, soll man es auf der anderen Seite hören können. Das probieren die Chinesen natürlich zu Dutzenden gleichzeitig aus und der Effekt ist ähnlich. Wenn man auf der einen Seite gegen die Wand schreit, kann man es natürlich 50 Meter weiter auf der anderen Seite auch hören, es hat aber mit dem Echo-Effekt nix mehr zu tun.
Letzter Höhepunkt im Himmelstempel ist der Mittelpunkt der Erde. Der Mittelstein des Opferaltars ist deshalb bei den Chinesen besonders beliebt für ein Foto. Auch wir stellen uns an und machen uns einen Spaß daraus, einmal der Mittelpunkt der Welt zu sein. Wer sich fragt, wo denn der gegenüberliegende Mittelpunkt der Erde liegt, der bekommt hier die Antwort: In einer kleinen Stadt in Sachsen namens Pausa! Da guckt nämlich auf dem Bahnhofsvorplatz ein Teil der Erdachse aus dem Boden.

Nach einem Gourmetkaffee vor dem Großen Kaufhaus des Glücks, so habe ich den Hong Qiao Markt getauft, toben wir durch die vier Etagen. Hier gibt es alles zu kaufen, was man nur kopieren kann. Von der Unterhose bis zum i-Pad, vom Turnschuh bis zum Laserpointer, lediglich die Perlen in der Schmuckabteilung sollen echt sein, aber das kann ich nicht einschätzen. Aber das Kaufhaus ist ein Erlebnis, auch wenn ich nur mit einem Ersatz meiner zerbrochenen Sonnenbrille wieder herauskomme. Handeln ist natürlich ein MUSS und der Preis lässt sich mitunter um 70 Prozent herunterhandeln.

Auf dem Rückweg drehen wir dann unsere Runde mit dem Rad über den Platz des Himmlischen Friedens. Zum ersten Male will man uns nicht mit den Rädern unters Mao Porträt lassen, aber die Polizei lässt sich beschwatzen und ein Polizist höchstselbst macht unsere glorreichen Bilder! Gemütlich radeln wir dann um die Verbotene Stadt herum, am Kohlehügel und dem Beihai vorbei und dann durch die Hotongs, die alten Stadtviertel von Beijing, bis wir schließlich am Trommelturm ankommen. Viertel vor Fünf gibt es hier eine Vorführung auf den 18 großen Trommeln, die dauert zwar nur fünf Minuten, aber das kleine Konzert ist beeindruckend und immer wieder zu empfehlen.

Abends genießen wir dann eine scharfe Spezialität aus Sichuan, den Feuertopf. Wir sitzen schwitzend in dem engen Lokal über der scharfen Brühe und werfen viel Gemüse und Fleisch in den Topf, das Prinzip ist ähnlich wie beim Fondue. Die Einlagen garen in der superscharfen Brühe und werden mit einem Sesamdip gegessen. Weil es so schön scharf und heiß ist, braucht man dazu Unmengen kalten Biers.

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Ente gut, alles gut

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

68 Kilometer vom Minggräberstausee bis nach Beijing, Besichtigung des Sommerpalastes und des Olympistadions, abends Pekingente, 51 Höhenmeter bei sonnigen 27 Grad.

Nun also der letzte Radeltag in die chinesische Hauptstadt und der beginnt mit dem Abschied von unserem Fahrer. Wir wollen uns Zeit lassen und noch den Sommerpalast besichtigen, also schicken wir Xiao Zhang mit dem gepäck gleich zum Hotel und sagen „Tschüß“. Das amüsiert die Chinesen immer wieder, wie komisch sich die Deutschen verabschieden, den „tschü-se“ bedeutet auf Chinesisch „Fahr zur Hölle“. Wir klären den Irrtum auf und nehmen unseren Meisteresser noch einmal in den Arm.

Dann rollen wir langsam los. Der letzte tag ist noch einmal sehr schön, denn es geht fast 30 Kilometer nur auf kleinen Straßen und Wegen durch kleine Wälder und an Kanälen entlang. Kaum zu glauben, dass hier in der Umgebung 10 Millionen Chinesen wohnen, wo sind die alle hin. Erst auf den Sommerpalast zu haben wir dann belebte Straßen, bis zu 6 Spuren und da sind sie dann auch die Menschenmassen. Welch ein Kontrast zu unseren Etappen durch die Wüste in der Mongolei.

