Wasserdorf BummBumm

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Einmal Ballermann und zurück

Als Vorbereitung habe ich gestern abend noch die DVD von „Mission Impossible 5“ in den Computer geladen. Denn Tom Cruise war es, der mit MI3 den Ruhm von Xitang begründete. Gerade noch in Shanghai, steigt er durch ein Fenster und ist schon im immerhin 60 Kilometer entfernten Xitang. Das hat natürlich schnitttechnische und dramatische Gründe. Schließlich wollte man im Film auch eine wenig traditionelles Chinaklischee transportieren. Und so so viel eine Hollywood-Crew für ein paar Tage in Xitang ein und Tom Cruise hetzt durch die malerischen Gassen der Stadt, springt über geschwungene Kanalbrücken und zerlegt nebenbei ein wenig antikes Mobiliar. Xitang hat es überlebt und ist mit dem Film zur Topdestination im Yangzi-Delta aufgestiegen. Dies aber auch mit einem gewissen Recht. Wenn es Xitang nicht gäbe, man müsste es erfinden (und hat es im 80 Kilometer entfernten Wuzhen auch gemacht, wo ein Wasserdorf direkt am Reisbrett geplant wurde).

Bevor „Mission Impossible“ war Xitang nur ein sogenanntes „Wasserdorf“ unter vielen. Zhouzhuang, Tongli, Nanxun und Wuzhen, um nur einige zu nennen, wurden Mitte der 1990er Jahre „entdeckt“. Bis dahin waren es verschlafene Kleinstädte, die eines gemeinsam hatten: Eine oder mehrere historische Uferzeilen an Seitenarmen des Kaiserkanales. Zhouzhuang wurde zuerst von Touristen überrannt, Tongli folgte und mit dem Boom setze auch die „Disneyfizierung“ der Wasserdörfer ein. Vor allem Zhouzhuang ist ein gutes Beispiel dafür, wie Tourismus einem Ort auch schaden kann. Hier steht kaum ein historischer Stein mehr auf dem anderen und der Charme ist definitiv dahin. Als Spätentwickler blieb Xitang dieses Schicksal vorerst erspart.

Der Weg dorthin beinhaltet dann wieder alles, was China so zu bieten hat. TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖT von Shanghai bis zur Mittagspause. Ruhige Kanalstrecken dann bis zum Ziel. Wir haben ein Dejá Vu zur Ausfahrt aus Peking.

Und erreichen dann Xitang am späten Nachmittag, sind entzückt vom historischen Charme der Kleinstadt, von den Kanälen, den romantischen Booten.

Dann wird es langsam dunkel und die Stadt changiert von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde.

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dröhnt es aus unzähligen Bars, Diskos und Animierkneipen. Ballermann auf Chinesisch. Gar nicht mehr romantisch.
„Um Mitternacht ist der Spuk vorbei!“, beruhige ich die Gruppe. Unser Hotel liegt direkt in der malerischen Altstadt. Sprich: Gleich neben dem nächsten Subwoofer.

Kurz vor Mitternacht ist der Spuk dann tatsächlich vorbei.

Am nächsten Tag stürzen wir uns dann in die Touristenmassen. Und in die 1000 kulinarischen Köstlichkeiten, die wir am liebsten alle probieren würden.
Der Versuch zählt!

Zugegeben, alles haben wir nicht probiert!

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Zwei Runden Shanghai

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Per Pedes und Pedales

Und auch heute gibt es Zugang: Wir begrüßen Vera, Hans-Jörg und Albert von der Reise Das Blaue China!
Thomas, der Reiseleiter kommt aus privaten Gründen erst Ende der Woche, und so nehmen wir die Gruppe für die ersten vier Tage unter unsere Fittiche.

Auf allgemeinen Wunsch machen wir dann erst einmal Radpause. Nicht, dass wir radmüde wären, oder verkehrsgeschädigt! Es sind nur einige U-Bahn-Fans in der Gruppe und so verbringen wir einen Tag tief unter der Erde und hoch im Himmel, auf dem World Financial Center, besser als Flaschenöffner bekannt.

Am zweiten Tag juckt es dann aber allen wieder in den Radlerwaden und wir machen eine Stadtrundfahrt der besonderen Sorte: Ins Viertel Hongkou, in dem auch das ehemalige jüdische Ghetto liegt. Während des Dritten Reiches fanden viele jüdische Flüchtlingen Aufnahme in Shanghai, da die Stadt eine der wenigen Orte der Welt war, für die ein entsprechendes Visum ausgestellt wurde.

Leider ist neben dem jüdischen Museum und der Synagoge nur noch eine Straßenzeile mit alter Architektur übrig geblieben. Die Neubauten fressen sich immer weiter in das ehemalige Armutsviertel Hongkou, fast noch mehr als in den anderen Vierteln, wo noch relativ viel der historischen Bebauung steht. Fast wehmütig drehen wir eine Runde durch eine Straßenzeile mit traditionellen, fast ländlich wirkenden Häusern, wie man sie im Yangzi-Delta häufig sieht. Auf dem Straßenmarkt kaufen wir unser heutiges Mittagessen ein: Fladenbrot vom Hui-Chinesen, Mandarinen von der Bauersfrau aus dem Umland. Abends wird dann wieder geschlemmt, in dem kleinen Restaurant, das ich vor einigen Monaten auf meiner Tandemfahrt mit der Familie entdeckt und lieben gelernt habe.

Zum Abschluss unserer Shanghai-Zeit wagen wir uns dann noch auf Nachtfahrt, sausen durch romantische Platanenalleen, an grell erleuchteten Hochhäusern vorbei, flanieren über den Bund und kommen nach fast drei Stunden heil und groggy wieder ins Hotel zurück.

Morgen geht’s dann auf’s Land!

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Im Auge des Drachen

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Eine kurze Geschichte der Geomantik

Meine profane Einstellung zu Fengshui hatte ich der Gruppe schon in Peking erklärt:
Im Norden waren die Barbaren, aus Westen kamen die Sandstürme. Daher waren diese Himmelsrichtung schlecht.
Im Osten geht die Sonne auf und der Süden bringt warmes Wetter. Diese Himmelrichtung gelten folgerichtig als gut.

Was macht man nun als aufgeklärter Skeptiker mit dieser Geschichte:

Im Herzen Shanghais, dort wo die Yanan Lu und der Innere Ring aufeinander treffen, baute man vor fast zwanzig Jahren ein Viadukt, eine gewagte Konstruktion mit vier Ebenen. Zweimal wähnte man sich schon dem Erfolg nah, aber die tragende Säule in der Mitte gab nach. Folgerichtig (aus dem chinesischen Blickwinkel) fragte die Bauleitung dann einen Fengshui-Meister, einen Geomanten also, was denn schief laufe.

Dieser schaute sich die Baustelle an und entschied: Unter dem Viadukt lebte ein Drache, und die tragende Säule stünde direkt im Auge des Drachen. Erleichtert errichtete die Bauleitung nun den tragen Pfeiler als Drachensäule (s. Bild) und das Viadukt hielt (und hält bis heute, was in China durchaus keine Selbstverständlichkeit ist!).

Ein halbes Jahr später starb der Fengshui-Meister. Er hatte das Geheimnis des Drachen verraten!

Shanghai ist voller Geschichten wie dieser, und so begeben wir uns heute, zusammen mit unseren Eintagsradlern Anke und Dennis, eine freundliche Leihgabe der Tour „Chinesische Landpartie“, auf Spurensuche.

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Shanghait

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Pedalflanieren unter Platanen

Wir sind gefangen! Shanghait sozusagen.

Also nicht abgefüllt und gegen unseren Willen auf ein Schiff verbracht. Sondern genuin angefixt von dieser Stadt. Was auch am Wetter liegt.

Habe ich schon erwähnt, dass wir seit Beginn der Reise perfektes Wetter haben?