Trotz des Gerangels ist der Sommerpalast immer wieder ein Erlebnis, die Anlage wurde vom Kaiser Qianlong im 18 Jahhundert errichtet und steht im starken Kontrast zur Verbotenen Stadt im Zentrum. Denn im Sommerpalast dominieren weitläufige Anlagen, Seen mit Inseln, Brücken und einzelne Paläste und Pavillions. Durch den Park führt ein mehr als 700 Meter langer Wandelgang, der mit tausenden von Bildern geschmückt ist. Waren die Anlagen einst nur zum Vergnügen des Kaisers gedacht, haben hier heute täglich mehrere 10.000 Leute ihren Spaß, besteigen die Halle der Freude und Langlebigkeit und genießen den Blick über den See mit der Skyline Beijings im Hintergrund. Im hinterne Teil des Sees liegt ein Pavillion aus Marmor in der Form eines Bootes. Um den teuren Bau finazieren zu können hat die Kaiserinwitwe Cixi den Bau unter „Ausgaben für die Marine“ deklariert, so möchte ich auch gerne meine Steuererklärung manipulieren können.

Mit einem „richtigen“ Boot schippern wir dann zum andern Ufer bis zur Insel im See und laufen über dien 17 Bogen Brücke zurück zum Ausgang. Zwei Stunden in dem Trubel reichen, denn wir haben ja noch den Stadtverkehr vor uns. Der läuft jedoch relativ ruhig, zumindest für uns, denn jede der breiten Straßen hat auch einen extra breiten Radstreifen und so sind wir entlang des vierten Rings recht schnell am Olympiagelände.
Auch hier noch einmal Volksmassen, die das Vogelnest und Aquawürfel bestaunen und auch wir machen unsere Touristenfotos. Dann folgen die letzten Kilmeter der Tour und bei 3412 schalte ich am Hotel den Kilometerzähler aus. Irkutsk-Beijing ist geschafft; für dieses Jahr und weil es so schön war, gibt es die Tour auch im nächsten Jahr wieder.

Was bleibt zu tun heute noch? Na klar, die obligatorische Pekingente! Immer wieder superlecker ist der knusprig gebratene Vogel, von dem nur die goldbraune Haut mit Fettschicht und ein wenig Fleisch serviert werden. Dazu gibt es Gurke und Zwiebeln und Pfannkuchen, in den die Ente und die Beilagen eingewickelt werden. Dazu kommt eine dunkle, leicht süßliche Soße. Ein Geschmackserlebnis der besonderen Art.

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Im Schilderwald

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

53 Kilometer um den Minggräberstausee, Besichtigung der Minggräber und der Seelenstraße, Ausflug in mein Lieblingsfischrestaurant, 612 Höhenmeter bei warmen 25 Grad und Sonne

Als die Kaiser der neuen Mingdynastie die Hauptstadt wieder von nanjing nach Beijing verlegten brauchten sie einen Platz für die kaiserlichen Gräber. Unter Aufsicht von Geomanten machten sich die beamten des Hofes auf die Suche nach einem geeigneten Platz und den fanden sie etwas nördlich des kleinen Städtchen Changping. Hier gab es ein weites dünn besiedeltes Tal fast ohne Dörfer mit hohen Bergen rundherum. Hier wurden dann insgesamt 13 große Grabanlagen errichtet.