Vier Tage und fünf Nächte in Shanghai! Da stellt sich die Frage, was als Erstes tun!?

Nicht lange nachdenken, rauf auf’s Rad und der Langnase nach. Also mir. Vor zwei Jahren habe ich diese Tour erkundet und freue mich nun, wieder durch das Labyrinth von Platanen bestandenen Alleen zu radeln. Im Vergleich zu Peking ist Shanghai, vor allem in der Innenstadt, viel kleinteiliger.

Ab und zu unterqueren wir eine aufgeständerte Ausfallstraße. Ansonsten geht es zweispurig zu, mit zwei schmalen, markierten Radwegen in jede Richtung. Auch wenn es an den Kreuzung zuweilen abenteuerlich zugeht: Es lässt sich gut fahren, in Shanghai! Und meine Gruppe ist sowieso schon auf den chinesischen Fahrstil geeicht und meistert die Stadt wie schon in Peking mit Bravour!

Unsere Stadterkundungstour führt uns zum Jadebuddha-Tempel, dann den Suzhou-Fluss entlang zum Bund, der berühmten Uferzeile mit dem Blick auf die alte und neue Skyline. Zwischendrin machen wir noch Pause in meinem Shanghaier Lieblingsrestaurant, einer Kongfu-Kneipe mit einfacher aber schmackhafter Küche. Dann ignorieren wir die „Radfahrer-verboten“-Schilder und fahren den Bund entlang.

Im weiten Bogen geht es dann zurück zum Hotel. Etwas drei Kilometer davor säumen wieder Platanen den Weg. Wir sind wieder in der ehemaligen französischen Konzession. Man kann von der Kolonialgeschichte halten, was man will: Hier haben die Franzosen einmal etwas Sinnvolles hinterlassen!

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Dumpfmöse

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Fünf Stunden Bus, Fünf Stunden ICE (Harmony)

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„Shabi!“, ruft unser Fahrer. „Zao ni made!“

„Dunmpfmöse!“ „Fick Deine Mutter!“

Sein Schimpfwörterschatz ist so reichhaltig wie sein Fahrstil schlecht. „Alles Idioten, nur ich nicht!“, scheint er zu denken. Er wäre eine gute Besetzung für den Sketch: „Achtung, auf der A8 kommt ihnen ein Geisterfahrer entgegen!“ „Einer? Viele!“

Wir bremsen also virtuell mit und lernen Schimpfwörter. Wer auch immer die Mär von der chinesischen Höflichkeit in die Welt gesetzt hat, war noch nie in Peking. Hier wird an Genitales angelehntes Wortgut (eher Wortschlecht, Kalauer muss sein!) gebellt, dass es der Sau graust.

Wobei Dumpfmöse und Fick Deine Mutter eigentlich schon in den normalen Sprachgebrauch übergegangen sind. So eine Möse muss, rein linguistisch gesehen, auch gar nichts Schlechtes sein. Die Kuhmöse, also „Niubi“ auf Chinesisch, ist zum Beispiel die chinesische Entsprechung des deutschen „Geil!“. Kommt wohl irgendwie von „Chui Niu“, die Kuh aufblasen, beziehungsweise die Kuhhaut aufblasen, also „Niupi“, fast gleich ausgesprochen.

Jemand, der die Kuhhaut aufblasen konnte (um einen Fluss zu überqueren), war also ein Chui Niupi. Geblieben ist die Verbalhornung „Niubi“.

Warum ich das alles erzähle?

Richtig, heute ist Transfertag, und nicht viel passiert! Das würde unser Fahrer sicherlich anders sehen. „Wird nichts mehr, Mädchen!“, ruft er den verzweifelten Damen mit den viel zu hohen Stöckelschuhen zu, die versuchen, zwischen stinkenden Blechkisten doch noch ihren Zug zu bekommen.

Denn auch wenn das chinesische High-Speed-Rail-System grandios ist, wurde leider vergessen, die Bahnhöfe entsprechend auszustatten. Eine geschlagenen halbe Stunde brauchen wir von der Einfahrt zum Pekinger Südbahnhof bis zum Eingang. Was unseren Fahrer zu einer verbalen Mösenflut anspornt. Glücklicherweise sind wir aber rechtzeitig von der Chinesischen Mauer in Huanghua losgefahren und erreichen nach vier Stunden Fahrt tatsächlich die Eingangshalle. Vier Stunden für 60 Kilometer. Wenn sich irgendwo die Sinnlosigkeit des Autos als modernes Verkehrsmittel manifestiert, dann in China.

Im Bahnhof haben die Architekten dann leider die Wartesäle vergessen. Musste ja Platz für McDonalds UND Burger King sein und ein paar Dutzend überteuerte Geschäft mit Last-Minute-Geschenke-Tand. Aber immerhin: Am Südbahnhof erreicht man die Bahnsteige, ohne zuvor mehrere Treppenfluchten nach oben und unten gehastet zu sein.

Dann kehrt Ruhe und Entspannung ein. Ruhig und unspektakulär zieht der chinesische ICE mit konstanten 300 Stundenkilometern in Richtung Süden. Die Sitze sind bequem und die Klimaanlage wohl temperiert. Bester Beweis, dass die Chinesen den deutschen ICE nicht nur kopiert haben.

In Shanghai verbringen wir noch ein paar Minuten im Stau und drehen eine Extra-Runde durch die ehemalige französische Konzession, weil der Fahrer das Hotel nicht findet.

Um 21:15 sind wir dann endlich am Ziel, schmeißen unsere Koffer auf die gemütlichen Betten und haben Hunger.

Ich krame in meinem Gedächtnis nach einem geeigneten chinesischen Restaurant, das
1. Um diese Uhrzeit noch offen hat
2. Gut und günstig ist.

Denn die Gegend rund um die Hengshan Straße ist eher hip und schick. Die kleinen chinesischen Klitschen, die wir so lieben, sind hier eher selten.

„Pizza wäre auch OK!“, postulieren Anton und Heide.

„Ich hätte gerne Bratwurst mit Sauerkraut“, reißt Henning einen Witz.

Zehn Minuten später sitzen wir in der Shanghai Brewery zwei Straßenkreuzungen weiter und haben:
3x Pizza, 2x Margarita, 1x Pesto/Scampi
2x Deutsche Wurstplatte mit Sauerkraut

Dazu rotblondes Weizen aus der hauseigenen Brauerei.

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Auch das ist China!

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Pekinger Landpartie

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Zwei Tage Landluft mit Mauer

Es liegt ein Hauch von Smog in der Luft!

Die letzten drei Tage hatten wir Bilderbuchwetter. Selbst für den goldenen Herbst in Peking war die Sonnenintensität außergewöhnlich.

Nun weht kaum mehr Wind und die Stadt hat Zeit, sich mit Abgasen zu füllen. Zeit also, das Weite zu suchen!

Nachdem Christof auf der Jubiläumstour Berg und Wasser ausgiebig in der Historie schwelgt, sei mir ein Ausflug in die Vergangenheit erlaubt!

Die Ausfahrt aus Peking haben wir 1999 gemeinsam für die Reise „Kaiserliches China“ erkundet, im Rahmen einer Pilottour. Die Älteren werden sich erinnern: Es gab kein Google Maps, kein GPS und keine detaillierten Karten von China. „Trial and Error“ hießt die Devise!

Die damals gefundene Route fahren wir auch heute noch, fast unverändert. Nur, was damals noch Feldweg war, ist nun achtspurige Straße, was einst Dörfer waren, sind nun Hochhaussiedlungen. Die Stadt ufert aus. Sechs Autobahnringe weit. Letzter quert kurz vor Yangfang (nun Weifang, warum auch immer!), unser traditionellen Mittagsstation.

Um der Nostalgie willen, und weil wir wirklich Hunger haben, kehren wir auch heute wieder etwas südlich von Yangfang ein. Es gibt leckere Maultaschen!