Mit der kaiserlichen Ruhe ist es nun vorbei, denn die Touristen, die die Mauer in Badaling besichtigen, stoppen alle hier und werden auf die drei oder vier größten Gräber verteilt. Mir gefällt am besten das Changling Grab des Yongle Kaisers und deshalb beginnen wir dort unsere Tour. Am späten Morgen ist hier noch nicht zu viel los und so kann man recht alleine durch die großen Hallen spazieren und staunen. Auch hier stammt nicht alles aus dem 15. Jahrhundert, die Anlagen waren vor 100 Jahren in recht schlechtem Zustand und sind in den letzten 20 Jahren renoviert worden. Davor natürlich auch schon diverse Male in der späten Ming und in der folgenden Qing Dynastie. Bis auf ein Grab, das Ding Ling, sind alle Gräber nicht geöffnet worden, lediglich in diesem einen Grab hat man den Kreisrunden Grabhügel mit fast 800 Metern Durchmesser durchwühlt und ist in fast 30 Metern Tiefe fündig geworden. In einer kleinen unterirdischen Palastanlage waren die Särge der Kaiserfamilie gestapelt und zahlreiche Beigaben konnten ausgegraben werden. Teile dieser Beigaben können heute besichtigt werden und geben einen kleinen Überblick über das Leben in der Ming Dynastie. Gerade unter dem Yongle Kaiser erblühte die Dynastie und Gesandtschaften wurden in die ganze Welt, von Südostasien bis nach Afrika geschickt. Im Museum hier gibt es die Replica eines Schiffes von 120 Metern Länge und 60 Metern Breite, mehr als 6 mal größer als Columbus „Santa Maria“. Chinesische Schiffe konnten bis zu 1000 Mann beherbergen, Columbus hatte 39 Mann Besatzung. Während die Spanier mir drei Schiffen in Amerika aufkreuzten und nicht einmal wussten, wo sie waren, legten die Chinesen mit bis zu hundert Schiffen an. Interessant ist, dass ein Eunuch aus Kunming namens Zheng He sieben große Expeditionen für den Ming-Kaiser durchgeführt hatte. Von Geburt Moslem und von mächtiger Statur und gewaltiger Stimme, weil erst als Erwachsener seiner besten Teile entledigt, hatte den Ruf eines vorzüglichen Seemanns und ist später in die Geschichte als „Sindbad, der Seefahrer“ übernommen worden, behaupten zumindest einige Sinologen und ich mag die These.

Solchen Gedanken nachhängend wandeln wir durch das Kaisergrab. Dabei stoßen wir an jeder Ecke auf einen Wald an Schildern. Es gibt eine „Drei Sterne Toilette“, man soll bei Gewitter nicht telefonieren, wir werden informiert, das auch das grüne Gras unsere Zuwendung braucht. Auch bei den sinnigeren Aufforderungen ist das Englische oft sehr witzig, wenn man sich aus Brandschutzgründen keine Zigarette anbieten lassen soll.

Dann haben wir von den Gräbern genug und beschließen übver den Berg zu meinem Lieblingsfischrestaurant zu fahren. Herausgesucht hatte ich das Lokal vor etwa 6 Jahren wegen einer langhaarigen Schönheit, welche dort servierte. Die ist längst verheiratet und ein Kind und lebt jenseits der Berge, aber der Fisch ist nach wie vor der Beste in der Region. Die Zuchtstation für zwei verschiedenen forellenähnliche Sorten, sowie einen Süßwsserwels ist direkt neben dem Restaurant. Der Fisch wird mit dem Kescher herausgeholt und 15 Minuten später kommt er dann auf den Tisch. Die rote Forelle gibt es roh, in dünnen Scheiben mit Wasabi, die schwarze Forelle dann gegrillt mit viel Chili und Kreuzkümmel, den Wels auf „Hongshao“ also traditionell chinesisch. Schwer ist es danach, sich über den Berg wieder zurück bewegen zu müssen, aber wir wolle ja noch die „Seelenstraße“ besichtigen. das ist der Eingang zum Tal der Minggräber und hier wurden die Begräbniszeremonien durchgeführt. Die Bilder mit den an beiden Seiten aufgereihten Tieren, Fabelwesen, Soldaten und Beamten sind weltberühmt und stehen eigentlich auch bei jeder Peking Reise auf dem Programm, doch jetzt am späten Nachmittag ist es angenehm ruhig hier und die wenigen reisegruppen hetzen recht schnell an uns vorüber. Wir genießen den Spaziergang durch die herrlich grüne Anlage und machen uns dann auf den Rückweg ins Hotel und müssen dann schon wieder essen. Mein Gott, die mühsam abgefahren Speckrollen wachsen in diesem Land schnell wieder nach, da nützen auch die Berge nix, die zwischen Mittag und Abendessen liegen.

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Auf der Mauer

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

43 Kilometer von Kangzhuang zum Minggräberstausee bei warmen 25 Grad und vielleicht 200 Höhenmetern, Besteigung der Großen Mauer bei Badaling, gemeinsam mit zwei Millionen anderen Touristen

Die gestrigen Kilometer machen sich dann am Morgen doch ein wenig bemerkbar, so richtig Lust in die Pedale zu treten haben wir nicht, müssen wir auch nicht, denn bis zur Großen Mauer in Badaling sind es gerade einmal 10 Kilometer. Wir haben Glück, dass wir recht zeitig am Morgen eintrudeln. Obwohl der Parkplatz unter dem Gemäuer noch nicht einmal halbvoll ist, tummeln sich gefühlte zwei Millionen Chinesen hier. Busladungen volle Touristen werden ausgeworfen. Man hört Dialekte aus dem Süden, dem Norden, dem Osten und dem Westen. Deren Reiseleiter sind mit Fähnchen und tragbarem Lautsprecher ausgerüstet und die Gruppen werden fast im Laufschritt die Treppen hinauf und hinunter gehetzt. Dazwischen ein paar Langnasen und eine Gruppe von Angolaner sorgt für aufsehen. „Mein Gott sind die schwarz und dick!“ höre ich ein paar Mädchen tuscheln. Trotzdem wollen sie sich mit den Angolanern fotografieren lassen, oder gerade deshalb.

In der Pekinger Umgebung gibt es fast ein Dutzend mehr oder weniger bekannter Mauerstücke, die man von der Hauptstadt aus besichtigen kann. Badaling ist der beliebteste oder zumindest der meistbesuchte. Die Mauer kommt hier recht spektakulär über die Berge hinunter ins Tal, dort befindet sich um das Tor eine Fortanlage und dann windet sich der Wall wieder auf der anderen Seite den Berg hinauf. Seit mehr als 30 Jahren hat man hier an der Logistik gearbeitet. Es gibt auf beiden Seiten gigantische Parkplätze, eine Autobahn führt hierher und auch die Eisenbahn stoppt hier. Inzwischen hat man auf beiden Seiten Lifte gebaut und rundherum gibt es Restaurants und Hotels.
Der Verdacht liegt nahe, dass die modernen chinesischen Mauerkonstrukteure hier mehr als nur Restauration betrieben haben. Einige böse Zungen behaupten sogar, die Mauer habe hier gar nicht entlang geführt. Uns und den Chinesen ist es egal, denn nur wer einmal im Leben die Mauer beklettert hat, der ist ein „richtiger Chinese“. Für mich ist der Abschnitt eigentlich wegen des bunten Getümmels am interessantesten. In Doppelreihen schiebt sich das bunte Volk nach oben und wieder nach unten und überall klicken die Fotoapparate und die Handykameras. Gut, dass sich bei den vielen Fotos die Landschaft nicht abnutzt, denn sonst wäre hier alles weiß wie Schnee und selbst die hohen Berge wären komplett „wegfotografiert“.

Wir genießen das bunte Treiben und steigen bis zum fünften Turm hinauf, die Sicht ist wirklich spektakulär. Auf beiden Seiten bis zum Horizont der Schutzwall gegen die Steppenvölker voller bunter Punkte. nach zwei Stunden sind wir wieder unten angekommen, wo es noch voller geworden ist. Mit den Rädern gelingt es uns dann sogar durch die Fußgängerzone zu fahren und durch das Tor zu schlüpfen. Dann geht es in schneller Fahrt nach unten der Hauptstadt entgegen. Doch dort wollen wir noch gar nicht hin, sondern nur zum Stausee an den Minggräbern, die wir morgen besichtigen wollen.

Das Abendessen ist wieder einmal grandios. Unweit des Sees gibt es ein hervorragendes kleines Grillrestaurant. Wir bestellen fast alles, was sich grillen lässt: Lammfleisch, Hühnerherzen, Aubergine, Pilze, Schnittlauch …. und schleppen uns dann mit vollem Bauch zum Hotel zurück.

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Der lange Marsch

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

152 Kilometer von Yuxian nach Kangzhuang, 800 Höhenmeter bei optimalen Bedingungen und sonnigen 20 Grad

Da wir heute unseren letzten langen Tag haben brechen wir recht zeitig auf und lassen unser „kleines Paris“ hinter uns. Heute ist noch einmal ein optimaler Radeltag, die Sonne scheint, aber es sind nur angenehme 18 Grad. Obwohl die Straße fast eine Autobahn ist, gibt es nicht all zu viel Verkehr und man kommt gut voran.