Kurz hinter Yangfang beginnt der malerische Teil der ersten Etappe. Fast bis zum Hotel geht es an einem Kanal entlang. 1999 war das noch ein Feldweg. Heute ist es, bis auf ein kleines Stück, eine autofreie Straße mit Flüsterasphalt! (und 1 km alte Strecke, Schlagloch übersät, der Nostalgie wegen!).

Nostalgisch, oder besser gesagt historisch, geht es auch am nächsten Tag weiter! Wir radeln um den Ming-Gräber-Stausee und dann auf Schleichwegen, die teilweise noch die alten, historischen, immerhin 600 Jahre alten Steinplatten aufweisen, zu den Ming-Gräbern.

Die alten, unrenovierten Gräber dürfen wir leider nicht besichtigen, da sind die Strickmadame und der rüstige Rentner vor! (siehe Bildergalerie).

Aber das allererste Grab, das Changling, besichtigen wir und machen Yongle, den geliebten Despoten, der die Hauptstadt 1406 von Nanjing nach Beijing verlegt hat unsere Aufwartung. Dass der gute Mann den Thron an sich gerissen und seinen Neffen, wenn nicht beiseite, dann doch um die Kaiserwürde gebracht hat, kein Wort auf den Erklärungstafeln. In China mag man die historischen Helden eher eindimensional. Nun gut, im Westen zumeist auch…

Nach der Dosis Kultur geht es dann in die Berge, über den einzigen Pass auf dieser Tour. Auf der Passhöhe gibt es Gipfelbirne und einen tollen Ausblick. Eine Stunde später sind wir an der Chinesischen Mauer. Essen die inzwischen Kult gewordene gegrillte Regenbogenforelle am Fuße der Mauer.

Setzen unsere Füße auf das historische Bauwerk und sind damit laut Mao Zedong endlich vollständige Menschen (er sprach von Männer, aber wir wollen keine Korinthen spalten!).

 

Strecke 15.10.2015 Beijing – Changping

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Strecke 16.10.2015 Changping – Huanghua

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Flüssiges Brot und Spiele

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Durch Pekings Norden: Sport am Vogelnest, Kunst im 798

Premiere! Wir fahren in Pekings Norden und besichtigen das berühmte Vogelnest, das Olympiastadion von 2008 und demnächst wieder 2022.
Und wir sind fast allein. Wie jeder Ausrichter der Olympischen Spiele hat Peking ein Problem: Was tun mit den Sportstätten, wenn die Spiele vorbei sind?

Nun gut, 2022 ist gesichert, dieses Jahr im August fand die Leichtathletik-WM in Peking statt und ab und zu gibt es ein kleineres Ereignis.
So wie heute. Kinder und Jugendliche proben für was auch immer und tragen rote Fahnen durch den Innenraum. Ein paar hundert Besucher verirren sich im weiten Rund.

Henning, der Maschinenbau-Professor kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Von Weitem ob der gewagten Konstruktion. Von Nahem aufgrund der vielen provisorisch an den Stahlträgern befestigten elektrischen Kabel. Sieht nicht schön aus und trübt den Eindruck, meint Henning.

Wo er Recht hat, hat er Recht! Aber das ist nun mal China: Nur nicht in die Ecken und gar unter die Betten schauen! Da fällt mir die Geschichte mit der Kakerlake und dem Wohnheim ein! Aber das gehört nicht hierher…

Trotz allem hat uns das Olympiagelände beeindruckt und wir fahren weiter durch die Nordstadt in Richtung Kunst.

Dashanzi ist unser Ziel. Achtung – trendy! Bedenkt man, dass auf dem mit russischer Hilfe und (ost-)deutschem Know-How aufgebauten Fabrikgelände noch vor 25 Jahren Raketenteile hergestellt wurden, ist die Entwicklung in Dashanzì umso erstaunlicher. Avantgarde war Ende der 1990er das Thema, als sich die Künstler nach missglückten Versuchen nahe des alten Sommerpalastes Yuanming Yuan und in Tongxian im Osten der Hauptstadt hier einquartierten. Der Mainstream hat die Gegend schon längst in Beschlag genommen, dennoch gilt das Viertel mit seiner Mischung aus trendigen Galerien, heruntergekommenen Fabriken und schicken Clubs als erste Adresse für die hauptstädtische Avantgarde.