Langsam kommen wir ja in die Umgebung der Hauptstadt, doch davon merkt man eigentlich recht wenig. Es gibt immer noch viele kleine Dörfer und die ganze Region ist sehr landwirtschaftlich. Vor allem wird Mais angebaut. Recht bergig ist es auch, aber die Straße verläuft nur gemütlich ansteigend im Tal entlang.

Zum Mittag hatte ich ein richtig mieses Lokal im Auge, zu dem es keine Alternative gibt und dort ziehen wir auch ein. Aber statt einer lausigen Nudelsuppe können wir drei oder vier richtig gute Gerichte ordern und sind mehr als zufrieden. Vielleicht hat das meckern im letzten Jahr geholfen.
Nach dem dicken Essen schleppen wir uns auf einen kleinen Pass noch einmal 300 Höhenmeter nach oben, danach geht es richtig bergab in einen weiten Talkessel. Die Temperatur steigt noch einmal ordentlich an und auch die Landwirtschaft hier ist viel abwechslungsreicher. Neben dem Mais wird auch sehr viel Obst angebaut, vor allem Wein. Und man versucht sich auch in der Produktion besserer Tropfen, einigen der Güter hat man französische Namen gegeben, na gut, wir sind ja auch nur einen Tagesritt von „Klein Paris“ entfernt.

Unten im Tal liegt dann der Guanting-Stausee, oder das was davon übrig geblieben ist. Viel Wasser plätschert nicht in dem einstmals recht großen See. Dafür hat der Bauwahnsinn aber zugeschlagen. Über mehrere Kilometer am See errichtet man Satellitenstädte und Siedlungen für Neureiche. Riesige Villenviertel werden aus dem Boden gestampft. Die gegend ist zwar nett, aber eigentlich kann man nicht viel machen, der See liegt ein oder zwei Kilometer weg, die Berge rundherum sind eher karg und laden auch nicht zu langen Wanderungen ein und die nächsten Städte liegen alle eine knappe Autostunde weg. Die Baustellen machen deshalb einen eher trostlosen Eindruck und würden mich eher abschrecken. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Gegend hier entwickelt.

Da unsere Übernachtung im letzten Jahr nicht so toll war, hatten wir beschlossen, in diesem Jahr einen neuen Platz zu suchen. In dem kleinen Ort in der Nähe des Sees sieht es aber gar nicht gut aus, das einzige Hotel am Ort wird umgebaut und hat deshalb geschlossen. Obwohl wir schon 140 Kilometer in den Beinen haben, fällt der Entschluss noch 15 Kilometer weiter bis in die nächste Stadt zu radeln, nicht zu schwer. Dort finden wir dann auch recht schnell eine passende Unterkunft und haben morgen dann einen kürzeren Tag vor uns.
Entgegen meiner Gewohnheit, nicht in Hotelrestaurants zu essen, tun wir das heute doch einmal, denn zu einem längeren Spaziergang haben wir keine Lust mehr. Und auch hier werden wir positiv überrascht, vor allem die Lammrippchen, gegrillt nach Art des Hauses, waren ein Traum.

Am Abend stelle ich fest, dass wir ganz nebenbei auch die längste Tagesetappe der Tour gefahren sind, wir haben die Ausfahrt aus Ulaan-Baatar in die Steppe noch um einen Kilometer getoppt.

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La Tour Eiffel de petite Paris en Chine