„Könnte auch in Berlin sein!“, bemerkt Barbara und trifft den Nagel auf den Kopf. Die Gruppe fühlt sich entsprechend zuhause und stromert über das Gelände, während ich mir einen doppelten Espresso gönne. Mit Blick auf eine ausrangierte Dampflok. Hatte ich die nicht damals auf meiner Minitrix?

Mit dem einsetzenden Berufsverkehr sind wir zurück am Hotel. Heide, Anton und ich genießen noch ein Schmutzbier in der Great Leap Brewery (daher der Blog-Titel).

Den Tag beschließen wir mit einem zünftigen Feuertopf in der „Geisterstraße“ (Guijie) genannten Fressgasse unweit des Hotels und drehen dann eine nächtliche Runde durch Peking. Nachtselfies müssen wir noch einmal üben!

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Regenmacher gesucht!

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Auf Kaisers Spuren, zu Rad, Fuß, Rikscha und Metro

Herbst in Peking. Dass das Wetter da schön ist, ist ein Allgemeinplatz. Doch aus der Erfahrung heißt das in der Regel auch: Abends wir es kalt. Teilweise empfindlich kalt. Wenn die Sonne ausnahmsweise mal hinter den seltenen Wolken verschwindet, auch.

Ich erinnere mich an dicke Pullover, die ich während meines Studiums in Peking ab Oktober immer dabei hatte.

Und heute? Gerade sind wir von unsere Ente, die pünktlich um halb acht klingelte, den guten Kilometer bis zum Hotel zurückgelaufen, vorbei an Pärchen, die die Parkbänke in Liebesnester umfunktioniert haben, an tanzenden Menschen, die die milde Abendluft genießen.

Warm ist es, tagsüber gute 25 Grad, so warm, dass wir zuweilen den Schatten suchen. Und abends immer noch um die 20. Da habe ich die Rolle des Regenmachers wohl an die Kollegen abgetreten. Aktuell ist das Christof.

Entsprechend gut gelaunt sind wir heute durch Peking geradelt. Sind über den Platz des Himmlischen Friedens gelaufen und haben uns gewundert, wo die vielen Menschen herkommen. Gestern war Peking noch fast menschenleer, heute drängten sich ein paar zehntausend Touristen allein über den Tian’anmen-Platz und durch die Verbotene Stadt. Fast wie zur Goldenen Woche vor einigen Tagen, als ganz China frei hatte und halb China unterwegs war!

Unsere Räder hatten wir am Vordertor (Qianmen) abgestellt. Nun stehen wir am Ostausgang des Kohlehügels und müssen zurück zum Ausgangspunkt. Auf allgemeinen Wunsch machen wir das in zwei Etappen: Mit der Fahrradrikscha zur U-Bahn-Station und dann mit der U-Bahn zum Qianmen.

Dann noch drei Kilometer im anhebenden Berufsverkehr erstaunlich flüssig zurück zum Hotel.

Am Abend dann Peking-Ente! Lecker!

P.S. Selfies können wir auch!!!



Anmerkung: Der heutige Track fiel leider wieder einmal der Garmin-Software zum Opfer!

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Durch Pekings Wohnzimmer

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Durch die Pekinger Hutongs. Perfektes Wetter!

Das mit dem Frühstück müssen wir noch einmal üben. Heide und Anton frühstücken von 7:30 bis 8:00, ich von 8:01 bis 8:30 und Barbara und Henning von 8:31 bis 9:05. Jeweils haben wir uns knapp verfehlt. Macht aber auch nichts, fest ausgemacht hatten wir ja nichts und (fast) pünktlich kurz nach 9 sitzen wir auf den Rädern.