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

96 Kilometer von Hunyuan nach Yuxian, 560 Höhenmeter bei sonnigen aber kühlen 16 bis 20 Grad

Rund um Beijing gibt es genug Landschaften für lange Fahrradtouren, die einen mehrere Wochen beschäftigen können. Touristisch wirklich erschlossen sind vor allem die Gebiete nördlich von Beijing, entlang der Großen Mauer bis hin zum Gelben Meer. („Kaiserliches China“). Doch landschaftlich ist es in die östliche Richtung ebenso schön, dafür hat man weniger Verkehr, wenige Touristen und so gut wie keine Ausländer. Dafür gibt es links und rechst der Straße schöne kleine Dörfer und ab und an steht auf den Hügeln noch der Lehmsockel eines alten Signalturms. Überall sind die Bäuerlein auf den Feldern, auf denen vor allem Mais angebaut wird und auf der Straße wird man ab und an von einem Eselskarren und dessen Lenker bestaunt. Ansonsten passiert nicht viel an diesem Tag durch die leichte Berglandschaft westlich von Beijing.
Eine Überraschung bietet dann unser Zielort. Schon von weitem erkennt man den Fernsehturm im Zentrum der Stadt, es ist wie ein Dejavu, diese Stahlkonstruktion habe ich doch schon einmal irgendwo gesehen, allerdings ein bisschen größer. Hinter diesem kleinen Eiffelturm befindet sich eine belebt Geschäftsstraße mit viel kleinem Handel und weiter hinten liegt eine nette kleine Altstadt mit richtig viel Leben. In zwei Dingen unterscheidet sich die Stadt vom „richtigen“ Paris, es gibt keine Baguettes und Käse und niemand spricht Französisch. Zurück von unserem Stadtbummel wird es langsam dunkel und der Turm ist mit bunten flackernden Neonlichtern erleuchtet, auf dem zentralen Platz erschallt laute Musik und es wird gesungen. Eine Gruppe in rot gekleidete Frauen singt neben chinesischen Volksliedern auch Hymnen an den Großen Vorsitzenden Mao Zedong. Das Interesse der vielleicht dreihundert Leute drumherum ist groß, uns reichen 10 Minuten des Gesangs in schrillsten Tönen. Pünktlich um 22 Uhr wird die Musik ausgeschaltet und die Bürgersteige werden hoch geklappt, dann ist es ruhig bis morgens um 6 Uhr, wenn die Beschallung für die zahlreichen Frühsportler auf dem Platz wieder hoch gefahren wird.

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Die gute Tat von Hunyuan

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

22 Kilometer zum taoistischen Hengshan-Berg und wieder zurück, 8 Kilometer Wanderung und 1000 Höhenmeter, die Hälfte davon zu Fuß, bei wechselhaftem Wetter und 20 Grad.

Heute nun der zweite Versuch zum taoistischen Heiligtum Hengshan, das Wetter sieht ein wenig besser aus als gestern und wir schwingen uns fröhlich aufs rad und strampeln wieder am Hängenden Kloster vorbei und dann ordentlich nach oben bis zum Eingang und Parkplatz des Hengshan Gebietes.

Obwohl einer der fünf heiligen Berge des Taoismus, hält sich der Andrang in Grenzen. Die meisten Touristengruppen werden nur zum Hängenden Kloster gescheucht und hetzen dann weiter zum Wutaishan, dabei gibt es hier auch genug zu sehen. Taoistische Kloster und Tempelanlagen sind in der Regel weniger spektakulär als buddhistische, dafür suchte man sich aber eher spektakuläre Landschaften und die unzugänglichsten Plätze zum Errichten der Tempel aus.

Die Ursprünge des Taoismus gehen zurück bis ins 4. Jahrhundert vor unserer Zeit, die ersten Gebäude hier am Hengshan sollen auch auf diese Zeit zurückgehen. Viele Schulen des Daoismus streben Unsterblichkeit an, dazu haben sich die Meister dann in die Berge zurückgezogen und an sich selbst herumexperimentiert. Bei einem solchen Experiment ist dann auch wohl der Tofu, mein so geliebtes Lebensmittel entstanden (siehe auch: www.tomtomtofu.com).

Der Weg zu den Tempel führ vorbei an an einer bildschönen Landschaft. Es gibt sie also wirklich und nicht nur auf mal mehr oder weniger kitschigen Bildern in Chinarestaurants auf der ganzen Welt (außer in China). Steile Berge, Gipfel in Wolken eingehüllt und knorrige Kiefer auf kargen Felsen. Vor allem letzteres bekommen wir reichlich zu sehen.

Die Tempel sind in Felsspalten eingekeilt und fast ebenso spektakulär wie das Hängende Kloster vom Vortag. Langsam kämpfen wir uns bis zum höchsten Aussichtspavillon vor, dann schlägt das Wetter langsam um und zwingt uns zur Rückkehrer. Bei leichtem Niesel erreichen wir die Stadt noch bevor es am Nachmittag richtig stark gewittert.