Eilig haben wir es nicht, denn wir wollen Peking ja in den nächsten Tagen mit Muße erkunden.

Heute radeln wir als Einstimmung erst einmal durch das Pekinger Wohnzimmer: Die Hutongs, jene Altstadtgassen, über die vor einigen Jahren schon das Todesurteil gesprochen war und die nun lebendiger denn je sind.

Die Gegend rund um unser Hotel, dort wo früher die Gefolgsleute des Kaisers ihre schicken Familienresidenzen hatten, sind nun wieder in und hip. Der Nanluogu Xiang, einst eine beschauliche Altstadt-Gasse, ist nun DIE Partymeile von Peking. Nun ja, schön bunt, aber nicht wirklich unser Bier.

Rasch überqueren wir den chinesischen Ballermann und sind zurück im Wohnzimmer. Fahren an Schach spielenden alten Herren vorbei, die ihr Unterhemd über den dicken Bauch gerollt haben, beobachten Bauersfrauen, die ihr Gemüse auf einem Lastenfahrrad an der Gassenecke feilbieten.

Schoßhunde jagen Katzen, Kinder machen sonnige Spaziergänge mit ihrem Großeltern. Wir durchqueren einen Gemüsemarkt, probieren chinesische Sesambrötchen, noch herrlich warm.

Und stehen plötzlich (wenn auch geplant!) auf der Straße des Ewigen Friedens. Was für ein Kontrast!

Von hier ist es nicht mehr weit zum Platz des Himmlichen Friedens, wir biegen auf den riesigen Platz, genießen die fast autofreie Fläche und lassen rollen.

Südlich vom Vordertor, dem ehemalig wichtigsten Stadttor Pekings, kehren wir in der alten Vorstadt in meinem neuen Lieblingsrestaurant ein, einer originellen Peking-Oper-Kneipe mit entsprechendem Dekor.

Frisch gestärkt führt uns der Nachmittag auf die Einkaufszeile Dazhalan und, da das Wetter so schön und die Zeit noch frisch ist, zum Himmelstempel, der eigentlich morgen auf dem Programm stand.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir dann wieder im Hotel. Müde, sonnengegerbt und die Erkenntnis reicher, dass Peking eine ziemlich spannende Fahrradstadt ist!

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250 = 249

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Peking ohne Smog

„Macht 250 Yuan!“, sagt die Chefin im China-By-Bike-Stammrestaurant Duowei Ju.

Ich drehe mich zu meiner heute angekommenen Gruppe um und frage, was sie schätzt. Wieviel das heutige Abendessen kostet.

„600!“, sagt Henning.

„300, nein, 350!“, vermutet Barbara.

Anton und Heide liegen beide zwischen 40 und 50 Euro, also 300 und 350 Yuan.

Die Restaurant-Chefin nimmt unser Zögern als Verstimmtheit.

„250, könnt auch gerne 249 Yuan geben!“, sagt sie peinlich berührt.

Ich brauche eine Weile, um zu verstehen, was in ihrem Kopf vorgeht. Ein 250er ist in China kein wirklich guter Mensch. Einem Chinesen eine 250 an den Kopf zu werfen ist in etwa gleichzusetzen, zu einem Türken „Fick Deine Mutter!“ zu sagen.

An der 250 hatte sich zwar keiner aufgehängt, aber wir haben einen Yuan gespart. Es leben die kulturellen Unterschiede! 😉

Hier sind wir also, Heide, Barbara, Anton und Henning sowie meine Wenigkeit, bereit, Peking und Shanghai mit Rad zu entdecken. Zwei Räder – Zwei Städte heißt die Tour, die nun zum ersten Mal stattfindet. Und das Wetter verwöhnt uns, Peking begrüßt uns mit klarstem Wetter und strahlendem Sonnenschein. Heute waren wir erst einmal zu Fuß durch die Pekinger Altstadtgassen (Hutongs) unterwegs. Morgen werden wir dann auf das Fahrrad umsteigen.

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