Eigentlich hatten wir heute einmal das Lokal wechseln wollen, doch wieder zieht es uns in unsere Stammkneipe. Kaum sitzen wir in dem kleinen Lokal, rumpelt es vor der Tür ein wenig. Ein Chinese war mit seinem großen koreanischen Geländewagen beim Rangieren über ein Kante gefahren. Nun hing das Fahrzeug hinten halb in der Luft und vorne im Graben mehr als einen Meter tiefer. Der Fahrer war total aufgelöst, seinen schönen teuren Wagen so in der Luft hängen zu sehen und schnell sammelt sich ein kleiner Auflauf von Leuten, aber so richtig helfen kann keiner. Man fummelt ein wenig mit dem Wagenheber herum, aber das bringt eigentlich nichts. Wir haben uns auch mit nach draußen begeben und plötzlich habe ich eine Idee und frage unser Autokenner Wolfgang: „Sach‘ mal, der hat doch Allrad, oder?“ Und damit war dann alles kinderleicht, ich lasse den Fahrer die Heckklappe öffnen und unser (dicklicher) Fahrer Zhang und ich steigen auf die Stoßstange. Schon im nächsten Augenblick neigt sich der Wagen wieder in die Waagerechte, der Fahrer fährt vorsichtig rückwärts und hat schnell wieder alle Räder auf dem Asphalt. Die Freude bei allen Beteiligten ist groß und hier schnell noch Grüße an meinen Physiklehrer!

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Wie ein Schwalbennest…

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

6 Kilometer zum Xuan Kong Si vor der Stadt, Besichtigung des Hängenden Klosters und Ruhetag bei zu kaltem, wolkigen Wetter und Sturmböen.

Über Nacht hat es sich merklich abgekühlt und am Morgen war noch etwas Sonne, aber der Himmel zieht schnell zu und bei höchstens 11 Grad kommen wir schnell ordentlich ins frieren. Dabei steht heute nur ein Abstecher auf dem Programm.

Weltberühmt ist das Schwebende/Hängende Kloster bei Hunyuan. Irgendwann in der Han Dynastie wollte ein Mönch seine Ruhe haben und hat sich mitten in einer steilen Felswand eine kleine Klause errichtet, einziger Zugang per Seil von oben, Versorgung über Seil nach unten. 600 Jahre hatte er dann seine Ruhe, dann wurde aus der Klause eine Anlage, die systematisch erweitert wurde. Akrobatisch, auf langen dünnen Holzbalken ruhend, „klebte“ man ein Tempelchen nach dem anderen an die Wand, verbunden mit steilen Treppchen und Leitern.

Heute ist es vorbei mit der Ruhe am Hängenden Kloster, denn als eine der Hauptattraktionen in der Provinz werden täglich mehrere tausend Touristen über die schmalen Treppen durch den Tempel gescheucht. Ab 11 Uhr herrscht überall Stau, blockiert von einigen Leuten, die sich aufgrund von Höhenangst partout keinen Schritt mehr vorwärts oder rückwärts bewegen wollen oder können. Sehenswert ist und bleibt der Tempel trotzdem immer noch und zwar aus allen Perspektiven, vom Taleingang in der Mitte der schroffen Steilwand oder von oben auf der, scheinbar, wackeligen Holzkonstruktion mit 45 Metern Luft unter den Füßen.

Leider war der Rundgang nichts zum Aufwärmen und so beschließen wir den Hengshan Berg, der sich ein paar Kilometer weiter befindet und ein daoistisches Heiligtum ist, auf den morgigen Tag zu verschieben.

Mir ist es ganz recht, denn bei der Abfahrt gestern habe ich mich ordentlich verkühlt und huste und spucke, wie ein richtiger Chinese um die Atemwege wieder frei zu bekommen. Martina und Wolfgang genießen die Atmosphäre in der quirligen kleinen Stadt, durch die Modernisierungswalze noch nicht hindurch gekommen ist. Abends enden wir dann in dem kleinen Lokal, in dem wir gestern schon sehr gut gegessen haben und im vergangenen Jahr auch, da waren wir an drei Tagen hintereinander nur in diesem Lokal und auch in diesem Jahr konnten die Wirtin und ihr Mann in der Küche wieder komplett überzeugen, deshalb werden die drei Sterne für chinesische Hausmannskost mit Begeisterung wieder vergeben.


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